Münchens traurigste Tier-Schicksale
München - Rund 700 Hunde, Katzen, Kaninchen und Vögel werden im Moment im Münchner Tierheim versorgt: Tiere, die abgegeben oder ausgesetzt wurden. Tiere, deren Besitzer sich ihren Unterhalt nicht mehr leisten können oder mit ihnen keine Wohnung finden. Tiere, die von den Behörden beschlagnahmt und ihren Haltern weggenommen wurden. Tiere, die misshandelt wurden. Fast alle Viecherl in Riem haben eine traurige Geschichte.
Einige Schicksale gehen jedoch ganz besonders ans Herz. Etwa die Geschichte von Mischlingshündin Chöpi, die eine Schussverletzung überlebte. Oder das Leiden der Hunde Kurti, Rudi und Franz, die mehrere Tage am Bett ihrer toten Besitzerin wachten. Oder das jahrelange Ausharren der Rüden Pacha und Robby, die den Großteil ihres Lebens im Tierheim verbracht haben.
Die Tiere auf dieser Seite finden Sie im Tierheim (Riemer Straße 270), geöffnet von Mi. bis So., 13 bis 16 Uhr, Tel: 089 / 921 000 0
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Verwaiste Freunde
Der weiße Kater Ronny (11), Katze Baghira (11) und Hündin Babsi (10) hatten ein wunderbares Zuhause. Doch dann wurde ihre Besitzerin plötzlich sehr krank. Als sie ins Hospiz-Zentrum kam, brachten die Angehörigen die drei Tiere nach Riem. Dort warteten die Pfleger mit der Vermittlung, weil die Tierfreundin den großen Wunsch hatte, ihre Lieblinge noch einmal zu sehen.
Es kam nicht mehr dazu, die Münchnerin starb im Februar. Das Tierheim-Team steht jetzt vor einer großen Herausforderung: Die drei trauernden Tiere sollen zusammen bleiben – doch einen guten Platz für gleich drei Viecherl zu finden, ist unendlich schwer.
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Kugel im Körper
Hündin Chöpi sollte das Mitleid der Passanten in der Fußgängerzone erregen und sie zum Spenden animieren. Stundenlang musste sie deshalb Tag für Tag mit einem Bettler auf der Straße ausharren – bis die Behörden sie beschlagnahmten und ins Tierheim brachten.
Die Experten dort stellten zwei Dinge fest: Die etwa eineinhalb Jahre alte Chöpi war trächtig – und dem Tod nur knapp entronnen. Denn in ihrem Körper steckt das Projektil einer Schusswaffe. Ende Dezember brachte die Hündin fünf niedliche Welpen zur Welt, die bereits alle ein Zuhause gefunden haben.
Nur die tapfere Chöpi ist noch übrig. Auch sie soll bald vermittelt werden – allerdings erst, nachdem ihr die Kugel aus dem Leib operiert wurde und sie sich von dem Eingriff erholt hat.
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Blind und allein
Kranke oder beeinträchtigte Tiere lassen sich extrem schwer vermitteln, weil sich viele Menschen mit ihrer Versorgung überfordert fühlen. Dabei sind gerade solche Vierbeiner besonders dankbar für Liebe und Zuneigung.
Zum Beispiel Hudi, der knapp siebenjährige Mischlingsrüde, der Anfang des Monats in Riem abgegeben wurde. Der kleine Hund ist blind – und weil Pflegerin Luisa ihm viel Aufmerksamkeit schenkt, weicht er ihr nicht mehr von der Seite. „Hudi ist einmalig. Deshalb möchten wir ihn in ein einmalig tolles Zuhause vermitteln“, sagen seine Betreuer. Doch bislang hat sich noch kein Interessent gemeldet.
Katzen-Dame Cherie (9) ist ebenfalls blind. Sie wartet bereits seit November auf eine zweite Chance. Damals war die verschmuste Samtpfote von Spaziergängern gefunden und ins Tierheim gebracht worden. Wochenlang warteten die Pfleger auf einen Anruf ihres Besitzers – doch das Telefon blieb still. Die sanfte Cherie war in Vergessenheit geraten.
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Die Langzeit-Insassen
Kangal-Mischling Pascha hält einen traurigen Rekord: Kein anderes Tier in Riem wartet länger auf ein neues Zuhause als der elfjährige Rüde, der schon seit Dezember 2005 im Tierheim untergebracht ist. Pascha ist nicht der einzige „Langzeitinsasse“: Australian-Shepherd-Mix Robby (9) wartet bereits seit acht Jahren.
Der Hölle entkommen
Schläge und Misshandlungen waren brutaler Alltag für Mischling Sandokan, der 13 qualvolle Jahre bei einem süchtigen Paar in München verbringen musste. Dann wurde der treue Hund seinen Besitzern plötzlich lästig und sie gaben ihn im Tierheim ab.
Dort wartet der verstörte Hunde-Senior nun auf einen Tierfreund mit Herz, bei dem er in Ruhe seinen Lebensabend verbringen darf. Einfach ist die Suche nach einem geeigneten Halter nicht. Denn sein Martyrium hat den 15 Jahre alten Sandokan misstrauisch und ängstlich werden lassen.
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Tagelange Totenwache
Malteser-Mischling Kurti, Pudel-Mix Rudi und Schnauzer Franz haben Grässliches mitgemacht: Tagelang haben die drei Hunde vergangenen Herbst am Bett ihrer toten Besitzerin gewacht, bis die Verstorbene endlich gefunden wurde. Das Trio auf zwölf Pfoten wurde ins Tierheim gebracht.
Ursprünglich sollten die verstörten Hunde zusammen vermittelt werden, doch daraus wurde nichts. Besonders schlimm: Rudi und Franz haben bereits ein neues Zuhause gefunden – nur Hunde-Senior Kurti (15) wartet noch immer sehnsüchtig auf einen Tierfreund mit Herz.
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