Mülltrennung: Münchner sammeln zu wenig Biomüll - warum das ein Problem ist

Die Münchner sammeln zu wenig Biomüll. Warum das ein Problem ist – und, wie die Stadt es ändern will.
von  Annika Schall
Rund 80 Kilogramm Lebensmittel werfen die Deutschen im Jahr weg, über die Biotonne gelangen sie zurück in den Verwertungskreislauf.
Rund 80 Kilogramm Lebensmittel werfen die Deutschen im Jahr weg, über die Biotonne gelangen sie zurück in den Verwertungskreislauf. © Arno Burgi/dpa

München - Stinkig, dreckig, schimmelig, die Biotonne hat ein Imageproblem. Und das obwohl beim Müllaufkommen in den eigenen vier Wänden Bioabfälle den ersten Platz einnehmen. Trotzdem entsorgen viele Münchner Haushalte ihren organischen Müll einfach in der Restmülltonne, wie Zahlen des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWM) belegen. Jedes Jahr sammelt der AWM rund 42.000 Tonnen Biomüll ein.

Gleichzeitig bestehen allerdings auch noch 40 Prozent des Restmülls aus organischem Material, das in der braunen Tonne besser aufgehoben gewesen wäre.

Biomüll im Restmüll: Eine faule Tomate ist in der Verbrennung sinnlos

"Für viele Bürger hat die Biotonne einen gewissen Ekelfaktor", sagt Helmut Schmidt, Zweiter Werksleiter des AWM. Schon lange wünscht er sich von den Münchnern mehr Trenndisziplin, denn "es macht nun einmal keinen Sinn, eine faule Tomate in die Müllverbrennungsanlage zu geben", so Schmidt.

Denn statt in der Verbrennung wäre die Tomate viel besser im Recycling aufgehoben. "Nur so können wir den Nährstoffkreislauf schließen", erklärt Schmidt. Das macht der AWM so: Vom Bioeimer wandern die Abfälle zum großen Teil in die Trockenfermentieranlage des AWM am Entsorgungspark in Freimann. Dort werden sie zunächst vier Wochen lang vergoren – ein Prozess bei dem energiereiches Biogas entsteht.


Damit die Münchner lieber Müll trennen, lässt sich der AWM viel einfallen. Jüngstes Projekt: die Beteiligung an der Aktion "Biotonne Deutschland". Hier zeigt Helmut Schmidt (r.) mit dem Leiter eines Supermarktes die Einsatzmöglichkeiten der Biotonne. Foto: Petra Schramek

Aus dem Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk Öko-Strom gewonnen, der mehr als 1.500 Münchner Haushalte versorgen und mehrere tausend Liter Heizöl ersetzen kann.

Die vergorene Biomasse, den Gärrest, nutzt der AWM dann wiederum zur Herstellung von Kompost, der besonders in der ökologischen Landwirtschaft heiß begehrt ist. Doch nicht nur die Bauern profitieren von dem Nährboden aus der Mülltonne. Zusätzlich gewinnt der AWM in seinen Erdenwerken aus dem Kompost Blumen- und Pflanzenerde für die Münchner. "Wir haben hier eine echte regionale Kreislaufwirtschaft", sagt Schmidt stolz.

Doch die könnte eben noch besser funktionieren, wenn mehr Menschen gründlicher ihre Abfälle trennen würden. Um die Münchner für die braune Tonne zu begeistern, hat der AWM sich verschiedene Strategien überlegt. Zum einen verschenkt der Abfallwirtschaftsbetrieb seit einiger Zeit handliche Bio-Eimer. Pro Haushalt wird eines der sieben Liter Gefäße ausgegeben. Abholen kann man sie zum Beispiel im Infocenter der AWM-Zentrale am Georg-Brauchle-Ring und an vielen Wertstoffhöfen.

Seit Monaten tourt der AWM mit dem Bioabfallmobil herum

Auch tourt der AWM seit einigen Monaten mit dem Bioabfallmobil durchs Stadtgebiet. Hier gibt es nicht nur die kleinen Mülleimer, sondern auch Infomaterial zur richtigen Mülltrennung.

Wen das nicht überzeugt, für den hat der AWM noch ein ganz simples Argument auf Lager: Die Müllgebühren richten sich nur nach der Größe der Restmülltonne, für Biomüll zahlt der Verbraucher dagegen keinen Cent. Richtiges trennen kann sich also rechnen.

Dass Information in Sachen Biomüll tatsächlich zum Erfolg führen, weiß man beim AWM seit einem Pilotprojekt in Neuhausen: Dort gingen vor zwei Jahren Mitarbeiter von Tür zu Tür verteilten Mülleimer und Infomaterial und erklärten, was in die Biotonne gehört und was nicht.

7.000 Haushalte sprach der AWM so an. "Wir hatten damit einen großen Erfolg", berichtet Schmidt, "wir konnten im Pilotgebiet die Sammlung fast verdoppeln."

Und der Effekt des Klinkenputzens mit der Biotonne in der Hand war nachhaltig: Noch heute wird in den Pilothaushalten der Müll disziplinierter getrennt als anderswo.

Deshalb möchte der AWM auch künftig weiter für die Tonne mit dem schlechten Image werben – denn, so Schmidt: "Mir persönlich ist es ein großes Anliegen, den Bio-Kreislauf zu schließen."

Lesen Sie hier Teil 1 der Müll-Serie: Nach der Tonne - Das wird am Ende aus unserem Müll

Lesen Sie hier Teil 2 der Müll-Serie: München an der Spitze - Niemand trennt seinen Müll besser

Lesen Sie hier Teil 3 der Müll-Serie: Warum gibt es in München keinen Gelben Sack?

Lesen Sie hier Teil 4 der Müll-Serie: Mülltrennung - "Die Leute haben zu viel Geld"

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