Neue Proteste am Freitag in München: 1.600 LKWs in der Innenstadt – auch Hubert Aiwanger auf der Theresienwiese
München - Nach den Bauern und den Lokführern – jetzt die Brummifahrer. Seit den frühen Morgenstunden am Freitag rollen rund 1.600 riesige Sattelzugmaschinen aus ganz Bayern mit und ohne Anhänger auf München zu. Und dann mitten im Berufsverkehr über den Mittleren Ring in die Stadt hinein auf die Theresienwiese. Dort machen sie auf einer Protestkundgebung von 10 bis 16 Uhr ihrem Ärger über die Haushaltspolitik der Ampelregierung Luft.
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Seit 7 Uhr ist die Theresienwiese für die Zufahrt der Trucks geöffnet, seit 10 Uhr sollen alle angekommen sein. Von 11.30 bis 13.30 Uhr gibt es Reden. Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hat sein Kommen angesagt. Unter "Hubsi!!!- und "Bravo"-Rufen traf auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger auf der Theresienwiese ein.

Ursprünglich hatte der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) 500 Lastwagen und bis zu 1.000 Personen angemeldet. "Inzwischen rechnen wir aber mit 1.000 LKW", erklärt der Münchner LBT-Hauptgeschäftsführer Stephan Doppelhammer der AZ. "Dazu kommen sicher auch etliche Traktoren von Bauernverbänden, die sich anschließen." Gegen 11 Uhr waren bereits 1.600 Lkw zur Theresienwiese gekommen und mit weiteren wurde laut Veranstalter noch gerechnet.

Brummi-Protest in München: Viele Fahrer kommen mit 18 Meter langen 40-Tonnern
Die LKW-Fahrer wollten vor allem mit 40-Tonner-Sattelzügen anrollen, geschätzt ein Drittel davon mit Auflieger, die Riesengefährte sind dann rund 18 Meter lang. "Wir kommen über alle Autobahnen in die Stadt", sagt Doppelhammer, "vor allem über die Salzburger, aus Richtung Nürnberg, Passau und Deggendorf." Über den Mittleren Ring brausten die Diesel-Trucks schließlich Richtung Theresienwiese.

Der Verband hatte den Fahrern zwei Möglichkeiten empfohlen: über die Ring-Ausfahrt Hansastraße, Radlkoferstraße und Bavariaring die Bavaria oder die Wiesn-Einfahrt Poccistraße anzusteuern. Oder über die Ring-Ausfahrt Landsberger Straße zum Haupteingang der Theresienwiese zu fahren. Alle Teilnehmer sind aufgerufen, illegale Aktionen, Übergriffe und persönliche Anfeindungen zu unterlassen.
Straßen sollen nicht blockiert und Rettungswege freigehalten werden. Vor allem sollen die Brummifahrer darauf achten, die Hauptfeuerwache 1 nahe Sendlinger Tor und das LMU-Klinikum an der Lindwurmstraße zugänglich zu halten. Ring und Umweltzone dürfen trotz Dieselfahrverbot von den Brummis befahren werden, diese Ausnahme erlaubt am Freitag das Versammlungsrecht, erklärt das KVR auf AZ-Nachfrage.
LKW-Fahrer wollen in München demonstrieren: Statt 4.500 plötzlich 8.850 Euro für einen 7,5-Tonner
Die Transporteure, die sonst etwa Baustoffe, Getränke, Lebensmittel, Fahrräder, Autoteile und Holz bis hin zum Schwerlastkran über Bayerns Straßen fahren, protestieren vor allem gegen die erhöhte LKW-Maut (Stichwort #mauteverest). Die Ampelregierung hat die Mautgebühren für 2024 mit plus 83 Prozent nahezu verdoppelt. Was das konkret für ein Transportunternehmen bedeutet, rechnet der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) für die AZ vor: Bislang sind beispielsweise für einen wendigen 7,5-Tonner, der im Jahr 50.000 Kilometer auf mautpflichtigen Straßen innerhalb Deutschlands unterwegs ist, 4.500 Euro an LKW-Maut angefallen – in der günstigsten Emissionsklasse (Euro VI-Diesel).
Jetzt sind 8.850 Euro fällig, also fast doppelt so viel. "Bei älteren Fahrzeugen mit schlechteren Emissionsklassen", so LBS-Sprecher Ulrich Pfaffenberger, "ist es noch teurer. Andere Unterschiede ergeben sich aus den Gewichtsklassen und der Zahl der Achsen." Für den Transportunternehmer Gunther Weber (62), der mit seinen 32 Lastwagen pro Jahr 2,3 Millionen Tonnen Rohstoffe für die Glasindustrie befördert, heißt das, dass er jetzt pro Monat statt 30.000 Euro LKW-Maut fast 60.000 Euro zahlen muss.
"Das geht einfach nicht", sagt er – und reiht sich deshalb, aus der Oberpfalz kommend, in den Protest in München ein."Wenn wir diese Maut-Mehrkosten umlegen, wird für die Bürger jedes Produkt, das wir fahren, teurer, vom Apfel über das Laptop bis zum Auto", erklärt Stephan Doppelhammer vom LBT.

"Miserable Sanitäranlagen sind kein Spaß für LKW-Fahrer"
Die Brummifahrer fordern außerdem Investitionen in Straßen, Brücken und Übernachtungsparkplätze. "Auf überfüllten Parkplätzen an der Autobahn mit miserablen Klos und Sanitäranlagen ausruhen zu müssen, ist wirklich kein Spaß für LKW-Fahrer", so der Verbandsgeschäftsführer.
Die Polizei hat empfohlen, trotz des gleichzeitigen Bahnstreiks auf Autofahrten zu verzichten, ab dem frühen Morgen müsse mit Verkehrsbehinderungen gerechnet werde. Bei einer Überfüllung der Theresienwiese könne es auch zu Umleitungen kommen. "Gezielte Blockaden und andere Störaktionen werden nicht toleriert", hieß es, "die Polizei wird entsprechend einschreiten". Zudem haben eine Vielzahl von Straßen, Brücken und Unterführungen im Stadtgebiet "gewisse Beschränkungen in Bezug auf Höhen oder Traglasten", auch das müsse von den LKW-Fahrern berücksichtigt werden.
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