Museum mit Neurolab und Kochnische: So soll das Biotopia aussehen
München – Kinder, die sich Sorgen über die Abholzung der Wälder machen, Tier- Aufnahmen wie aus einer Naturdoku von Richard Attenborough im Kontrast zu Bildern von Umweltzerstörung und Industrie - schon der kurze Film, der zu Anfang der Info-Veranstaltung über den Neubau des Museums Mensch und Natur gezeigt wird, ist die ganz große Show. Sie macht klar, was ein Naturkundemuseum heute leisten muss: Dem Menschen die Schönheit der Natur vor Augen führen - und damit ein Bewusstsein für das fragile Ökosystem der Erde schaffen.
Die ganz große Show, das möchten die Macher des Museums "Biotopia" - so wird das Museums an der Schlossanlage Nymphenburg künftig heißen - in Zukunft auch den Besuchern bieten.
Biotopia will den Menschen die Biologie näherbringen
Am Montagabend gaben sie zum ersten Mal einen Einblick in das, was die Zuschauer dort in Zukunft erwarten soll. "Ganz zentral", so der der Gründungsdirektor Michael John Gorman, sei es, "die Relevanz der Biologie für den Menschen darzustellen."

In dem Museum sollen nicht einfach nur Tiere sortiert nach ihren Gattungen ausgestellt werden (und der Besucher zum Beispiel vom Fledermaus- in den Murmeltierraum geleitet werden).
Vielmehr werden die verschiedenen Bereiche des Museums zeigen, was Mensch und Tier miteinander verbindet: Wie bauen Ameisen ihre Nester - und was können wir Menschen von ihnen lernen? Dabei geht es auch nicht nur ums Sehen, sondern um alle Sinne.

Kindermuseum im Biotopia: spielerisches und interaktives Lernen
Auf den insgesamt 7.000 Quadratmetern des Biotopia, das damit fast dreimal so viel Platz bietet wie zuvor das Museum Mensch und Natur, wird es viel Gelegenheit zum Mitmachen geben: Das fängt an beim Kindermuseum für die Unter-Sechsjährigen, die zum Beispiel den "Bienentanz" lernen und so verstehen, wie Insekten miteinander kommunizieren.
Das Ausstellungskonzept setzt auf spielerisches und interaktives Lernen, doch ist das längst nicht nur etwas für Kinder: In vier Besucherlaboren können die Besucher in Zukunft selbst zum Forscher werden. Im Neuro-Labor können sie zum Beispiel ihre Hirnströme vermessen lassen, sie können erfahren, wie man aus pflanzlichen Stoffen veganes Leder herstellt und bei Experimenten in der Lehrküche des Museums Ergebnisse selbst erschmecken.
Problembär Bruno ist auch im Biotopia ausgestellt
Dabei bleiben "aber auch die Lieblingsstücke aus dem Museum Mensch und Natur erhalten", versichert Gorman - so zum Beispiel der präparierte Problembär Bruno, der zuvor bereits viele nach Nymphenburg gezogen hat.

Beim Bau des Museums wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. Das Dach des Hauses wird zum Beispiel komplett aus Holz gebaut. Darüber hinaus werden die Ausstellungsräume flexibel gestaltet, so dass sie bei Veränderungen der Ausstellungen langfristig gut benutzbar bleiben. Und nicht zuletzt wird der Zugang zum Museum inklusiv gestaltet, damit das Biotopia für alle Besucher gut zugänglich ist - der Eintritt in die Ausstellung im Erdgeschoss soll sogar umsonst sein.
Neben einem Museum ist das Biotopia als Knotenpunkt eines Netzwerkes bayerischer Naturkunde-Museen geplant, das Forschung und Ausstellungen im Bereich der Naturwissenschaften fördert. Für das Auditorium sind 264 Plätze vorgesehen, die endlich genug Platz für Schulklassen, interessierte Bürger oder Forschungspublikum bieten - der Vortragssaal im Museum Mensch und Natur platzte zuvor immer aus allen Nähten.

Biotopia-Architekt hat Erfahrung mit Neubauten an alten Ensembles
Für den Museumsbau wird das alte Annex-Gebäude abgerissen und durch eine moderne Konstruktion ersetzt. Das "Hineinoperieren" moderner Konstruktion in historische Bauten hat Architekt Volker Staab schon an anderen Standorten erprobt. Er hat das Neue Museum Nürnberg oder das Museum der Bayerischen Könige gestaltet. In München arbeitet er eng mit dem Denkmalschutz zusammen.
Nicht alle freilich sind glücklich mit dem Neubau. Besonders der Abriss des früheren "Instituts für Genetik" aus den 60er Jahren wurde kritisiert, aber auch die Baukosten von 200 Millionen Euro.

Eine Petition, den Bau an den Hirschgarten zu verlegen, um die von Corona gebeutelten bayerischen Staatskassen zu schonen, unterzeichneten bislang 1.700 Menschen (Stand 16. Juni, 12 Uhr).
Biotopia: Baubeginn erst 2023, Fertigstellung frühestens 2028
Aufgrund der Bedenken seitens der Bürger haben die Architekten ihre Entwürfe bereits angepasst. Andere Museen seien zudem im Bau deutlich teurer gewesen, sagen sie: etwa das Senckenberg-Museum (316 Millionen Euro) und das Museum für Naturkunde in Berlin (660 Millionen Euro). Diese haben im Vergleich allerdings auch eine größere Ausstellungsfläche.
Mit all seinem Futurismus liegt der Tag, an dem das Biotopia seine Tore öffnet, noch weit in der Zukunft. Der Abriss des bestehenden Gebäudes dauert aufgrund seiner Schadstoffbelastung 18 Monate, weswegen ein Baubeginn erst 2023 möglich wäre.

Bei einer geplanten Bauzeit von fünf Jahren wäre so erst 2028 mit einer Fertigstellung zu rechnen. Diesen Sommer wird sich klären, ob der Bau vom Landtag bewilligt wird. Es sieht gut aus.
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