Münchner Fans halten den Ball (noch) flach: Werden die WM-Trikots zum Ladenhüter?

München - Mittwoch steht das erste Deutschland-Spiel der WM 2022 in Katar an: Zeit, die Tröte auszupacken und die Fahnen aus dem Fenster zu hängen, oder? Mitnichten. München scheint noch nicht so richtig in WM-Stimmung zu sein. Das könnte sich aber noch ändern.
Die Souvenirshops in der Innenstadt verkaufen ein paar Deutschland-Fahnen. Mehr nicht. Eine Verkäuferin erzählt, die Fan-Ware würde sich ohnehin nicht mehr lohnen. Eine andere findet, die WM interessiere momentan gar niemanden. "Kein Wunder, die WM in Katar ist ja auch gekauft", sagt sie aufgebracht. 2006 sei das alles ganz anders gewesen, die Stimmung in der Stadt bombastisch.
Dass noch nicht so viele Deutschland-Trikots verkauft wurden, sei gar nicht so ungewöhnlich, sagt Anna Soller (62), Inhaberin des Sportgeschäfts Stumper in Neuhausen.
"Da müssen wir das erste Deutschlandspiel abwarten"
"Bis jetzt besteht keine Nachfrage, da müssen wir das erste Deutschlandspiel abwarten", sagt Soller. Das habe sie in ihren 24 Jahren im Sportgeschäft gelernt. 90 Euro kostet ein Trikot bei ihr im Laden.
Sie selbst schaut während der Arbeit alle Spiele auf dem Handy. Von ihren Kunden hört sie unterschiedliches: "Halb, halb, würde ich sagen. Es kommt drauf an, wie weit wir kommen. Ab dem zweiten oder dritten Spiel steigt meistens die Begeisterung", sagt sie.
Das sieht auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer von City Partner München so, dem Verband der Innenstadt-Händler. "Für den Verkauf von Trikots ist es maßgeblich, wie die deutsche Mannschaft spielt. Da muss man erstmal abwarten", sagt er. Wenngleich die diesjährige WM durchaus schon viel kritisiert wurde.
HBE: "Derzeit verzeichnen wir keinen WM-Effekt"
Auch Bernd Ohlmann, Sprecher des bayerischen Handelsverbands, hält die Leistung für ausschlaggebend. Allerdings sagt er auch – nach Absprache mit mehreren Händlern: Bis jetzt halten die Fans den Ball flach. "Das hat mehrere Gründe. Alleine schon das Datum. Im Sommer herrschte bei den Fans ein anderes Gefühl. Und: Fan-Utensilien wie Tröten haben die Leute noch im Keller. Außerdem ist diese WM ohnehin umstritten", sagt Ohlmann.
Laut Handelsverband Bayern (HBE) wurde im Freistaat durch die WM 2006 ein zusätzlicher Umsatz von 500 Millionen Euro generiert; rund ein Siebtel davon in München (etwa 71,4 Millionen). Bei der WM in Russland waren es noch zwischen 100 und 200 Millionen, für dieses Jahr erwartet der HBE noch deutlich weniger. "Derzeit verzeichnen wir keinen WM-Effekt. Keine Schlachten an der Kasse, nicht mehr verkaufte Fernseher oder Grillwürste. Bis jetzt ist es nicht der Burner", sagt Ohlmann.

Einig sind sich alle: Letztlich sei entscheidend, wie sich die deutsche Mannschaft ab heute schlägt.
Nach einem Wintermärchen für Fans und Sporthändler sieht es derzeit allerdings (noch) nicht aus.
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