Neue Ausstellung im Verkehrszentrum: "Bikesharing - das Radeln neu erfunden"
München - Per App orten, den QR-Code mit dem Handy scannen, auf "buchen" klicken und schon öffnet sich das Schloss. So leicht kann man die neueste Generation der Bikesharing-Radln von Call a Bike oder anderen Systemen ausleihen.
So einfach war das nicht immer. Vor gut 20 Jahren, als die ersten Leihradl durch München rollten, standen die immer neben einer Telefonzelle, denn den Code zum Öffnen musste man telefonisch erfragen.
Seitdem hat sich viel getan: in der Technologie und ihren Möglichkeiten, aber auch in der Bedeutung von Bikesharing. Eine neue Sonderausstellung des Verkehrszentrums des Deutschen Museums und der Deutschen Bahn (DB) schaut auf diese Entwicklung - und auf die Zukunft.
München war Vorreiter in Sachen Bikesharing
Von den Fahrradtypen, über die Technik zum Absperren und Ausleihen bis zu verschiedenen Leihsystemen weltweit und die Historie der Bikesharing-Idee an sich.
Warum diese Schau gerade in München zu sehen ist? Die Stadt war Vorreiter und Ursprungsort. Die Studenten Christian Hogl und Josef Gundel erfanden 1997 mit ihrem Start-up Call a Bike das erste Leihrad-System, das noch dazu ohne feste Stationen auskam. 2002 übernahm die Deutsche Bahn das Unternehmen.

13.000 Leihräder in über 80 Städten bietet alleine Call a Bike mittlerweile an, oft in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune. In München gibt es 224 Stationen. Mittlerweile im Wettbewerb mit anderen Anbietern, in München etwa den Rädern der MVG und dem internationalen Anbieter Tier.
Beim Bikesharing ist noch immer Luft nach oben
Dem Bikesharing – als wichtigem Teil der Verkehrswende – gehört die Zukunft, da sind sich die Ausstellungsmacher sicher – als Ergänzung zum ÖPNV und für die sogenannte letzte Meile. Und mit Blick auf Klimawandel und immer voller werdende Städte. "Die Zukunft der Mobilität ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema", sagt Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums. Dabei gehe es auch darum, wie man Mobilität sozial gerecht gestalte. Das zeige sich auch daran, dass Angebote je günstiger sie seien, am besten genutzt würden – und deren Radl am wenigsten zerstört.

Und es ist noch Luft nach oben bei den Nutzerzahlen: Ein integriertes System, in dem alle Anbieter auf einen Blick zu sehen sind und in dem die Kosten beispielsweise in der ÖPNV-Monatskarte enthalten wären, sei sicher erstrebenswert, sagt Isabella Grahsl von der DB Connect. "Das ist das, wo wir hin müssen mit Blick auf eine breite Nutzung und die Verkehrswende."
Das erste Bikesharing-System wurde 2005 in Paris gegründet
Die Idee von Leihrädern geht übrigens schon auf die 60er Jahre zurück, als die Protestbewegung Provo in Amsterdam weiße Fahrräder zur freien Nutzung verteilte, um auf ökologische und soziale Probleme aufmerksam zu machen. In den 70er-Jahren gab es erste Versuche in Frankreich, ab den 90ern in Dänemark.
In Paris wurde das erste Bikesharing-System 2005 gegründet, 2008 ein erstes in Brasilien. In New York stehen 17.000 Räder an 1.000 Stationen. 12.000 Leihräder gibt es in London, 30.000 in Tokyo. Und in Bogota in Kolumbien kann man auch Radl mit Kindersitz oder Handbikes für Rollstuhlfahrer ausleihen.
"Bikesharing - das Radeln neu erfunden" bis 16.4.23 in Halle I des Verkehrszentrums.
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