Münchner U-Bahnen 3 und 6 den ersten Tag dicht: So ist es gelaufen

Für Monate sind die U3 und U6 nun unterbrochen. Die AZ hat sich am ersten Morgen vor Ort angeschaut, wie es funktioniert - und Pendler gefragt, wie sie durchkommen.
Julia Wohlgeschaffen |
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"Ich bin keine U-Bahn": Die MVG versucht, die Lage mit Humor zu nehmen.
"Ich bin keine U-Bahn": Die MVG versucht, die Lage mit Humor zu nehmen. © Sigi Mueller

München - München rennt! Wer am Montagvormittag am Goetheplatz unterwegs war, hat sich vielleicht gefragt, warum es viele Menschen so eilig hatten. Das Ziel aller Läufer: die Busse des Schienenersatzverkehrs.

Münchner, die zu Bussen hetzen: An dieses Bild wird man sich an Goetheplatz und Implerstraße gewöhnen müssen. Denn wegen Gleisbauarbeiten an der U-Bahn-Haltestelle Implerstraße, die bis zum 19. Juni dauern, werden die U3 und die U6 unterbrochen. Stattdessen: Busse. In Spitzenzeiten sollen sie alle zweieinhalb Minuten fahren.

Und tatsächlich: Am Montag reiht sich oft Bus an Bus. Die AZ beobachtet den ganzen Morgen Busse, die sehr regelmäßig fahren. Auch Johannes Boos, der Sprecher der MVG, zeigt sich auf AZ-Nachfrage insgesamt zufrieden mit dem Start.

Menschen auf dem Weg zu den Ersatzbussen übersehen Radweg

Probleme gab es nach seinen Angaben nur an einer Stelle. "In mehreren Fällen ist es bei der Aufnahme des Betriebs am Morgen noch kurzzeitig zu Behinderungen durch Falschparker gekommen - das ist aber für den Start eines Schienenersatzverkehrs dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich."

Neben Fahrzeugen der Müllabfuhr, die die Straßen teilweise blockierten, fällt vor Ort aber noch ein anderes Problem auf. Die Menschenmengen, die sich an der Implerstraße zu den Ersatzbussen drängen, müssen den Radstreifen überqueren. Oft übersehen die Leute, die sich an der Stelle nicht auskennen, aber den Radweg, immer wieder kommt es fast zu Zusammenstößen, Radler fluchen.

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Das Problem hatten die Planer aber offenbar schon im Voraus erkannt. Am Boden sind gelbe Warnmarkierungen angebracht. Die aber werden oft übersehen - und genau hier steht keiner der MVG-Mitarbeiter, die am ersten Tag rund um die Haltestellen bei den Abläufen helfen.

Bis die sich wirklich eingespielt haben, wird es wohl noch ein paar Tage dauern. Dann werden die Leute wohl auch gemerkt haben, dass sie gar nicht rennen müssen - wenn sie denn die zehn bis 15 Minuten längere Fahrtzeit einrechnen. Die die MVG für die nervigen Monate ohne echte U3 und U6 angekündigt hat.

Wie U-Bahn-Nutzer den ersten Tag der Sperre erlebt haben 

Sascha Heins, FOS-Schüler, 18: "Ich komme von außerhalb und kann bei der Strecke nicht einfach mein Longboard nehmen, ich muss U-Bahn fahren: Ich parke in Garching und fahre mit der U-Bahn in die Stadt. Den Schienenersatzverkehr werde ich schon jeden Tag benutzen müssen. Auf die S-Bahn will ich nicht ausweichen, weil die viel mehr Verspätungen haben. Ich bin aber schon ziemlich genervt, jedes Jahr ist irgendwas."

Paula Heckmair 16, Toni Grüsser 22, Kirchenmaler: "Wir wussten, dass die U-Bahn gesperrt sein wird, es ist ja überall ausgehängt. Mittlerweile ist es eigentlich schon fast normal, man weiß ja, dass zur Zeit viel umgebaut wird. Das Gute ist, dass überall Schilder hängen, damit man weiß, wo man hingehen muss. Prinzipiell würden wir auch aufs Rad umsteigen, aber wir wohnen leider zu weit weg."

Irma 17, Jugina 16, Kinderpflegerinnen in Ausbildung: "Wir haben letzte Woche erfahren, dass es ab dieser Woche einen Schienenersatzverkehr gibt, es gab ständig Durchsagen. Wir sind gar nicht zufrieden, wie das heute abläuft: die Busse sind komplett voll, deshalb gehen wir ab jetzt zu Fuß. Dadurch kommen wir viel zu spät zur Schule. Außerdem müssen wir in den nächsten Wochen deshalb viel früher aufstehen."

