München: So schlecht steht es um Hellabrunn
München - Aus dem Bürgermeisteramt hat sich Christine Strobl (SPD) schon vor zwei Monaten verabschiedet, aber den Tierpark, dessen Aufsichtsrats-Chefin sie noch ist, begleitet sie noch bis zur letzten Hauptversammlung nächste Woche.
Und so hat sie gestern die Bilanzpressekonferenz genutzt, um Tierparkchef Rasem Baban bei seinem Hilferuf an den Freistaat zur Seite zu stehen. Die zweimonatige Schließung während des Corona-Lockdowns hat den Zoo an den Rand der Pleite gebracht. "Es müssen bald wieder mehr Besucher in den Tierpark kommen dürfen", sagt Strobl, "so geht’s nicht weiter."

"Bleibt es bei den Auflagen, machen wir täglich 20.000 Euro Minus"
Seit 11. Mai ist der 40 Hektar große Tierpark Hellabrunn zwar wieder geöffnet, und seit 22. Juni darf sich immerhin eine Person auf zehn Quadratmetern Fläche aufhalten. Aber 4.370 Besucher am Tag, das reicht noch lange nicht, um die 50.000 Euro einzunehmen, die der Zoo täglich braucht – für das Futter für über 18.000 Tiere, für Wasser, Strom, Tierarzt und vieles mehr.
"Wenn es bei den Auflagen bleibt", sagt Rasem Baban besorgt, "machen wir weiter jeden Tag 20.000 Euro Minus."

Nun hofft er, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nächste Woche die Beschränkungen so lockert, dass ein Besucher auf fünf Quadratmetern erlaubt wird. Damit dürften 8.600 Menschen rein, "und dann hätten wir zumindest jeden Tag eine Schwarze Null." An Rekordtagen im vergangenen Jahr tummelten sich bis zu 17.000 Besucher am Tag im Zoo.
Vor der Coronakrise, Ende 2019, stand der Zoo gut da. Mit 2,7 Millionen Besuchern zählte er eine Rekordzahl. Die "Tierparkschule" ist fertig geworden, etliche Gehege wurden um- oder neu gebaut. Viele Nachzuchten gelangen wie beim Königspinguin, Roten Panda und der Fischkatze, Neuzugänge wie ein Banteng-Bulle und eine Polarfüchsin lockten Besucher an. Bald stehen auch wieder neue Tierbabys ins Haus: Elefantenkuh Temi ist trächtig, das Baby könnte im Oktober zur Welt kommen, bei den Fischkatzen gibt’s bald eine Drillingsgeburt.
Hilft die Stadt, die Finanzlöcher zu stopfen?
Noch hat der Tierpark seine Rücklagen von 3,6 Millionen Euro nicht angekratzt, die sind nämlich für den großen Umbau des Löwengeheges gedacht, in dem die Tiere nicht mehr gut untergebracht sind. Baban: "Wenn wir nicht umbauen, werden wir die Tiere an einen anderen Zoo abgeben müssen."
Dass die Stadt dem Tierpark beispringt und Finanzlöcher stopft, ist ziemlich wahrscheinlich. Baban hat mit einigen Fraktionschefs im Rathaus gesprochen. "Die Gespräche", sagt er, "waren sehr, sehr motivierend."