Münchner Barmann vom Kooks wird zum Underground-Filmstar

Hanno Nehring hat einen Film gedreht. In der Hauptrolle: Matt Devereux, der Betreiber der Münchner Bar Kooks.
Ruth Frömmer
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Matt Devereux in seiner Bar Kooks in der Geyerstraße.
Matt Devereux in seiner Bar Kooks in der Geyerstraße. © Daniel von Loeper

München - Eine Neonazi-Truppe plant einen Anschlag in München - und scheitert an ihrer eigenen Dummheit. So in etwa lässt sich das Drehbuch zum Film "A-Man and the C-City" zusammenfassen, der in München und Umgebung gedreht wurde. Der Regisseur Hanno Nehring präsentiert ihn am heutigen Dienstagabend im Neues-Rottmann-Kino.

Nach dem ersten Lockdown stand er alleine hinter der Bar

Die Hauptrolle, den A-Man, spielt ein Mann, der seit der Pandemie eigentlich keine Zeit hatte für neue Projekte: Matt Devereux, Betreiber der Bar Kooks in der Geyerstraße. Um seine Bar zu retten, stand der gebürtige Kanadier nach dem ersten Lockdown nämlich jeden Tag ganz allein ohne Angestellte hinterm Tresen.

Matt Devereux: Tagsüber drehen, abends Bier zapfen

Kennengelernt hat ihn der Regisseur Hanno Nehring auf einem Konzert. Denn Devereux singt auch noch in einer Band. Nehring hat ihn gesehen und wusste sofort: "Das ist der Typ, den ich für meinen Film suche." Und so hat Devereux tagsüber gedreht und abends Bier gezapft.

Im Film spielen die Terroristen in virtuellen Nazi-Welten.
Im Film spielen die Terroristen in virtuellen Nazi-Welten. © Nehring

Reich ist er mit dem Film aber nicht geworden. Denn keiner der Mitwirkenden, vor oder hinter der Kamera, hat für seine Arbeit ein Honorar erhalten. Der Film ist eine typische No-Budget- beziehungsweise Mikro-Budget-Produktion mit lediglich 15.000 Euro Herstellungskosten. Hanno Nehring ist Regisseur, Autor, Kameramann und Produzent in einem.

Corona hat Probleme wie Rassismus und Neonazis verdrängt

Er stellt den Film bewusst in die Tradition der Underground-Kultur. Alle Beteiligten haben aus tiefster Überzeugung mitgemacht. Sie wollen auf ein drängendes Gegenwartsproblem in Deutschland aufmerksam machen: Neonazis und Rassismus. Geplant war der Film schon vor Corona.

"Die Pandemie hat dieses gesellschaftliche Problem sogar aus dem Fokus verdrängt und findet gerade deshalb auch inhaltlich Eingang in die Dreharbeiten", so Nehring.

Also hat er sein Drehbuch noch einmal angepasst und einige dokumentarische Szenen mit einfließen lassen. Die Stadt war plötzlich leer, der Alte Südfriedhof wurde zum Kinderspielplatz, auf der Wiesn gab es Querdenker-Demos. "Mit einem kleinen Team, wie wir es waren, haben wir uns die Kamera geschnappt und dort gedreht", so Nehring.

Drehorte überwiegend in der "Hauptstadt der Bewegung"

Deshalb ist der Film auch etwas länger geworden als ursprünglich geplant. Aber die Szenen unterstreichen die Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und des Grotesken. Die Drehorte waren überwiegend in München als "Hauptstadt" der historischen Nazi-Bewegung. Orte, an denen Nazis sich architektonisch verewigten oder die Schauplätze von Naziverbrechen waren.

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Inhaltlich verlegt der Film die frühen Jahre Adolf Hitlers in die Jetztzeit. Sein ursprüngliches Erscheinen als Polizeispion bei der Nazi-Vorläuferpartei, aber auch seinen Putschversuch sowie seine Begegnung mit seiner Nichte Geli Raubal, die erschossen in seiner Wohnung aufgefunden wurde.

Englisch soll Internationalität der Nazi-Szene zeigen

Im Film wird A-Man als V-Mann vom LKA in eine Neonazi-Gruppe geschleust und übernimmt diese schließlich als Anführer. Der geplante Anschlag scheitert immer wieder an den fehlenden Menschen in der Stadt. Weitere Schauspieler sind unter anderem Holly Hylton, Ron Matz und Momi von Fintel. Um die internationale Verknüpfung der Nazi-Szene von heute aufzuzeigen, wurde der Film auf Englisch gedreht.


Neues Rottmann, 20.30 Uhr, Rottmannstraße 15, Telefon 089/521683, Anschließend Premierenfeier im Kooks, Geyerstraße 18

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