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Carola Gantner, 49, Kundenberaterin in einer Werbeagentur: "Ich habe durch die U-Bahn-Anzeigen erfahren, dass ab heute die Implerstraße gesperrt ist, und habe mich darauf eingestellt. Die tun ihr Bestes hier. Es ist aber schon ein größerer Aufwand für mich und da das drei Monate geht, frag ich mal meinen Chef, ob ich auch Homeoffice machen kann. Grundsätzlich ist aber schon in Ordnung, wie sich die Stadt hier bemüht."

Katherina, 39, Hauswirtschafterin: "Ich habe von dem Schienenersatzverkehr über meinen Sohn erfahren, der hier regelmäßig mit der U-Bahn fährt. Der war übrigens ziemlich sauer, weil er jetzt komplett anders fahren muss. Für mich ist das in Ordnung, ich kenne mich aus und es ist auch gut ausgeschildert. Ich bin zufrieden damit, wie das heute funktioniert. Das Infopersonal ist auch sehr nett und erklärt einem alles."

Mark López, 21, Bankangestellter: "Ich wusste, dass mein Arbeitsweg heute ein bisschen anders aussehen wird. Mir hat ein Freund erzählt, dass es ab heute einen Schienenersatzverkehr gibt. Ich probiere das jetzt mal aus und mal schauen, wie das funktioniert. Ich bin aber optimistisch, auch wenn ich jetzt 15 Minuten länger zur Arbeit brauche."

U-Bahn-Arbeiten: So kommen Sie zwischen Sendlinger Tor und Brudermühlstraße durch

Zehn bis 15 Minuten extra. Das sollten Fahrgäste der U3 und U6 laut Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) einplanen, wenn sie in der südlichen Hälfte zwischen Sendlinger Tor und Brudermühlstraße unterwegs sind.

Ungewohnt: Der Goetheplatz ist nun Endstation der U-Bahn.
Ungewohnt: Der Goetheplatz ist nun Endstation der U-Bahn. © Sigi Mueller

Vorsicht: Zwischen Goetheplatz und Implerstraße fährt ab sofort gar keine U-Bahn mehr - und zwar bis zum Sommer, um genau zu sein, bis Sonntag, 19. Juni 2022.

  • Umstieg auf der U3, Nord nach Süd: Endstation ist hier das Sendlinger Tor. Die MVG hat Schienenersatzverkehr (SEV) eingerichtet und ausgeschildert. Die Busse fahren zwischen Brudermühlstraße, Goetheplatz und Hauptbahnhof Süd. Zu Spitzenzeiten, wie im Berufsverkehr, verspricht die MVG auf allen SEV-Linien einen 2,5-Minuten-Takt.

  • Umstieg auf der U3, Süd nach Nord: Hier ist an der Brudermühlstraße Schluss. Der SEV ist ausgeschildert.
  • Umstieg auf der U6, Nord nach Süd: Die Linie endet an der Haltestelle Goetheplatz. Zwischen Goetheplatz und der Anschluss-Haltestelle Richtung Süden, Implerstraße, fahren SEV-Busse.

  • Umstieg auf der U6, Süd nach Nord: Hier heißt es vorerst Endstation Implerstraße. Der SEV schließt die Lücke bis zum Goetheplatz. Von dort kann man in der U6 Richtung Norden weiterreisen.
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19 Kommentare
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  • BBk am 15.03.2022 13:36 Uhr / Bewertung:

    Der Schutz der Fußgänger hat fur die Rot-Grünen keinen Vorrang. Die Radl-Rambos boxen sich überall rücksichtslos durch.

  • Radlrambo am 15.03.2022 10:46 Uhr / Bewertung:

    § 64a StVZO fordert "Fahrräder und Schlitten müssen mit mindestens einer helltönenden Glocke ausgerüstet sein; ausgenommen sind Handschlitten. Andere Einrichtungen für Schallzeichen dürfen an diesen Fahrzeugen nicht angebracht sein."

    Das ist im Zeitalter der Smombies (=Leute, die mit Kopfhörer und/oder abgesenktem Kopf Fahrradwege, Straßen und Schienen queren) nicht mehr zeitgemäß., denn "Oft übersehen die Leute, die sich an der Stelle nicht auskennen, aber den Radweg, immer wieder kommt es fast zu zusammenstößen, Radler fluchen."

    Ein Signalhorn wie im Hamburger Hafen mit mindestens 120 dB wäre an dieser Stelle sicher angemessen.

  • Bioregionalist am 15.03.2022 10:03 Uhr / Bewertung:

    10 bis fünfzehn Minuten länger? Ich steige am Sendlinger Tor von der U6 in die U2 um, brauche normal eine knappe halbe Stunde zur Arbeit, jetzt eine knappe Stunde. Also bin ich jetzt (bei 12-Stunden-Schichten in der Intensivpflege) gute 14 Stunden außer Haus, weil ich mir wegen der derzeitigen Spritpreise auch nicht für drei Monate den Umstieg auf's Auto leisten kann.

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