München: Steht die Sanierung des Gasteigs auf der Kippe?

Steht die Sanierung des Gasteigs auf der Kippe? Möglicherweise verhindert der ursprüngliche Architekt des Kulturzentrums nach Jahren und Millionen Euro der Planung jetzt den Umbau.
von  Adrian Prechtel, AZ
Die drei Siegerentwürfe für die Generalsanierung des Gasteig mit einer architektonischen Öffnung zur Stadt hin: links, Wulf Architekten GmbH, Mitte: Auer Weber Assoziierte GmbH und (r.) Henn GmbH.
Die drei Siegerentwürfe für die Generalsanierung des Gasteig mit einer architektonischen Öffnung zur Stadt hin: links, Wulf Architekten GmbH, Mitte: Auer Weber Assoziierte GmbH und (r.) Henn GmbH.

München - Ein Schreiben aus der SPD-Fraktion vom Montag im Münchner Stadtrat schreckt auf: "Wir haben seit heute Kenntnis davon, dass es einen Konflikt bei der geplanten Sanierung des Gasteigs gibt. Es gibt einen Einspruch der Urheberrechtsinhaber. Die Fragen des Urheberrechts wurden anscheinend viel zu spät geklärt."

Nach geltendem Recht können Architekten einem Umbau ihrer Bauten widersprechen, weil sie ein Urheberrecht an ihren Bauwerken haben. Dieses Widerspruchsrecht wird auch vererbt und gilt noch siebzig Jahre nach dem Tod des Architekten. Der Gasteig wurde ab 1978 nach Plänen der Architektengemeinschaft Raue, Rollenhagen und Lindemann erbaut und 1984 eröffnet.

Gasteig-Umbau: Streitobjekt ist die "Bastionsmauer"

Einer der damaligen Architekten, Eike Rollenhagen, der heute mit über 80 Jahren in Egling bei Wolfratshausen lebt, soll gegenüber den Umbauplänen der Stadt München den generellen Satz geäußert haben: "Macht mal einen großen Wurf". So jedenfalls erinnert sich ein Gasteigmitarbeiter.

Jetzt aber soll Rollenhagen mit den Umbauentwürfen unzufrieden sein, über die der Stadtrat am Freitag entscheiden will, damit es 2020 mit dem Umbau losgehen kann. Zankapfel könnte die "Bastionsmauer" sein, die den Gasteig in Innenstadtrichtung abschirmt und die Rollenhagen für erhaltenswert halten soll – die aber keiner der Neuentwürfe vorsieht.

Der neue Gasteig: Von brav bis radikal

Schmid kritisiert SPD für ihr Vorgehen

Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner ist von der plötzlichen Unruhe überrascht: "Wir sind seit Anfang der Umbauplanungen mit Herrn Rollenhagen in Kontakt. Erst heute haben wir um 11 Uhr mit ihm gesprochen. Alle Dinge, die er gesagt hat, beeinträchtigen das Projekt nicht", sagte Wagner am Montagabend der AZ. Auch hatte man Rollenhagen angeboten, am Preisgericht über die 17 international eingereichten Umbauentwürfe teilzunehmen, was er aber nicht wollte. "Rollenhagen will seine Anmerkungen machen, wenn der Siegerentwurf feststeht. Es ist zu hoffen, dass nicht der Wahlkampf jetzt unnötige Unruhe hereinbringt", sagte Wagner.

Die drei Siegerentwürfe für die Generalsanierung des Gasteig mit einer architektonischen Öffnung zur Stadt hin: links, Wulf Architekten GmbH, Mitte: Auer Weber Assoziierte GmbH und (r.) Henn GmbH.
Die drei Siegerentwürfe für die Generalsanierung des Gasteig mit einer architektonischen Öffnung zur Stadt hin: links, Wulf Architekten GmbH, Mitte: Auer Weber Assoziierte GmbH und (r.) Henn GmbH.

Die drei Siegerentwürfe für die Generalsanierung des Gasteig mit einer architektonischen Öffnung zur Stadt hin: links, Wulf Architekten GmbH, Mitte: Auer Weber Assoziierte GmbH und (r.) Henn GmbH. Foto: dpa

Zuständig seitens der Stadt ist Kulturbürgermeister Josef Schmidt (CSU). Über seine Rolle sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl: "Sollte sich dadurch ein Konflikt mit den Urheberrechtsinhabern ergeben, gefährdet dies möglicherweise das gesamte Projekt der Gasteig-Sanierung und kostet wohl bereits im günstigsten Fall eine Millionensumme. Für uns stellt sich auch die Frage nach der Rolle des Zweiten Bürgermeisters Josef Schmid, der als Betreuungsreferent, Ausschussvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender in der Verantwortung ist."

Schmid, Aufsichtsratschef des Gasteigs, wies den Vorwurf laut "Süddeutscher Zeitung" als "billige Wahlkampfklamotte in der Woche vor der Landtagswahl" zurück. Für Schmid ist die Sache klar: Die SPD wolle ihm im aktuellen Wahlkampf schaden und gehe deshalb mit internen Informationen aus dem Aufsichtsrat an die Öffentlichkeit. Der Bürgermeister kandidiert im Stimmkreis München-Pasing. "Das wird ein Nachspiel haben", so Schmid.

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