München trauert um die Queen: "Sie war ein Stück Heimat"

Briten und Nicht-Briten trauern in München vor dem Konsulat in Bogenhausen. In ganz Bayern hängen die Flaggen auf halbmast.
Nina Job
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Queen Duck in der Orlandostraße.
Queen Duck in der Orlandostraße. © Daniel von Loeper

München - So einen Anruf hat Buchhändler Günther Knust noch nie bekommen. Seit 1985 Jahren gibt es die Buchhandlung Words' Worth für englischsprachige Literatur in der Maxvorstadt schon. Aber ob man sich bei ihm in ein Kondolenzbuch eintragen könne, hat ihn noch nie jemand gefragt.

In Erinnerung: Münchner Einzelhändler dekorieren Schaufenster um

Der Buchhändler hat keines ausgelegt, nicht seine Aufgabe, findet er - auch wenn ihn Elizabeth II. - wie so viele Menschen - irgendwie ein Leben lang begleitet hat. Knust erinnert sich noch, wie er im Fernsehen zusah, als die britische Königin ihren Sohn zum Prinz of Wales ernannt hat. 1969 war das. Gleich in der Früh dekoriert er sein Schaufenster um: mit so gut wie allen Büchern über die Queen, die er hat.

Auch in der Innenstadt gestalten Händler und Verkäufer am Freitag ihre Auslagen neu. In einem Souvenirshop in der Orlandostraße, nahe dem Hofbräuhaus, hat Verkäuferin Carmen eine Gummiente "Queen Duck" im lila Dress ausgestellt. Geschmacklos? Einige finden das witzig. Drei Stück hat Carmen am Vormittag verkauft.

Queen Duck in der Orlandostraße.
Queen Duck in der Orlandostraße. © Daniel von Loeper

Im Victorian House, einer Adresse für Anglophile mit vielen feinen Teesorten, erinnert gleich am Eingang ein großes Schwarz-Weiß-Foto an die Verstorbene.

Britisches Generalkonsulat wirkt wie ausgestorben

Am Tag, nachdem sich die Nachricht vom Tod Elizabeth II. über die ganze Welt verbreitet hat, suchen auch in München viele Menschen nach einem Ort, an dem sie ihrer Trauer und ihrer Hochachtung für die britische Königin Ausdruck verleihen möchten. Immer wieder legen am Freitag Menschen vor Britischen Generalkonsulat in der Möhlstraße in Bogenhausen Blumen und Kerzen nieder. Vor dem unscheinbaren Gebäude hängen die Flaggen auf halbmast - wie am Freitag in ganz Bayern.

Die schweren Eisengitter-Türen sind fest verschlossen, davor wacht eine Dame vom Sicherheitsdienst. Kein offizielles Foto der verstorbenen Königin, keine Würdigung - der abgeschottete Ort wirkt selbst wie tot. Die Dame vom Sicherheitsdienst weist darauf hin, dass niemand ins Gebäude darf. Man könne sich an Berlin wenden oder sich im virtuellen Kondolenzbuch eintragen, das das Königshaus freigeschaltet habe.

"Sie war immer da"

Frauen und Männer, Briten und Nicht-Briten, lassen sich trotz der abweisenden Atmosphäre nicht davon abhalten, zu verweilen und Erinnerungen auszutauschen. Einer von ihnen ist Howard Knowles. Der 74-Jährige lebt seit 1977 in München. Früher war er klassischer Balletttänzer, dann Kostümschneider am Gärtnerplatztheater. "Es ist fast so, als wenn die eigene Mutter geht. Sie war immer da. Mein ganzes Leben lang war sie da", sagt er tieftraurig.

Auch der Kellner Tommy Bauer (57), kein Brite, sondern Deutscher, ist in die Möhlstraße gekommen. Er legt drei weiße Rosen vor den mächtigen Zaun. "Ihr Tod hat mich tatsächlich ziemlich gebeutelt. Sie war eine Konstante, jemand, der Halt gegeben hat."

Besonders hart trifft es Sandra Mountain. Die gebürtige Londonerin lebt seit 50 Jahren in München. "Die Queen ist ein Stück Heimat für mich, fast so, als gehörte sie zu meiner Familie. Mit ihrem Tod verliere ich auch ein Stück Heimat."

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In der Staatskanzlei: Bürger können sich in Kondolenzbuch eintragen 

Sie bewundert ihre Fähigkeit, Fehler einzusehen: Wie sie - wenn auch spät - Diana die Ehre erwies. Wie sie Charles erlaubte, Camilla zu heiraten und Andrew sie in die Kirche führen durfte bei der Trauerfeier für ihren Mann Prinz Philip.  Auch Sandra Mountain möchte sich gern in ein Kondolenzbuch eintragen: "Sie hatte einfach Grandezza".

Am Freitagnachmittag gibt die Staatskanzlei bekannt: In der Hofkapelle der Residenz wird zehn Tage lang ein Kondolenzbuch ausliegen, in das sich jeder eintragen kann. Im Rathaus kann das Goldene Buch besichtigt werden, in das sich die Queen 1965 bei ihrem München-Besuch eintrug.

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