Monatelange Stachus-Sperrung: Irgendwo im Nirgendwo
München - Es scheppert und rumpelt schon von unten her, droben am Lenbachplatz. Und wer die paar Steinstufen hinuntersteigt ins Zwischengeschoss Richtung Stachus-U-Bahn, steht schnell vor einem Metallgitter, das den Zugang zu den drei Rolltreppen abriegelt.
Seit Mittwoch führt hier kein Weg mehr weiter. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) lässt an der Haltestelle Stachus die 38 Jahre alten und 56,5 Meter langen Rolltreppen herausreißen und erneuern – es sind die längsten im ganzen MVG-Gebiet.
Stachus: Acht Wochen kein Halt der U4 und U5
Acht Wochen lang, bis 3. August, halten die U4 und U5 hier nicht mehr, sondern fahren ohne Halt in beiden Richtungen durch. Ziemlich nervig ist das für die Fahrgäste, von denen etliche ratlos durch den Zaun linsen.


Dahinter haben Monteure schon das Bodenblech angehoben, was den Blick freigibt auf den monströsen Rolltreppenmotor, der im Boden versenkt ist. Bis zum Bauchnabel steht ein Mann bereits unten in dem Loch. Auch die Seitenbleche der mittleren Rolltreppe sind schon abmontiert, genau wie die Decke darüber.
Menschen schieben sich am halben Absperrgitter vorbei
Derweil drüben im Stachus-Untergeschoss, beim anderen Zugang zur U-Bahn von der S-Bahn aus, wo eine Rischart-Filiale Brot und Semmeln verkauft. Immer wieder schieben sich Menschen hier am nur halben Absperrgitter mit Hinweisen vorbei die Treppe hinunter, und stoßen erst einen Stock tiefer auf einen Komplettbauzaun.
Eine Rentnerin, zum Beispiel, die mit der S1 aus Lohhof am Stachus ankam und mit der U4 weiter zum Masseur am Max-Weber-Platz will. "Was ist hier los", fragt sie ratlos, "ich bin sehbehindert, ich versteh das nicht". Oder Roswitha G. (72), die sich entnervt die Haare rauft. "So ein Chaos, ich bin ja nicht blöd, aber hier steht man plötzlich irgendwo im Nirgendwo."

Riesen-Rolltreppe wird ausgebaut
Auch drei Männer scheitern vor den Hinweisschildern, auf denen einfach zu viel draufsteht, um es auf Anhieb zu verstehen. Sie treffen immerhin auf einen MVG-Mitarbeiter, der des Weges kommt und Auskunft gibt. "Danke, Digga", ruft einer ihm nach und trollt sich Richtung S-Bahn. Seit früh um 5 Uhr gehe das so, heißt es beim Rischart neben dem halben Absperrgitter, dass Ratlose nach dem Weg fragen. Man hoffe, dass das besser werde in ein paar Tagen.

Bis dahin jedenfalls wird die erste der drei Riesen-Rolltreppen ausgebaut und zur Decke hin hochgezogen sein, so erklären das die Monteure. Sie werden das Trumm dann in Zehn-Meter-Stücke zerschneiden und hängend nach unten hin zum Bahnsteig abtransportieren.
Sowas braucht eben seine Zeit, sagen sie. Es ist also Geduld angesagt, für alle.
- Themen:
- Karlsplatz (Stachus)
- München
- S-Bahn