Münchner Start-up: Solarauto Sion wird stillgelegt

Eine wochenlange Hängepartie endet. Sono Motors stellt das Projekt Solarauto ein – endgültig.
Hüseyin Ince
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Zwei Sion-Autos fahren eine Straße entlang.
Zwei Sion-Autos fahren eine Straße entlang. © Alexander Herold/Sono Motors/dpa

München - Lange Zeit wirkte es so, als würden es die beiden Kindheitsfreunde Laurin Hahn und Jona Christians schaffen. Das Projekt, das sie vor über zehn Jahren in einer Pullacher Garage gestartet haben, schien Realität werden zu können: das erste solarbetriebene Elektroauto aus München, Modell Sono Sion. Doch nun ist es sicher gescheitert (AZ berichtete).

Hahn und Christians gaben sich trotz aller Schwierigkeiten stets kämpferisch. "Kurz vor Ende eines Marathonlaufs gibt doch niemand auf", sagte Hahn zuletzt. Die Ansage hatte einen Grund. Vor einigen Monaten war bekanntgeworden, dass es Finanzierungsprobleme bei der Vorserienentwicklung des Fahrzeugs gab. Hundert Millionen Euro fehlten Ende 2022.

Mehrere Finanzierungsrunden überstanden

Mehrere Finanzierungsrunden hatte das Münchner Start-up aus der Waldmeisterstraße im Norden der Stadt über die letzten zehn Jahre überstanden. Doch nun ist beschlossen: Nach zwei selbst gesetzten Gnadenfristen – ein Mal bis Ende Januar, dann nochmal bis Ende Februar – beenden Hahn und Christians das Projekt.

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"Hundert Millionen Euro in hundert Tagen" wollten sie eigentlich nochmal durch Crowdfunding einsammeln, um ihren Traum noch wahr werden zu lassen. Interessenten des Sono Sion sollten einen vergünstigten Preis im Vertrauen vorstrecken, noch bevor das finale Vorserienfahrzeug fertig entwickelt war. Doch nun ist der Traum zerplatzt, wie bereits am Freitag bekannt wurde.

Patentierte Solartechnologie

Das Münchner Unternehmen wird nicht völlig verschwinden. Sono Motors hat über die Jahre auch eine hauseigene Solartechnologie für das E-Auto entwickelt und patentieren lassen. Die sympathische Idee: Das Elektroauto – Einheitsmodell ohne Varianten – sollte wöchentlich bis zu 120 Kilometer nur mit der Kraft der Sonne fahren können.

Wer täglich etwa zehn bis zwölf Kilometer fährt, bräuchte nie Strom nachtanken, so der Gedanke. Die benötigte Energie würden die Solarpaneele bereitstellen, die auf Dach, Motorhaube, Kotflügel sowie Türen verbaut sind.
Möglicherweise haben die Gründer die Kosten für die Entwicklung des Fahrzeugs unterschätzt. Testen, feilen, nachjustieren, weitertesten: Das verschlingt enorme Summen.

Knapp 90 Prozent der Entwicklungskosten seien in das Fahrzeug geflossen. Nur zehn Prozent brauchte man offenbar für die Entwicklung der Solarpaneele – die schon jetzt für die Kühlung von Lkw oder Bussen Energie erzeugen.

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8 Kommentare
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  • Karl-Eva am 27.02.2023 23:11 Uhr / Bewertung:

    Die Sion-Macher sind ihrer Zeit leider voraus - nicht technisch, aber in den Köpfen der Leute - und das ist nie gut für den Erfolg.

  • Guidomuc am 27.02.2023 01:10 Uhr / Bewertung:

    Da wird niemand irgendwas zurückbekommen, das war und ist eine Schnapsidee. Genauso wird es kommen mit Lilium und Volocopter. Aber die Protagonisten machen sich mit abgezweigtem Geld ein schönes Leben.

  • Steirerbluat am 26.02.2023 14:13 Uhr / Bewertung:

    Da haben sich die zwei Strom-Protagonisten schlichtweg kaufmännisch verkalkuliert.
    100 Mio on top, nur um eine Vor-Serie zu produzieren, wird so manchen Investor abgeschreckt haben.
    In der Tat sehr naiv eine Anzahlung zu leisten (als Privater) für ein Fahrzeug das gerade mal auf dem Reissbrett existiert. Bis auf zwei Prototypen.....

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