München: So arbeiten die falschen Polizisten

Fünf Verdächtige wurden nach Betrugsfällen in München gefasst. Den Kurieren drohen nun mindestens vier Jahre Gefängnis.
von  Ralph Hub
Ein Justizbeamter löst die Handschellen eines Angeklagten.
Ein Justizbeamter löst die Handschellen eines Angeklagten. © Carmen Jaspersen/dpa

München - Die Aussicht auf schnell und leicht verdientes Geld hat fünf junge Männer hinter Gitter gebracht. Zwei von ihnen hatten sich als Polizisten ausgegeben und bei Münchner Senioren insgesamt 160.000 Euro erbeutet.

Die beiden 22 und 28 Jahre alten Kuriere waren bei dem Coup das größte Risiko eingegangen. "Wer erwischt wird, ist der Dumme", sagt Jens Liedhegener, Chef der AG Phänomene. Denn die Täter wandern in Bayern für mindestens vier Jahre ins Gefängnis, während die Bosse in aller Ruhe weiter Geld scheffeln. Alleine in München erbeuten falsche Polizisten alljährlich mehrere Millionen Euro.

Verhaftete Betrüger ergaunerten Geld von Senioren

Eine Seniorin (87) aus Obersendling und ein Rentner (79) aus Obergiesing wurden zuletzt Opfer. Sie verloren jeweils rund 80.000 Euro. Geld und Schmuck übergaben sie zwei Männern an der Wohnungstür.

Am Mittwochabend vergangener Woche wurden die beiden Kuriere (22 und 28) von der Polizei in Berlin festgenommen, zusammen mit ihrem Chef, einem 21-Jährigen und zwei weiteren Verdächtigen. Die beiden Berliner waren laut Polizei von dem 21-Jährigen nach München geschickt worden, um Geld und Schmuck abzuholen.

Für ein paar tausend Euro: Mindestens vier Jahre Gefängnis

Die Banden ködern dazu Leute, die finanziell in der Klemme stecken. Sie versprechen ihnen ein paar leicht verdiente Tausender. Sie sollen Geld und Schmuck an einer bestimmten Adresse abholen. Bis zu zehn Prozent des Werts wird einigen versprochen. Manchmal sind es aber auch nur 1.000 Euro.

"Wer in München erwischt wird, wandert bis zum Prozess in U-Haft", sagt Jens Liedhegener. "Angeklagte wurden vom Landgericht bereits zu mehr als sechs Jahren Gefängnis verurteilt."

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Verhaftungen: Verraten von Komplizen oder Handydaten

Die Masche der falschen Polizisten funktioniert über Telefon und Handy. Genau da liegt der Schwachpunkt. Die Kripo setzt bei der Jagd nach den Banden bei der Kommunikation an, wertet Handydaten, Funkzellen und Ähnliches aus.

Manche Kuriere haben schon versucht, mit dem Geld abzutauchen und ihre Auftraggeber zu betrügen. Doch die sogenannten Logistiker, die die Einsätze der Kuriere koordinieren und überwachen, scheuen sich in solchen Fällen nicht, sofort bei der Polizei anzurufen, ihre eigenen Leute zu verpfeifen und ans Messer zu liefern.

Beute wird ins Ausland gebracht

Die beiden in Berlin gefassten Kuriere hatten die Beute wie vereinbart abgeliefert. Geld und Schmuck der Münchner Opfer sind allerdings weg, ins Ausland geschafft. Früher lief der Transfer über Western Union oder ähnliche Firmen. Doch die melden inzwischen verdächtige Transaktionen der Kripo.

Die Banden setzen deshalb verstärkt auf weibliche Kuriere, die die Beute per Flugzeug fortschaffen. Frauen können den gestohlenen Schmuck tragen, ohne bei Kontrollen am Flughafen aufzufallen. Die Geldscheine werden zwischen Buchseiten versteckt oder im Gepäck.

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