Neue Betrugsmasche: Zwei Fälle, schon 300.000 Euro Schaden
München - Betrüger, die Menschen am Telefon Geld abschwatzen, systematisch und indem sie immensen psychischen Druck aufbauen – von sogenannten Callcenter-Betrügern hört man regelmäßig.
Nun macht die Münchner Polizei auf eine neue Variante aufmerksam. Bei dieser werden gezielt chinesische Personen von chinesisch sprechenden Tätern kontaktiert, wie Andrea Föckler, Sachgebietsleiterin Kriminalprävention, erklärt.
Über Wochen hinweg wird der Kontakt aufrechterhalten und ein Drohszenario aufgebaut, an dessen Ende Geld auf ein chinesisches Konto überwiesen werden soll. Viel Geld.
Die Opfer sind oft Studenten. Etwa 9000 Studierende aus China gibt es in Bayern, 70 Prozent davon in München, so die Polizei.
In diesem Jahr bereits zwei Fälle – mit 300.000 Euro Schaden
Im noch jungen Jahr 2025 hat die Polizei bereits zwei derartige Fälle zu verzeichnen. Im ersten hatten unbekannte Anrufer einen 21 Jahre alten chinesischen Studenten, der vorübergehend in München wohnt, zwischen November und Mitte Januar immer wieder kontaktiert, telefonisch und über einen Messenger-Dienst, und ihm vorgetäuscht, seine Ausweisdaten seien missbraucht worden.
Mit diesen sei ein Konto eröffnet worden, dass mit Geldwäsche in Verbindung steht. Er solle nach China kommen, um eine Kaution zu bezahlen. Ihm wurde angeboten, er könne weitere Schritte durch eine Überweisung abwenden. Er kratzte bei Verwandten und Bekannten 150.000 Euro zusammen und überwies diese auf ein Konto in China. Erst danach wurde er stutzig und wandte sich an die Polizei.
Fast im gleichen Zeitraum wurde eine 33-Jährige in München lebende Chinesin mehrmals von angeblichen Mitarbeitern einer chinesischen Mobilfunkfirma kontaktiert. Ihre Daten seien für eine Straftat aus dem Bereich Vermögensdelikte verwendet worden. Der Schaden läge bereits im Millionenbereich. Sie wurde dabei sogar an angebliche Polizeibeamte in Shanghai vermittelt, die dies bestätigten. Die Kommunikation mit verschiedenen angeblichen Amtsträgern zog sich über Wochen, der Frau wurde gedroht, ein Gericht in China habe das Einfrieren ihrer Konten und einen Haftbefehl gegen sie angeordnet. Man bot ihr schließlich die Zahlung einer Sicherheitsleistung an, um dies abzuwenden. Die 33-Jährige überwies ebenfalls 150.000 Euro nach China.
Die Polizei setzt verstärkt auf Aufklärung
Dieses neue Phänomen trete nicht nur in Bayern, sondern auch bundesweit und im Ausland auf, so Thomas Schedel, Leiter des K61. Der Polizei sind aus dem Jahr 2023 15 vollendete Taten bekannt. Gesamtschaden: über 500.000 Euro. 2024 liegt der Schaden bei über 900.000 Euro. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, so Schedel.
Weil die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei in diesen Fällen beschränkt sind, setzt die Münchner Polizei hier stark auf Prävention. Um potenzielle Opfer auf die Masche aufmerksam zu machen, arbeitet sie mit verschiedenen Universitäten, dem Studierendenwerk und Organisationen für chinesische Studenten zusammen. Leistet Aufklärungsarbeit auf Veranstaltungen für internationale Studenten. Dabei gehe es auch darum eventuelle Vorbehalte gegen die Polizei abzubauen und die Hemmschwelle zu senken, sich Hilfe zu holen, so Schedel.
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