Neue Direktverbindung: Bahn baut Angebot von München nach Italien aus
München - "Spätestens im Jahr 2026", kündigte die Trenitalia kürzlich an, wolle man München und Mailand verbinden. Und das in einer Fahrtzeit von nur noch knapp über vier Stunden ohne Umsteigen (bisher: mit Umsteigen mehr als sieben Stunden).
Das Ziel halten Experten, was die Fahrtzeit betrifft, allerdings für sehr ambitioniert – weite Teile der Strecke sind schließlich noch nicht ausgebaut.
Wie berichtet, wollen die Italiener auch ihr Flaggschiff, den Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa, künftig bis München fahren lassen (s. Stichpunkte unten). Schon 2024 werden München-Italien-Verbindungen ohnehin attraktiver. Weil die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) angekündigt hat, dann ihre modernen Railjet-Züge von München über den Brenner fahren zu lassen und nicht mehr die alten österreichischen Eurocity-Wagen.
Neue Direktverbindung von München nach Brescia geplant
Und nun gibt es für die Münchner, die gerne mit dem Zug nach Italien fahren, noch weitere gute Nachrichten. Wie Rai News, der öffentlich-rechtliche italienische Fernsehsender, berichtet, soll es konkret ab dem Winter 2025 eine nachmittägliche Direktverbindung von Mailand nach München geben.
Und: Einen "Direktzug-Frühzug von München nach Brescia" in sechseinhalb Stunden Fahrtzeit mit Halt unter anderem am Brenner und in Bozen. Zudem ist in dem Bericht die Rede von einem "Direktzug am Morgen von München nach Bozen in nur vier Stunden". Hier ist das "nur" aber relativ, die regelmäßig verkehrenden Züge der ÖBB brauchen teils sogar einige Minuten weniger.
Neuer Nachtzug fährt von München bis nach Warschau
Das Angebot wächst also weiter, denn erst kürzlich ist auf X (ehemals) Twitter ein Fahrplan aufgetaucht, der eine neue Nachtzugverbindung von München aus zeigen soll. Abfahrt Hauptbahnhof 18.35 Uhr, Abfahrt Ostbahnhof 18.45 Uhr. Über Rosenheim (19.21 Uhr) und Salzburg (20.30 Uhr) geht es nach Wien (23.07 Uhr).
Das eigentliche Ziel der Reise – und für Münchner neu und interessant – ist aber die polnische Hauptstadt Warschau, wo der Zug am Morgen danach um 9.11 Uhr ankommen soll.
Wie bei anderen Nachtzügen könnte es für Münchner Städtetouristen also besonders interessant sein, so anzureisen, da man eine Nacht im Hotel spart und trotzdem gleich einen ganzen ersten Tag in Warschau nutzen kann. Oder viel Zeit hat, um in Polen noch weiterzureisen.
Losgehen soll es das erste Mal schon am 10. Dezember. Auf Nachfrage der AZ bestätigt eine Sprecherin der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), dass es den Zug geben soll. Allerdings werden die Züge wohl nicht federführend von der ÖBB betrieben. Aus Wien heißt es, es werde sich um einen Zug des polnischen Bahnunternehmens PKP handeln. Zu Details wie der Ausstattung der Züge könne man sich bei der ÖBB aktuell nicht äußern.
Erst zuletzt verkündete die ÖBB neue konkrete Pläne, die auch die Münchner mitunter betreffen. Die AZ gibt einen Überblick.
Züge von und nach München: Das ändert sich mit dem Fahrplanwechsel
- Kürzlich hat die italienische Bahn angekündigt, in wenigen Jahren mit modernen Hochgeschwindigkeitszügen von München über den Brenner fahren zu wollen. Nun werden die Italiener von den Österreichern überholt. Schon ab April 2024 werde man Railjets der neuen Generation auf der Strecke Richtung Verona und Bologna fahren lassen (wo bisher alte Eurocity-Wagen unterwegs sind), kündigte die ÖBB konkret an.
