Münchner Start-up: Solarauto Sion wird stillgelegt
München - Lange Zeit wirkte es so, als würden es die beiden Kindheitsfreunde Laurin Hahn und Jona Christians schaffen. Das Projekt, das sie vor über zehn Jahren in einer Pullacher Garage gestartet haben, schien Realität werden zu können: das erste solarbetriebene Elektroauto aus München, Modell Sono Sion. Doch nun ist es sicher gescheitert (AZ berichtete).
Hahn und Christians gaben sich trotz aller Schwierigkeiten stets kämpferisch. "Kurz vor Ende eines Marathonlaufs gibt doch niemand auf", sagte Hahn zuletzt. Die Ansage hatte einen Grund. Vor einigen Monaten war bekanntgeworden, dass es Finanzierungsprobleme bei der Vorserienentwicklung des Fahrzeugs gab. Hundert Millionen Euro fehlten Ende 2022.
Mehrere Finanzierungsrunden überstanden
Mehrere Finanzierungsrunden hatte das Münchner Start-up aus der Waldmeisterstraße im Norden der Stadt über die letzten zehn Jahre überstanden. Doch nun ist beschlossen: Nach zwei selbst gesetzten Gnadenfristen – ein Mal bis Ende Januar, dann nochmal bis Ende Februar – beenden Hahn und Christians das Projekt.
"Hundert Millionen Euro in hundert Tagen" wollten sie eigentlich nochmal durch Crowdfunding einsammeln, um ihren Traum noch wahr werden zu lassen. Interessenten des Sono Sion sollten einen vergünstigten Preis im Vertrauen vorstrecken, noch bevor das finale Vorserienfahrzeug fertig entwickelt war. Doch nun ist der Traum zerplatzt, wie bereits am Freitag bekannt wurde.
Patentierte Solartechnologie
Das Münchner Unternehmen wird nicht völlig verschwinden. Sono Motors hat über die Jahre auch eine hauseigene Solartechnologie für das E-Auto entwickelt und patentieren lassen. Die sympathische Idee: Das Elektroauto – Einheitsmodell ohne Varianten – sollte wöchentlich bis zu 120 Kilometer nur mit der Kraft der Sonne fahren können.
Wer täglich etwa zehn bis zwölf Kilometer fährt, bräuchte nie Strom nachtanken, so der Gedanke. Die benötigte Energie würden die Solarpaneele bereitstellen, die auf Dach, Motorhaube, Kotflügel sowie Türen verbaut sind.
Möglicherweise haben die Gründer die Kosten für die Entwicklung des Fahrzeugs unterschätzt. Testen, feilen, nachjustieren, weitertesten: Das verschlingt enorme Summen.
Knapp 90 Prozent der Entwicklungskosten seien in das Fahrzeug geflossen. Nur zehn Prozent brauchte man offenbar für die Entwicklung der Solarpaneele – die schon jetzt für die Kühlung von Lkw oder Bussen Energie erzeugen.
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