München: In Aufzug auf Ex-Freundin eingestochen - Elf Jahre Haft
München - Er kam nicht über die Trennung hinweg, kämpfte um die Gunst seiner Angebeteten, machte ihr Geschenke. Doch die wies ihn immer wieder ab. So auch am Abend des 15. Dezember 2018. Er hatte in der Tiefgarage auf sie gewartet, wollte mit ihr hoch in die Wohnung. Doch sie lehnte das ab. Da zückte der 63-Jährige im Aufzug ein Messer und stach zu.
Die 57-Jährige überlebte, obwohl er ihr das Messer bis zum Heft in den Rücken gestoßen hatte. Die Frau schrie um Hilfe, Nachbarn in dem Riemer Mehrfamilienhaus zogen sie aus dem Aufzug und das Messer aus dem Rücken. Mit einem zweiten Messer habe er dann versucht, sich der Festnahme durch die alarmierte Polizei zu widersetzen. So rekapituliert der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann das Geschehen.
Verteidigerin plädiert auf Totschlag
Der Angeklagte sei heimtückisch vorgegangen, so das Gericht. Deshalb sei er wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu verurteilen. Elf Jahre Haft seien angemessen. Dazu soll der alkoholkranke Mann nach dreieinhalb Jahren Haft in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden.
Seine Anwältin Birgit Schwerdt hatte auf Totschlag plädiert. Trotzdem glaubt sie, dass das Urteil nach einem noch zu führenden Gespräch mit ihrem Mandanten rechtskräftig werden könnte, da die Strafe in einem überschaubaren Rahmen bleibe.
Opfer will nicht, dass Täter ins Gefängnis geht
Ungewöhnliche und versöhnliche Geste am Ende des Prozesses: Das Opfer geht noch einmal auf seinen verurteilten Peiniger zu, redet freundlich mit ihm.
Bereits zuvor hatte er sich bei seiner ehemaligen Freundin entschuldigt und sie hatte als Nebenklägerin beim Prozessauftakt erklärt, dass sie glaube, er habe sie nicht töten, sondern allenfalls erschrecken wollen. Sie wolle nicht, dass er wegen ihr ins Gefängnis muss.
Nichtsdestotrotz leidet sie immer noch unter den Folgen der Attacke. Den Aufzug im Haus möchte sie nicht mehr benutzen, die Riemer Wohnung soll sie bereits verkauft haben.