Neues LMU-Klinikum in der Innenstadt: Massiv gebündelte Heilkunst
München - Als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gemeinsam mit LMU-Spitzenpersonal sowie seinem Parteikollegen und Wissenschaftsminister Bernd Sibler das Eröffnungsband durchgeschnitten hat, spielt ein Saxofonist. In diesem Moment, am Dienstagmorgen, wirkte die Song-Auswahl nicht gerade zufällig. "Heal the World" von Popikone Michael Jackson säuselte das Saxofon.
Krankenwagen können neues LMU-Klinikum jederzeit ansteuern
Die ganze Welt wird dieses Klinikum gewiss nicht heilen können. Aber es könnte ein Vorbild für die Kliniken der Welt sein. Es wird sehr viele Münchner heilen und Leben retten. Denn, hört man dem Vorstandsvorsitzenden des LMU-Klinikums Professor Markus Lerch zu, ist das schon ein recht besonderes Haus.
Geburtenklinik an der Maistraße schließt
"Früher", sagt Lerch, "da hat in München je nach Verletzung teilweise der Krankenwagenfahrer entschieden, wohin der Patient gebracht wird." Das sei nun nicht mehr nötig. Im Zweifel könne man immer dieses Haus ansteuern.
Denn zwölf Disziplinen der Medizin haben hier an der Ziemssenstraße eine neue, zentrale Heimat, gebündelt aus allen Ecken der Innenstadt, auf etwa 12.400 Quadratmetern. Einige wenige Häuser schließen dafür ihre Türen, wie etwa die legendäre, beliebte Geburtenklinik an der Maistraße. Dort wird der Betrieb Anfang 2023 enden. Teile des Hauses sind bereits umgezogen. Langfristig sollen an der Maistraße die Informatiker und Mathematiker der LMU einziehen - so der vorläufige Plan.
Neue LMU-Klinik: 16 Betten in der Intensivabteilung
Bis zu 70.000 ambulante Patienten erwartet das LMU-Klinikum Innenstadt an der Ziemssenstraße jährlich, dazu 15 000 stationäre Behandlungen sowie etwa 30.000 Notfallversorgungen.
Anders gesagt: im Schnitt etwa 80 Notfälle pro Tag. 200 stationäre Betten hat der Neubau, plus 50 Betten an der angrenzenden Ziemssenklinik, mit der der Neubau verschmolzen ist. Über weitere 16 Betten verfügt die Intensivabteilung. In fünf Kreißsälen will die Klinik 2.500 Geburten jährlich ermöglichen, also in etwa sieben Münchner Kindl täglich.
Neue LMU-Klinik: Aufbruchstimmung bei den Ärzten
Während Großveranstaltungen, wie der Wiesn, rechnen die Verantwortlichen mit höheren Zahlen. Schließlich ist die Theresienwiese in Gehweite. Auch während der anstehenden EM-Spiele bereite man sich aktuell auf einen größeren Bedarf an Notfallversorgung vor.
Bei den diensthabenden Ärzten ist Aufbruchsstimmung zu spüren. Sie sprechen von optimalen Bedingungen. Viktoria Bogner-Flatz etwa führt durch die Notaufnahme zum Schockraum. Sie schwärmt beinahe. "Sehen Sie mal in diese Richtung", sagt sie und zeigt in Richtung der Sanka-Rampe. Nur wenige Meter seien das, die das Personal einen Schwerverletzten bis zum Schockraum rollen müsse. Das sei enorm wichtig.
"Ab hier wird stabilisiert, intubiert und in die Computertomografie gefahren", sagt Bogner-Flatz im Schockraum. Der kurze Weg sei in Kliniken nicht selbstverständlich und werde noch mehr Leben retten. Das beweisen auch wissenschaftliche Auswertungen, sagt Bogner-Flatz. Sie rechnet mit etwa ein bis zwei Patienten täglich, die so schwer verletzt sind, dass sie in den Schockraum müssen. Es gibt zwei Schockräume in der neuen Klinik.
Neue LMU-Klinik: Bau verzögerte sich
Seit 2015 wurde die neue Portalklinik in der Innenstadt gebaut. Zuvor machten auch Gedanken die Runde, ob man den Standort nicht aufgibt und alle Abteilungen nach Großhadern umziehen. Doch dann haben sich Freistaat und LMU-Funktionäre für den Neubau entschieden.
Die ursprünglichen Kosten: 98 Millionen Euro. Der Freistaat sicherte 33 Millionen Euro zu, 65 Millionen wollte die LMU selbst investieren. Am Ende wurden es 112,5 Millionen Euro - vorläufig. Die Bauzeit zog sich in die Länge. 2020 sollte die Klinik längst fertig sein. Zum Jahresbeginn hätte die Portalklinik den Betrieb aufnehmen sollen. Möglicherweise war das auch ein Grund für die gestiegenen Kosten. Und am Ende hat sicherlich auch die Corona-Krise eine Rolle gespielt.
Neue LMU-Klinik nimmt Arbeit in zwei Stufen auf
Was wäre eine neue Klinik ohne die besten Geräte. "Die Technik ist auf dem neuesten Stand", sagt LMU-Vorstand Lerch. Von der Magnetresonanztomographie bis zur Angiographie- und Durchleuchtungsanlage sowie die Sonographie: Überall gebe es die modernsten Geräte.
Die Klinik ist bald im Vollbetrieb. In zwei Stufen nimmt sie die Arbeit auf. Am 15. Juni begann der Umzug aus der Maistraße, am 22. Juni ziehen die Innere Medizin und die Chirurgie ein.