Münchner bei der Bundestagswahl 2021: Ein Wahlkreis für alle
München - In einem immerhin sind sich alle einig im Münchner Norden: in ihrem Ziel. "Ja, klar", sagt Doris Wagner von den Grünen. "Ja", sagt CSU-Mann Bernhard Loos bestimmt. "Immer!", ruft ein entschlossener Florian Post ins Telefon. Im Norden versichern alle drei großen Parteien, an ein Direktmandat bei der Bundestagswahl 2021 zu glauben.
Und das Rennen ist eröffnet. Am Donnerstagabend hat sich der Bundestagsabgeordnete Florian Post (39) bei der Nominierungsversammlung der örtlichen SPD gegen seine Herausfordererin Philippa Sigl-Glöckner durchgesetzt.
Vorausgegangen war ein heftiger parteiinterner Machtkampf.
Wie Post sich im Wahlkampf sieht? "Als Rampensau"
Post hat ihn gewonnen. Und zwar deutlich. Sein zweiter Widersacher Bernhard Goodwin erklärte kurzfristig, doch nicht anzutreten und warb für Sigl-Glöckner. Trotzdem siegte Post haushoch im ersten Wahlgang mit 61:15 Stimmen.
"Ein hervorragendes Ergebnis", schwärmt er am Tag danach - nachdem er seiner Konkurrentin noch in sozialen Netzwerken hinterhergerufen hatte, sie habe ihm nicht einmal gratuliert. Sigl-Glöckner selbst sagt am Freitag der AZ, sie habe Post am Abend verpasst - ihm später selbstverständlich per Mail gratuliert. Sigl-Glöckner gibt sich aufgeräumt. Die parteiinterne Kandidatur habe sich gelohnt, sagt sie der AZ.

Ob sie jetzt anpeilt, 2025 anzutreten? "Das ist der Plan!", ruft sie ins Telefon. Das Ziel, na klar: Direktmandat! "Das ist der Wahlkreis, in dem man ein Direktmandat holen kann", sagt Sigl-Glöckner.
Mit Bernhard Loos für die CSU wird fest gerechnet
Einer, dem das schon gelungen ist, ist Bernhard Loos von der CSU. Voraussichtlich im Februar soll der 65-jährige Bundestagsabgeordnete wieder nominiert werden - dass es so kommt, daran zweifelt in der Münchner CSU eigentlich keiner. Posts Nominierung sieht Loos locker. "Ich bin ein optimistischer Mensch", sagt er. "Ich zittere bestimmt nicht." Er schaue nur auf sich, nicht auf die Konkurrenz, sagt er.

Auch auf sich - und auf ihre Partei - schaut Doris Wagner. "Wir können sehr selbstbewusst in den Wahlkampf gehen", sagt die ehemalige Bundestagsabgeordnete. Sie ist inzwischen 57. Und will es nochmal wissen. Für die Grünen will sie das Direktmandat im Norden ergattern. Nominiert ist sie noch nicht, Favoritin wohl - Überraschungen bei den Grünen natürlich nie ausgeschlossen.

Ein allgemeiner Schwerpunkt: Mieten
Zurück zur SPD. Dort hat Philippa Sigl-Glöckner offenbar doch deutlich weniger Unterstützer hinter sich gesammelt, als manch junger Aufrührer geträumt hatte. In der Aufstellungsversammlung sprachen sich unter anderem Stadträtin Julia Schönfeld-Knorr, die örtliche Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz und Alt-OB Christian Ude explizit gegen sie beziehungsweise für Florian Post aus.
In den Mittelpunkt seines Wahlkampfs will der das Thema Mieten stellen. "Die Grundstückspreise sind zu hoch, deshalb müssen wir am Thema Bodenrecht dranbleiben", sagt er.
Über die Mieten werden wohl auch die anderen Bewerber sprechen. Die Grüne Doris Wagner sagt, gerade im Münchner Norden müsse man auch über Armut reden, über zunehmende Obdachlosigkeit.
Auf der Straße, beim Wahlkampf, dürfte sie auch häufiger Florian Post über den Weg laufen. Der zumindest klingt sehr kampfeslustig. Als die AZ ihn am Freitag fragt, wie er sich im Wahlkampf sieht, sagt er: "Als Rampensau auf der Straße." Er habe vor, sehr präsent zu sein, bei den Vereinen, überall. Alles für das Direktmandat, an das im Münchner Norden irgendwie alle glauben.
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