Münchner Fußballfest - und der traurige Anblick danach
München - Der erste Sieg von Jogis Männern bei der Fußball-EM wird von Tausenden in der Stadt und weiteren Tausenden im Stadion frenetisch gefeiert. Im Freudentaumel halten sich aber nicht alle an die Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen. Viele lassen Müllberge und Flaschen nach dem Feiern zurück.
Die einen feiern ausgelassen den heiß ersehnten Sieg der Nationalmannschaft, die anderen lockt die milde Sommernacht raus auf die Straßen und Plätze der Stadt. Getrunken, gelacht und mit lauter Musik gefeiert wird fast überall.
Türkenstraße: Ausgelassenes Feiern bei lauter Musik
In der Türkenstraße feiern wie schon am Freitagabend Hunderte junge Leute. Mit dem Auto ist kein Durchkommen mehr. "Wenn Clubs noch geschlossen sind, sollte es möglich sein, sich draußen aufzuhalten", sagt ein Student, der in der Türkenstraße wohnt.

Auch am Professor-Huber-Platz vor der Ludwig-Maximilians-Universität geht es wieder hoch her. Bis zu 1000 Menschen feiern bis in die frühen Morgenstunden. Die Beschwerden von Anwohnern im Univiertel häufen sich. Seit Wochen immer nachts die selben lauten Partys.
Dazu der Müll am Tag danach. Die Straßenreinigung ist im Dauereinsatz. Avdar Singh (67) macht den Job schon viele Jahre und nimmt es mit Humor: "Aber es stimmt, es ist deutlich mehr Müll geworden." Nicht alle stört der Abfall am Tag danach: "Ich gehöre zu den Profiteuren der Nacht", sagt eine Frau, "ich sammle Pfandflaschen seit Jahren." Aber auch sie sagt: "Um 3 Uhr nachts sieht es wahnsinnig schlimm aus im Univiertel. Da kann man kaum laufen."
Siegestor: Glasflaschen fliegen in Richtung Polizei
Zudem stinkt es vielerorts nach Urin, kaum jemand benützt die aufgestellten Dixi-Klos. Statt dessen erleichtern sich manche in Hauseingängen.
Viele Feiernde ignorieren das Glasflaschenverbot zwischen Münchner Freiheit und dem Odeonsplatz. Am Siegestor werfen einige Glasflaschen in Richtung der Polizisten, die für Ordnung sorgen sollen. "Verletzt wurde niemand", so Polizeisprecher Andreas Franken. "Insgesamt blieb es am Wochenende trotz alledem weitgehend friedlich."

Die Polizei identifizierte einen 19-Jährigen aus Ingolstadt als Werfer einer der Flaschen. Gegen ihn wird wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Ein 26-Jähriger aus dem Landkreis München zündet Pyrotechnik in einer Menschenmenge. Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.
Univiertel: Mehrere Hotspots geräumt
Zwischen 23 Uhr und 3 Uhr morgens räumt die Polizei den Georg-Elser-Platz, die Akademiestraße, Abschnitte der Georgenstraße und der Schellingstraße, sowie den Wedekindplatz und den Hofgarten. "Dort feierten größere Gruppen, Alkohol wurde getrunken, manche zeigten deutlich enthemmtes Verhalten", sagt Polizeisprecher Sven Müller.
Vor den Räumungen macht die Polizei Durchsagen. Der Erfolg ist mäßig: "Viele Personen verhielten sich unkooperativ und uneinsichtig", berichtet die Polizei. Am Siegestor helfen deshalb USK-Beamte mit aufgesetzten Helmen, die Feiernden mit sanften Druck auf den Heimweg zu schicken.