Neue Führungen für Münchner: Streifzüge durch die eigene Stadt
München - Sie wirkt eher schlicht, die St.-Andreas-Kirche im Schlachthofviertel. Doch umso spektakulärer ist die Geschichte der Pfarrei: Weil zunächst kein Kirchenbauplatz vorgesehen war, wurde kurzerhand erstmal ein umgebauter Hotel-Tanzsaal geweiht.
Das war anno 1923. Aus der einstigen Notkirche ist längst eine "richtige" Pfarrkirche entstanden - und in ihrer direkten Nachbarschaft gibt es auch 2021 noch alte Handwerksbetriebe, einen Büchsenmacher oder einen Wanderbrauer.
Viel Wissenswertes und Spannendes rund ums Schlachthofviertel
Dieser bietet in der Kiosk-Kneipe "Bierkiste" Traditionelles wie Kreatives an: vom Augustiner über die hauseigenen Tilmans-Biere bis zum Imperial Flat White Coffee Porter. Stärken kann man sich wahlweise auch mit einem Glas Milch, und dann geht's auch schon weiter - mit einer offiziellen Gästeführerin der Stadt, die viel Wissenswertes und Spannendes rund ums Schlachthofviertel zu berichten weiß.
Diese Tour wird von München Tourismus angeboten und ist Teil eines großen neuen Gemeinschaftsprojekts von Tourismusverbänden und dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Oberbayern. Die Kampagne firmiert unter dem etwas komplizierten Namen "Geheimatorte", womit geheime Orte in der Heimat gemeint sind.
Geworben wird für zunächst 50 Ausflugsziele in München und Oberbayern. Allen gemeinsam ist, dass sie bislang eher unbekannt und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
Das Ziel: Mit einem attraktiven Alternativ-Angebot will man Ausflügler besser verteilen, überfüllte touristische Hotspots vermeiden, Staus verhindern und die Menschen wieder für öffentliche Verkehrsmittel begeistern.
Fakt ist, dass die Besucherzahlen in und um München vor allem auf dem Höhepunkt der Coronapandemie erheblich zurückgingen - und damit auch die Fahrgastzahlen. Zugleich wälzten sich Blechlawinen durch begehrte Alpen- und Seeregionen, was Menschen und Umwelt gleichermaßen belastete.

"Wir wollen gemeinsam nachhaltigen Tourismus fördern und auch zeigen, welche tollen Ausflugsmöglichkeiten es in der Stadt gibt", sagt Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), der mit dem neuen Angebot von eher unbekannten Ausflugstipps auch auf (wieder) mehr Besucher von außerhalb hofft.
Viele Orte liegen in ÖPNV-Nähe
Die ersten 50 geheimen Orte, die sich tatsächlich sogar im Olympiapark oder am Wiener Platz aufspüren lassen, erreicht man allesamt mit einem Mini-Fußweg vom ÖPNV-Halt bis zum Ziel. Nur rund sechs Minuten braucht's beispielsweise von der Bushaltestelle, um dann katzengroße Pferde und Eiszeit-Giganten im Urzeitmuseum in Taufkirchen/Vils zu bestaunen. Nach drei Minuten Fußweg kommt man zum Schloss Dachau mit Hofgarten, Lindenlaubengang oder Bienenlehrpfad.
Das Angebot ist breitgefächert und auf der neuen Geheimatorte-Webseite zu finden. Dort gibt es zu jedem Ausflugsziel umfassende Infos, Tipps, Fotos und Anfahrtsbeschreibungen mit Verknüpfung zum Bayernfahrplan.
Wer einzelne Münchner Stadtviertel besser beziehungsweise anders kennenlernen will, kann über die Webseite auch Touren buchen - wie jene durchs Schlachthofviertel.

Diese Tour führte noch vorbei am einstigen Wohnhaus von Albert Einstein, dann ging's durchs Kreativquartier Bahnwärter Thiel und zum eindrucksvollen Volkstheater-Neubau. Den Abschluss bildete ein kulinarischer Besuch in der Alten Utting. Wo sonst findet schon ein alter Ausflugsdampfer seinen Ankerplatz auf einer Eisenbahnbrücke?
Keine Frage: Im traditionsreichen Schlachthofviertel wird auch viel experimentiert. Hier lassen sich zig geheime Orte entdecken, die Lust machen, nach weiteren zu suchen.