Mehr Platz für Menschen, weniger Gehwegparker: Stadt beschließt neue Fußgänger-Strategie
München - Auf Münchens Gehwegen ist es zwar aktuell ziemlich rutschig, Grund zur Freude gibt es für Fußgänger trotzdem. Die vom Stadtrat auf den Weg gebrachte Fußverkehrsstrategie umfasst elf Handlungsfelder mit Maßnahmenpaketen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen.
Mehr Sicherheit, Komfort und Aufenthaltsqualität
Um das Gehen auf den Fußgängerwegen angenehmer zu gestalten, sollen diese durch eine Mindestgehwegbreite gesichert werden. Verkehrsberuhigende Maßnahmen und ein verbessertes Querungsangebot sollen Gefahrenquellen in Zukunft minimieren.
Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher dazu in einer Mitteilung: "Als wichtige Aufgabe betrachten wir die schrittweise Reduzierung des gemäß Straßenverkehrsordnung illegalen, aber von der Polizei geduldeten Gehsteigparkens in den Bereichen außerhalb des Parkraummanagements. Dieses Problem werden wir im Januar in einem detaillierten Stadtratsantrag aufgreifen."
Münchens neue Gehwege: Bald startet die Planung
Im Sommer 2023 "wird die Stadtverwaltung erste Aktionsräume auswählen und sich mit den Bezirksausschüssen beraten", wie es aus dem Rathaus heißt. Das Mobilitätsreferat will mithilfe von Fußgänger-Checks herausfinden, welche Anforderungen und Probleme bestehen. Zu den Begehungen vor Ort wird auch die Öffentlichkeit eingeladen.
Auf Vorschlag der Grünen – Rosa Liste soll es zukünftig einen Runden Tisch zum Thema Fußverkehr geben, zu dem u.a. Fuss e.V., VCD, Greencity und der Bund Naturschutz eingeladen werden. Zudem wolle die Stadt die nötigen Stellen einrichten, um die Anliegen aus den Bezirksausschüssen schneller bearbeiten zu können.
Kinder und Senioren stehen im Fokus
Eine besondere Herausforderung stellt der Münchner Verkehr für Kinder und Senioren dar. Damit soll laut Bürgermeisterin Katrin Habenschaden jetzt Schluss sein:
"Von der neuen Fußverkehrsstrategie werden vor allem Kinder und ältere Menschen profitieren. Sie sindmeist zu Fuß, mit Roller oder Rollator unterwegs und durch Hindernisse oder Engstellen auf Gehwegen besonders gefährdet. Früher wurden Kinder und Senior*innen bei Verkehrsplanungen oft vergessen, obwohl sie besondere Rücksicht verdienen. Ich freue mich, dass beide Gruppen künftig im Mittelpunkt unserer Verkehrsplanung stehen."
Die CSU sieht Konfliktpotential bei Freischankflächen
Veronika Mirlach (35), Stadträtin und mobilitätspolitische Sprecherin der CSU, kritisiert in einer Mitteilung den Beschluss: "Wir freuen uns über die großen Verbesserungen für Fußgänger. Münchens Gehwege werden dank dem heutigen Beschluss sicherer und barrierefreier. Aber: Es bleibt ein Konflikt zwischen breiteren Gehwegen und Freischankflächen bestehen. Der Verlust von hunderten Freischankflächen ist für uns keinesfalls akzeptabel."
Die Grüne Stadträtin Gudrun Lux entgegnet: "Wo dies Freischankflächen ganz unmöglich machen würde, müssen wir die Interessen von Gastronomie und Fußgänger*innen in einen guten Ausgleich bringen – beispielsweise durch eine Verbreiterung des gesamten Gehwegs oder die Ermöglichung von Schanigärten über einen längeren Zeitraum des Jahres.“
Die groben strategischen Eckpfeiler wurden mit dem heutigen Beschluss eingeschlagen – wie die Strategie bis 2035 dann konkret umgesetzt wird, muss erst noch erarbeitet werden.