- Auf der Strecke Frankfurt/Main – München – Salzburg – Klagenfurt fahren bisher ebenfalls alte Wagen (als Intercity oder Eurocity), hier sollen in Kooperation mit der Deutschen Bahn schon ab dem Fahrplanwechsel im Dezember ICE4 (also der neuen Generation) eingesetzt werden. Damit verschwinden die alten Intercity-Wagen aus dem Bild am Münchner Hauptbahnhof.
- Zwischen München und Salzburg verspricht die ÖBB von etwa 6 Uhr bis 21 Uhr stündlich Fernverkehrszüge, zwischen Innsbruck und München von 6.40 Uhr bis 21.40 Uhr einen Zwei-Stunden-Takt.
- Auch für Münchner, die mit dem Nachtzug vom Ostbahnhof nach Hamburg wollen gibt es Verbesserungen. Hier sollen ab dem Jahreswechsel komplett neue Nachtzug-Wagen zum Einsatz kommen – unter anderem mit Einzelkabinen im Liegewagen.

Bahn-Experte frohlockt: "Reisen von München aus wird immer attraktiver"
Der Bahn-Experte und Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek (Grüne) zeigte sich bei Bekanntwerden der ÖBB-Pläne auf AZ-Anfrage erfreut über die Neuigkeiten – und verband sie gleich mit einem kleinen Seitenhieb auf die Deutsche Bahn. "Es geht was voran, endlich!", sagte er. "Klimafreundliches Reisen von München aus wird dank der ÖBB immer attraktiver und bequemer. So bewegt man Leute zum Umsteigen!" An den Österreichern solle sich Deutschland mal ein Vorbild nehmen, sagte Janecek.
Die ÖBB und die Deutsche Bahn meldeten, insgesamt sei die Zahl der Fahrgäste zwischen Deutschland und Österreich in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 40 Prozent angestiegen. "Mit neuen Zügen, mehr Komfort und mehr Verbindungen wollen wir das Wachstum weiter ankurbeln", hieß es in einer Mitteilung.
München wichtiger Haltepunkt: ÖBB will Fahrgastzahlen im Nachtzugverkehr verdoppeln
Insbesondere gilt das weiterhin für den Nachtzugverkehr (für den München ein wichtiger Haltepunkt ist). "Bis 2030 wollen wir die Fahrgastzahlen im Nightjet-Verkehr verdoppeln", sagte ÖBB-Vorständin Sabine Stock. Auch abseits von München investiert das Unternehmen weiter in das Deutschland-Geschäft.
So kündigte man an, ab Dezember eine Nachtverbindung von Berlin und Wien nach Paris und Brüssel anzubieten, anfangs drei Mal die Woche, ab Herbst 2024 dann täglich. Was bereits feststeht: Die ganz neuen Nachzug-Wagen sollen auf weiteren Verbindungen eingesetzt werden. Davon dürften dann auch wieder die Münchner profitieren.
Fahren die Hochgeschwindigkeitszüge schneller?
Eine Frage hatte die ÖBB zuletzt jedoch offen gelassen. Werden die Züge nach Italien für die Münchner nächstes Jahr auch schneller, obwohl die Strecke noch nicht ausgebaut ist? Oder können Münchner Italien-Reisende mit dem Railjet "nur" den Komfort eines modernen Hochgeschwindigkeitszugs genießen? Die AZ hakte nochmal nach. "An den Fahrtzeiten ändert sich nichts", heißt es aus Wien, "die Strecke bleibt unverändert".
Offenbar gibt es also keinen Zeitgewinn, weiter lange Standzeiten am Brenner. Andererseits ist die Antwort für einige Münchner wohl auch eine gute Nachricht. Schließlich werden wohl irgendwann mit einer Hochgeschwindigkeitsverbindung auch viele Halte und damit umsteigefreie Reisemöglichkeiten von München wegfallen. "An den Fahrtzeiten ändert sich nichts" dürfte aber bedeuten, dass man weiter regelmäßig von München ohne Umsteigen etwa nach Brixen oder Trient kommt.
- Themen:
- Deutsche Bahn AG
- ICE
- München