München: Autos angezündet - Nachbarstreit eskaliert
71-Jähriger muss sich vor dem Landgericht München unter anderem wegen Brandstiftung verantworten. Er gibt die Taten zum Auftakt des Prozesses zu.
München - Es war eine explosive Mischung aus Verärgerung über die Nachbarin und Verzweiflung über seine eigene Lebenslage, die den Rentner Hans G. (71, Name geändert) zu der Wahnsinnstat motivierte, erklärt seine Anwältin Birgit Schwerdt. Am 17. Juli des vergangenen Jahres zündete ihr Mandant das heißgeliebte Auto des Sohnes seiner Nachbarin an. Die Flammen griffen auf den daneben parkenden Wagen der Enkelin über. Beide Autos wurden total zerstört. Der Schaden: 68.500 Euro.
Konflikte im Vorfeld der Tat
Hintergrund der Tat: Hans G. lag seit längerem im Clinch mit einer Nachbarin, die bereits seit Jahrzehnten in dem Schongauer Mehrfamilienhaus wohnt. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten, weil die Nachbarin den 71-Jährigen zu mehr Ordnung und Sauberkeit anhalten wollte.
Am Abend des 12. August 2017 eskalierte der Konflikt. Laut Anklage ging es damals konkret um die Belegung der Wäscheleine, die allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung stand. Hans G. schlug im Streit dem Sohn der Nachbarin unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Die Quittung bekam er vor Gericht: 90 Tagessätze zu je 15 Euro (1.350 Euro). Hans G. ignorierte die Strafe und kam den Zahlungsaufforderungen des Gerichts nicht nach. Laut Ladung vom 15. Mai 2018 sollte er deshalb eine Ersatzfreiheitsstrafe antreten. Doch bevor er die Haft antreten musste, wollte Hans G. noch Rache nehmen.
Brandstiftung: Autos angezündet
Er wusste, dass der Sohn der Nachbarin viel Zeit und Geld investierte, um sein Auto, einen Audi A3, zu pflegen. Und er wusste, dass die ganze Familie im Urlaub war, als er am 17. Juli 2018 zur Tat schritt.
Er platzierte einen Esbitwürfel (Esbit steht für Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform) auf dem vorderen linken Reifen des A3 und zündete diesen an.
Der Brandstifter verließ den Tatort und betrachtete das Feuer aus der Entfernung. Von dort sah er auch, wie das Feuer auf den daneben abgestellten Audi TT der Nachbars-Enkelin übergriff.
Weitere Anklage wegen kinderpornografischen Dateien
Doch damit nicht genug: Während der Ermittlungen stieß die Polizei auf kinderpornografische Dateien, die Hans G. vom Handy per Whatsapp verschickte. Auch dafür muss er sich nun verantworten.
Vor Gericht erklärt der ehemalige Kranführer, dass er nach der Trennung von seiner Frau den Halt verloren habe und elf Jahre vor seiner Verrentung arbeitslos wurde. Die Nachbarin habe ihn schikaniert, erklärt er die Tat. Und widerspricht der Darstellung, dass er den Nachbarssohn geschlagen habe, dafür wäre er gar nicht stark genug: "Er hat mich geschlagen."
Der Prozess wird fortgesetzt.
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