Wer schnappt sich den Oberpollinger in München? Zwei Interessenten für Millionen-Deal

René Benkos Kaufhauskette KaDeWe Group und auch die Immobilie, in dem der Luxus-Einkaufstempel in der Münchner Fußgängerzone ansässig ist, stehen kurz vor dem Verkauf. Das sind die Interessenten.
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Gehört seit zehneinhalb Jahre zum Reich von Signa-Gründer René Benko: der Oberpollinger in München.
Gehört seit zehneinhalb Jahre zum Reich von Signa-Gründer René Benko: der Oberpollinger in München. © Sven Hoppe/dpa

München - Schwarze Aufkleber bappen auf den gläsernen Eingangstüren am Luxuskaufhaus Oberpollinger. Es steht nur ein Wort darauf: "New" - ein Hinweis auf die neuen Frühjahrs- und Sommerkollektionen, die geliefert wurden. In dem Einkaufstempel in der Fußgängerzone steht noch sehr viel mehr Neues vor der Tür: ganz Grundlegendes.

René Benkos Signa-Pleiten haben auch Oberpollinger mitgerissen. Die Handelskette KaDeWe-Group, zu der Oberpollinger gehört, hat Ende Januar Insolvenz angemeldet. Auch die Signa Prime mit ihren Immobilien in Bestlage ist pleite. Nun stehen sowohl das Handelsunternehmen als auch das Oberpollinger-Gebäude zum Verkauf. Die Namen von zwei Bietern kursieren in der Immobilienbranche: Der eine ist ein Milliardär aus Thailand. Bei dem anderen soll es sich um einen Münchner Bauunternehmer handeln. Dieser hat sich kürzlich schon eine Signa-Immobilie geschnappt.

Alles neu im Luxus-Einkaufstempel in der Neuhauser Straße Anfang April.
Alles neu im Luxus-Einkaufstempel in der Neuhauser Straße Anfang April. © Nina Job

Oberpollinger in München heute: Nur Luxus-Güter – wie eh und je

Im Oberpollinger ist derweil von den Turbulenzen rund um Pleite, Verkauf, neue Investoren und Neuanfang kaum etwas zu spüren. Auf den großzügig gestalteten Verkaufsflächen sind Luxuswaren in Hülle und Fülle präsentiert. Von der Hautcreme für 1030 Euro (La Prairie), einem Missoni-Badeanzug (418 Euro) oder Burberry-Käppi (320 Euro) bis hin zum durchlöcherten Herren-T-Shirt von Givenchy (690 Euro) ist alles zu haben.

Kundschaft ist auch da, für einen Mittwoch um die Mittagszeit sogar erstaunlich viel. In einem mit Kordeln abgesperrten und von zwei Security-Mitarbeitern bewachten Bereich begeistern sich mehrere Frauen für Louis-Vuitton-Taschen, die mehrere Tausend Euro pro Stück kosten. Ihre Begleiter relaxen derweil in dicken Lounge-Sesseln. Heile Welt im Luxus-Tempel?

René Benko, Gründer des österreichischen Konzerns Signa.
René Benko, Gründer des österreichischen Konzerns Signa. © Frank Rumpenhorst/dpa

Oberpollinger in München geht wohl nicht im Strudel der Benko-Pleiten unter

Die Probleme waren schon sichtbarer als in diesen Tagen. Im Zuge der Signa-Insolvenzen konnte die KaDeWe-Group zeitweise Rechnungen nicht mehr zahlen, Hersteller und Händler schickten daraufhin keine Ware mehr zu Oberpollinger oder orderten diese zurück. Dieses Problem scheint gelöst. Schon vor einigen Wochen teilte die KaDeWe Group mit, alle Rechnungen würden wieder bezahlt. 

Was man am Mittwoch allerdings nicht kaufen kann, sind Klamotten der Firma Dsquared2 – obwohl sie ausgestellt sind. Die Abteilung ist mit Kordeln gesperrt. "Ein technisches Problem", sagt eine Verkäuferin. Das hieß es schon mal, bevor Marken aus dem Sortiment erstmal verschwanden.

