Münchner Hotelbetreiber nimmt Flüchtlinge auf: "Das Rathaus lässt uns alleine!"

Ganz unbürokratisch nimmt das Cocoon 50 Geflüchtete aus der Ukraine auf. Doch nun wird das Geld knapp - die Stadt hilft noch nicht.
Paul Nöllke |
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Im Hotel: Susanne Grill (Mitte mit roter Weste) und ihre ukrainischen Gäste: "So liebe und engagierte Menschen".
Im Hotel: Susanne Grill (Mitte mit roter Weste) und ihre ukrainischen Gäste: "So liebe und engagierte Menschen". © Sigi Müller

München - Einfach helfen: Das wollten viele Münchnerinnen und Münchner, als plötzlich Hunderte Ukrainer auf der Flucht vor dem Krieg in der Stadt ankamen. Eine von diesen Münchnern ist Susanne Grill. 

17 ukrainische Familien haben hier Unterschlupf gefunden

Die Projekt- und Trainingsmanagerin arbeitet bei den Münchner Cocoon-Hotels. Wieso nicht in leeren Zimmern den ukrainischen Geflüchteten eine sichere Bleibe bieten, dachten sie und ihre Kollegen sich. Und so nahmen sie im Hotel der Cocoon-Gruppe 50 ukrainische Flüchtlinge auf. 17 Familien, darunter 21 Kinder und 28 Frauen haben ein Dach über dem Kopf.

Finanziert wird das Projekt durch Spenden

"Ich habe selten so liebe und engagierte Menschen kennengelernt", sagt Grill über ihre neuen Gäste. Sie hatte bereits am Ankunftszentrum am Hauptbahnhof mitgeholfen, dort Oberbürgermeister Dieter Reiter getroffen, der ihr seine Unterstützung aussprach. Seit mehreren Wochen leben die Ukrainer nun schon im Hotel, nehmen dort Deutschkurse und bemühen sich um eine neue Arbeit - bezahlt wird das alles privat von den Helfern und von großzügigen Spendern.

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Könnte die Stadt helfen?

Doch dieses Geld wird nun knapp. Deswegen hatte sich Susanne Grill an die Landesregierung und die Stadt gewandt. Der Dehoga, der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband, hatte in einer Rundmail an Hotels berichtet, dass bei der Aufnahme eines Geflüchteten in der Regel 30 Euro pro Person erstattet werden können. Vielleicht eine Möglichkeit, so von der Stadt Unterstützung zu bekommen?

Keine Rückmeldung vom Rathaus

Grill schrieb also: Ans Sozialreferat, ans Rathaus und den Oberbürgermeister persönlich - doch sie bekam über Wochen hinweg keine Antwort. "Ich habe Verständnis, dass die Ämter und Behörden im Moment viel zu tun haben" erklärt Grill im Gespräch mit der AZ, "aber gerade von Politikern, die sich hinstellen und öffentlich Solidarität beschwören, hätte ich mehr erwartet. Die Stadt lässt uns alleine."

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Das Sozialreferat arbeitet an einer Antwort

Im Rathaus weiß man um Grills E-Mails und Probleme. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) habe die Briefe bereits an das Sozialreferat weitergeleitet, dort arbeite man schon an einer Antwort, erklärt seine Sprecherin auf AZ-Anfrage. Dieses Schreiben solle spätestens nächste Woche an Susanne Grill gehen. "Leider ist das alles etwas komplizierter und dauert ein bisschen", so die Sprecherin.

Eine Sammelunterkunft ist für Susanne Grill keine Option

Doch was passiert in der Zwischenzeit mit Susanne Grill und ihren neuen Gästen? "Mir wurde einmal gesagt, dass sie halt wieder in eine Sammelunterkunft müssen, wenn uns das Geld ausgeht", sagt Grill. Doch das ist für sie und ihre Mitstreiter keine Option. "Wir werden das trotzdem weitermachen!", erklärt sie. Irgendeine Lösung wird sich schon finden.

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37 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der Münchner am 02.04.2022 00:34 Uhr / Bewertung:

    Münchner Cocoon- Hotels können doch die Zimmer und Betriebskosten kostenlos zur Verfügung stellen und nicht für die Flüchtlinge kassieren.!
    Das nenn ich dann Hilfsbereitschaft und nicht Abzocke der Stadt

  • loewenhund am 01.04.2022 14:40 Uhr / Bewertung:

    ich frage mich wieso die kath. kirche nicht ihre leerstehenden Klöster und pfarrhöfe für Flüchtllinge zur verfügung stellt -die armen leute müssen statt dessen in Massenlagern hausen

  • Fußball-Fan am 01.04.2022 16:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von loewenhund

    Nicht nur Klöster sollten geöffnet werden, sondern auch Kirchen. Denn wo Sonntags nur 20 Leute zu Messe kommen, ist genug Platz für Flüchtlinge. Ich verstehe auch nicht, wieso Hotelbesitzer an dem Leid auch noch verdienen sollen? Die Kosten trägt der Steuerzahler und dann sollten wir auch staatliche Unterkünfte dafür nutzen und nicht innerhalb der Städte Hotelunternehmen lukrative Aufträge beschaffen. Wir haben in München so viele geeignete Hallen, die ideal wären als Übergangsanlaufstelle für Flüchtlinge: Staatsoper, Residenz, Gasteig, Tonhalle, Olympiahalle, Kesselhaus, Showpalast, Muffathalle, Utopia, Konzerthaus, Kohlebunker...Platz haben wir reichlich!

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