München: Warum doch keine Seilbahn gebaut wird
München - Einfach über den Stau hinweg schweben. Das ist ein Satz, den man häufig liest, wenn es um Seilbahnen in Städten geht. Auch München träumte von einer Seilbahn am Frankfurter Ring. Sie sollte vom Oberwiesenfeld bis zur Studentenstadt verlaufen und hätte nach Osten und nach Westen erweitert werden können. Im Juli 2018 stellten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Ilse Aigner, die damals noch CSU-Verkehrsministerin war, das Projekt vor.
Doch keine Seilbahn am Frankfurter Ring in München: 570.000 Euro kostete die Studie
Seitdem sind fast sechs Jahre vergangenen. Neun verschiedene Varianten ließen Rathaus und Verkehrsministerium untersuchen. 570.000 Euro gaben Freistaat und Land dafür aus. Alles umsonst. Die Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Bau einer Seilbahn am Frankfurter Ring nicht rentiert. Eigentlich lag schon im Februar 2022 die Machbarkeitsstudie vor. Doch erst im nächsten Ausschuss am 13. März wird Mobilitätschef Georg Dunkel (parteilos) dem Stadtrat raten, sich endgültig von den Plänen zu verabschieden.
Die Studie hat Seilbahn, Expressbus und Tram miteinander verglichen. Demnach könnte ein Expressbus auf der Linie von der Fasanerie bis Unterföhring 23.000 Personen täglich befördern. Diesen Wert schaffen weder Seilbahn (20.000) noch Tram (15.000 Passagiere). Außerdem gehen die Studienverfasser davon aus, dass es die Seilbahn nicht schafft, neue Fahrgäste zu gewinnen. Es würden lediglich die mitfahren, die heute schon im ÖPNV sitzen.
Frankfurter Ring in München: Eine Seilbahn würde 433 Millionen kosten
Auch bei den Kosten schneidet die Seilbahn nicht gut ab: Inklusive Bau- und Planungskosten liegen sie bei circa 433 Millionen. Das ist zwar günstiger als die Tram, die 574,4 Millionen kosten soll. Aber viel teurer als Busse. Hier rechnet die Studie mit 19 Millionen.
Am Ende kommt das Mobilitätsreferat zu dem Schluss, dass die Stadt die Seilbahn nicht weiter verfolgen soll. Für den Verkehrsexperten in der SPD-Fraktion Nikolaus Gradl kommt das wenig überraschend. Seilbahnen eignen sich aus seiner Sicht eher, wenn Hindernisse überwunden werden müssen. In La Paz, der Hauptstadt Boliviens, gibt es zum Beispiel ein riesiges Seilbahnnetz – und dort werden Höhenunterschiede von Hunderten Metern überwunden. Statt so viel Geld in Studien zu investieren, hätte die Stadt lieber den bestehenden ÖPNV ausbauen sollen, findet Gradl.

Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher: "Nur noch eine Formsache" sei das Seilbahn-Aus
Auch die Grünen wollen laut ihrem Stadtrat Paul Bickelbacher die Seilbahnpläne beerdigen. Nur noch eine Formsache sei das, sagt Bickelbacher. Dass nun zwei Jahre vergangen sind, seitdem die Machbarkeitsstudie vorliegt und der Stadtrat entscheidet, erklärt er sich damit, dass das Mobilitätsreferat wichtigere Dingen zu tun hatte.
Ganz aufgeben will Bickelbacher den Gedanken, dass die Münchner einmal in einer Seilbahn von A nach B schweben aber noch nicht. Er hält eine Seilbahn im Münchner Norden , dort wo die Stadt momentan einen Tunnel plant, für denkbar. Sie würde vom Autobahn Dreieck A92/A99 zu BMW oder zum Mira-Einkaufszentrum verlaufen, erklärt Bickelbacher die Route. Aus seiner Sicht wäre das eine sinnvolle Alternative zu dem Autotunnel, den die Grünen (anders als SPD und CSU) sowieso ablehnen.
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