Dass Oberpollinger im Strudel der Benko-Pleiten untergeht, diese Gefahr besteht offenbar trotzdem nicht. Wie das "Handelsblatt" und "Capital" berichteten, steht der thailändische Milliardär Tos Chirathivat mit seiner Central Group kurz vor der Übernahme der KaDeWe Group. Dazu gehören neben dem Oberpollinger auch das KaDeWe und das Alsterhaus. Selfridges und die Globus-Kette aus dem Signa-Reich wolle Chirathivat ebenfalls kaufen.  

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Der thailändische Investor gehört zu den Superreichen

Die Central Group war bereits mit mehr als 50 Prozent an der KaDeWe Group und Selfridges beteiligt. Den Berichten zufolge steht eine Übernahme unmittelbar bevor. Es gehe "eher um Wochen als um Monate".

Hinter der Central Group steckt die viertreichste Familie Thailands. Ihr Vermögen wird auf mehr als elf Milliarden geschätzt. Sie besitzt große Handelsketten und Einkaufszentren in Asien. Chef ist seit 2013 Tos Chirathivat, der den Konzern von seinem Großvater übernahm. In einem seiner seltenen Interviews sagte der CEO: "Wir denken langfristig und verkaufen fast nie etwas."

Seine Central Group hatte bereits die Mehrheitsanteile an Oberpollinger: Investor Tos Chirathivat.
Seine Central Group hatte bereits die Mehrheitsanteile an Oberpollinger: Investor Tos Chirathivat. © Central Group/ho

Oberpollinger in München: Verkauf soll unmittelbar bevorstehen

Laut Handelsblatt interessiert sich die thailändische Familie auch für die Oberpollinger-Immobilie. Diese ist für rund 450 Millionen Euro auf dem Markt (AZ berichtete).

Ebenfalls ein Angebot für die Immobilie in der Fußgängerzone soll ein Münchner Unternehmer abgegeben haben. Er tauchte bislang öffentlich vor allem mit Sozialwohnungsbauten auf. Auf mehrfache AZ-Anfrage reagierte er nicht. Sicher ist: Er hat bereits eine Bauruine aus dem Signa-Reich gekauft: den früheren Flagship-Store von Kaut Bullinger in der Rosenstraße.

Was er damit vorhat und was mit dem Oberpollinger-Gebäude, wenn er den Zuschlag bekäme – alles offene Fragen. Es bleibt spannend.

Mindestens 18 Prozent Zinsen für einen Notkredit

Die insolvente Signa Prime des gefallenen Immobilien-Gurus René Benko bekommt frisches Geld. Der Londoner Finanzinvestor und Vermögensverwalter Attestor Ltd. hat dem Unternehmen einen sogenannten Massekredit von bis zu 100 Millionen Euro zugesagt. Das rettet den Geschäftsbetrieb der Signa Prime, damit kann sie ihren Zahlungsforderungen nachkommen. Zu diesem Signa-Geschäftszweig gehören die Luxus-Kaufhäuser Oberpollinger, KaDeWe (Berlin) und Alsterhaus (Hamburg) sowie der Elbtower, das Luxushotel Park Hyatt und die teure Einkaufsmeile "Goldenes Quartier" in Wien.

Mit dem Darlehen gewinnt die Signa nun auch Zeit für den Verkauf ihrer wertvollen Immobilien - und muss sie nicht in Not unter Wert verscherbeln. Der Kredit ermögliche "eine geordnete Verwertung" heißt es vom Insolvenzverwalter. Der Preis dafür ist allerdings sehr hoch: Die "Immobilienzeitung" hat einen Experten für Notkredite befragt. Dieser schätzt den Zinssatz des Darlehens auf 18 bis 20 Prozent! Laut "Handelsblatt" hatte Benko bei dem Briten schon im November um 600 Millionen Euro gebettelt. Damals aber vergeblich.

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  • Kangaroo am 04.04.2024 14:05 Uhr / Bewertung:

    Wird sich schon wieder einer finden. Hoffentlich ein seriöser! Diesmal sollte der rot-grüne Stadtrat genauestens nachprüfen.Nicht daß sie wieder geblendet von Profilierungssucht auf den nächsten Finanzgangster reinfallen.

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