Mehr als 400 Millionen wert: Immobilien-Filetstück Oberpollinger in München soll verkauft werden
München - Wirklich glücklich wird wohl keiner der Gläubiger sein, die am Montag vor dem Handelsgericht Wien zusammentreffen werden. Denn die Pleite von René Benko und seiner Signa wird sie alle hart treffen. Zum Beginn der kommenden Woche werden sie nun entscheiden, wie das Tafelsilber des einstigen "Wunderwuzzis" abverkauft werden soll. Eher nach dem Motto "alles muss raus" oder doch kontrolliert?
Letzteres schlägt der aktuelle Sanierungsverwalter Norbert Abel vor. Er ist für die Signa Prime zuständig, zu der nicht nur die Filetstücke KaDeWe in Berlin, der Elbtower in Hamburg, sondern, und hier wird es für München interessant, auch der Oberpollinger gehören.

Wobei letzterer gleich doppelt von der Signa-Insolvenz betroffen ist. Sowohl die Signa Prime Selection, zu der die Immobilie gehört, ist betroffen, als auch die Warenhauskette KaDeWe-Group.
Sanierungsplan für Signa Prime: Kontrollierter Verkauf des Tafelsilbers in München?
Norbert Abel schlägt für die Signa Prime nun eine Treuhänderlösung unter der Leitung seiner Kanzlei vor. Das hätte mehrere Auswirkungen. Zum einen würde so das aktuelle Management um Erhard Grossnigg entmachtet. Abel und seine Kanzlei würden das Ruder übernehmen. Eine Lösung, die laut "Manager Magazin" unter Gläubigern durchaus Anhänger hat, weil das Vertrauensverhältnis zum Signa-Prime-Management inzwischen recht angekratzt sein soll.
Zum anderen sieht der Plan vor, dass Gläubiger innerhalb von zwei Jahren mindestens eine Quote von 30 Prozent auf ihre Forderungen ausbezahlt bekommen. Würde ohne Treuhänder vorgegangen werden, läge diese Quote nur bei neun Prozent.
Und mehr noch: Wie "Der Standard" berichtet, winkt den Gläubigern laut Sanierungsplan auch eine "Superquote". Sollte nach Abdeckung der 30-prozentigen Quote noch etwas übrigbleiben, würde diese noch zusätzlich ausbezahlt.
Benko-Beben trifft München: Was geschieht mit Oberpollinger?
Um das zu schaffen, soll "das gesamte verwertbare Vermögen zur Verwertung an eine Treuhänderin" übergeben werden, heißt es in einer Mitteilung von Abel. Diese Treuhandlösung soll verhindern, dass die Premium-Immobilien der Signa Prima unter Druck zu schnell unter Wert verkauft werden.
Für München bedeutet dieser neue Plan: Stimmen die Gläubiger dieser Lösung am Montag zu, kommt auch Oberpollinger auf den Markt. Dass es dazu kommt, war bis vor kurzem noch nicht ausgemacht.

Anfang März hatte der Branchendienst "React News" zwar berichtet, dass laut Branchenkreisen bereits mehrere Makler eingeladen worden seien, um die Immobilie in 1-A-Lage zu bewerben. Die Preisvorstellung: rund 450 Millionen Euro. Damals war allerdings noch nicht sicher, ob das Gebäude auch tatsächlich auf den Markt kommt.
Die Zukunft des Handelshauses Oberpollinger – also nicht der Immobilie – ist indes ungewiss. So soll die thailändische Central Group, die bereits jetzt 50,1 Prozent an der Signa Premium hält, zu der Oberpollinger gehört, Interesse gehabt haben, als Investor groß einzusteigen. Bislang sind diese Pläne nicht bestätigt.
Das hätte das Kaufhaus als Konzept und nicht die Immobilie betroffen, doch in der Branche munkelte man, dass der Investor aus Südostasien in diesem Zuge auch das prestigeträchtige Gebäude an der Neuhauser Straße hätte übernehmen können.
Unterdessen haben sich die Anwälte von René Benko zum Vorwurf der Geldwäsche geäußert. Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte Mitte der Woche bestätigt, dass es wegen Geldwäsche-Verdachts Ermittlungen im Zusammenhang mit der Signa-Gruppe gibt. "Die in der bisherigen Berichterstattung gehandelten Thesen und behaupteten Vorwürfe sind haltlos", erklärte daraufhin der Münchner Rechtsanwalt Florian Ufer. "Sie werden zurückgewiesen."
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