Migrationsbeirat München: Der "weiße" Stadtrat entscheidet

Der Migrationsbeirat wird nicht mehr nur gewählt, sondern auch ernannt.
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Dimitrina Lang.
Dimitrina Lang. © Archiv

München - Wer in München lebt, aber kein EU-Bürger ist, darf bei keiner Stadtratswahl und keiner Oberbürgermeisterwahl seine Stimme abgeben. Um ihre Interessen dennoch einzubringen, können 400.000 Menschen den Migrationsbeirat wählen. Dieser wiederum kann den Stadtrat aber nur beraten.

Reform des Migrationsbeirats

Weil die Wahlbeteiligung zuletzt nur bei etwas mehr als drei Prozent lag und weil es immer wieder Vorwürfe gab, der Beirat werde von rechten türkischen Gruppen unterwandert, forderten Grüne und CSU eine Reform. Gemeinsam beschlossen sie am Mittwoch, dass künftig Menschen mit Migrationshintergrund zwar 40 Mitglieder direkt wählen können. Hinzu kommen aber zehn weitere Mitglieder, die der Stadtrat ernennt. Es sollen Personen sein, die sich bereits in der Integration engagieren.

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Die Vorsitzende sieht die Pläne kritisch

Außerdem soll die Stadt Kampagnen starten, um mehr Aufmerksamkeit auf den Beirat zu lenken. Die Vorsitzende des Migrationsbeirates Dimitrina Lang hatte es zuvor abgelehnt, dass zehn Mitglieder durch den Stadtrat bestimmt werden sollen. "Es wird wie immer über uns entschieden", sagte sie. Auch Hamado Dipama aus dem Migrationsbeirat betonte, dass er es ablehne, dass der "weiß-dominierte Stadtrat" Vertreter schicke. Eine sinnvolle Reform könne aus seiner Sicht nur sein, dass der Beirat mehr Befugnisse bekommt.

Auch die SPD lehnte die Reform ab. Stadtrat Cumali Naz nannte das Vorgehen eine Bevormundung und undemokratisch. "Wie würde es sich anfühlen, wenn der Landtag zehn Vertreter in den Stadtrat schicken würde?", fragte er.

Gefahr durch türkische Rechtsextreme

Grünen-Fraktionschef Dominik Krause, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert, erinnerte daran, warum eine Reform in seinen Augen notwendig wurde: die geringe Wahlbeteiligung, die Gefahr, dass türkische Rechtsextremisten versuchen, Einfluss zu nehmen. Ursprünglich hatten Grüne und CSU vorgeschlagen, dass Migranten zehn Mitglieder weniger wählen sollen und der Stadtrat stattdessen diese benennt. Davon sind beide Parteien abgerückt.

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Verknüpfung mit der Kommunalwahl?

Die zehn Vertreter, die der Stadtrat nach der Entscheidung von Mittwoch künftig entsendet, kommen zu den 40 gewählten Mitgliedern dazu. Der alte KVR-Referent Thomas Böhle (SPD) habe stets geschildert, es sei nicht möglich, die Wahl am Tag der Kommunalwahl durchzuführen, sagte Krause. Doch genau das wird die neue Referentin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne) wohl demnächst ermöglichen. Denn es fand sich auch für diesen Vorschlag eine Mehrheit – von Grünen und SPD, aber gegen die CSU.

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22 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Witwe Bolte am 28.07.2022 18:33 Uhr / Bewertung:

    München: leider nur noch zum Davonlaufen aus diesem Tollhaus.

  • Hosenband am 28.07.2022 15:06 Uhr / Bewertung:

    Ich finde es verständlich und gut, dass die meisten ausländischen Mitbürger Münchens sich nicht an der Wahl dieses Gremiums beteiligen. Hätte ich die Wahl zwischen türkischen Nationalisten und "woken" Deutschland-Hassern wie Herrn Dipamo, würde ich mein Wahlrecht auch nicht wahrnehmen.
    Der einzige Gewinn an diesem Vorgang ist, dass er plakativ die blinden Flecken des Grünen Weltbildes offenlegt: Einwanderung ist immer das allertollste auf der Welt , aber wenn diese Einwanderung beispielsweise sich in türkischen Nationalismus und Extremismus äußert, muss dies durch vom Stadtrat ernannte vorbildliche Vertreter übertüncht werden, um den schönen Schein halbwegs aufrecht zu erhalten.

  • Greyhound am 28.07.2022 15:05 Uhr / Bewertung:

    Hamado Dipama - ist das nicht der, der sich gern an die Türen von Clubs und Diskotheken stellt und dann wegen Diskriminierung um Schmerzensgeld klagt, wenn man ihn - wie so viele andere Menschen auch - nicht reinlässt?

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