München: So soll die Stadt fußgängerfreundlicher werden

Mit einer eigenen Strategie will die Stadt dem Fußverkehr mehr Bedeutung verschaffen. Am Konzept wird schon länger gebastelt. Welche Maßnahmen kommen könnten.
Myriam Siegert
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Mitten auf der Straße wie hier im Bild sollen Fußgänger freilich nicht laufen, doch die Stadt will das zu Fuß gehen sicherer und attraktiver machen.
Mitten auf der Straße wie hier im Bild sollen Fußgänger freilich nicht laufen, doch die Stadt will das zu Fuß gehen sicherer und attraktiver machen. © picture alliance/dpa

München - Vollgestellte Gehwege, zugeparkte Übergänge, extrem kurze Ampelschaltungen oder einfach zu enge Gehsteige - Fußgänger in München haben's nicht immer leicht.

Um das zu ändern, hatte der Stadtrat im Juni 2021 die Stadtverwaltung beauftragt, eine eigene Strategie zur Förderung des Fußverkehrs in München zu erarbeiten - als Teil der zu dem Zeitpunkt beschlossenen "Mobilitätsstrategie 2035", einer Gesamtstrategie für Mobilität und Verkehr in der Stadt.

Neue Balance der Verkehrsarten

Erklärtes Ziel: die Priorisierung der verschiedenen Verkehrsarten soll neu ausbalanciert werden. Die Rolle des Fußverkehrs dabei aufgewertet werden. Eine erste Variante dieser Teilstrategie liegt jetzt vor. In der kommenden Woche wird sie im Mobilitätsausschuss abgestimmt.

"Tatsächlich ist der Fußgängerverkehr oft die etwas vergessene Verkehrsart", sagt SPD-Stadtrat und Verkehrsexperte Andreas Schuster im Gespräch mit der AZ. "Dabei beginnen und enden ja alle unsere Wege mit Fußwegen."

Weniger Fußgänger wegen schlechter Wege

In dem Strategiepapier, das Sofortmaßnahmen in elf Bereichen enthält, werden 26 Anträge verschiedener Stadtratsfraktionen aus den Jahren 2019 bis 2022 berücksichtigt. Dies zeige, so Schuster, dass "das Thema schon auch lange auf den Nägeln brennt".

Immerhin ein Viertel der täglich in München zurückgelegten Wege wird zu Fuß gemacht, Tendenz sinkend, wie aus dem Papier des Mobilitätsreferats (MOR) hervorgeht.

Es gibt also viele Gründe das zu Fuß gehen in der Stadt zu fördern. Der Fußgängerverkehr ist, vor allem im Zusammenspiel mit einem gut ausgelasteten ÖPNV, die flächeneffizienteste Art der Fortbewegung. In einer vollen und engen Stadt wie München ein wichtiger Aspekt, erklärt Schuster. Noch dazu werden Fußwege emissionsfrei zurückgelegt. Und: Wo viel Platz für Fußgänger ist, ist auch die Aufenthaltsqualität höher.

Verkehrssicherheit für Fußverkehr nicht gegeben

Ein weiterer wichtiger Aspekt: die Verkehrssicherheit. Gerade Ältere und Kinder seien im Verkehr besonders gefährdet, so Schuster. In den Jahren 2019, 2020 und 2021 waren vier von fünf getöteten Fußgängern 65 Jahre oder älter, heißt es in der Vorlage.

Andreas Schuster. (r.)
Andreas Schuster. (r.) © AZ-Archiv

Ein Großteil der Unfälle passiere beim Überqueren an Kreuzungen oder beim Abbiegen, deshalb brauche es ausreichend und gute Querungsmöglichkeiten. Schuster erklärt, gute Querungshilfen können Zebrastreifen, Ampeln oder bei breiteren Straßen auch Mittelinseln sein. Auch eine neue Methode, bei der man Parkplätze als Überweg frei hält und barrierefrei macht, sei denkbar. Wichtig sei es "Sichtfelder zu schaffen", so Schuster.

Längere Ampelphasen, breitere Wege, mehr Sicherheit

Es brauche freie Gehwege, damit die Menschen gerne zu Fuß gehen. So dürften Gehwege, Ampelbereiche oder Überwege nicht zugeparkt sein.

Weitere denkbare Maßnahmen wären noch mehr Parkmöglichkeiten für Räder, damit sie Gehwege nicht vollstellen, und auch auf Gefahrenstellen zwischen Radlern und Fußgängern, etwa auf geteilten Geh- und Radwegen, müsse geschaut werden. "Das sind die Bereiche, wo wir ranmüssen." Er betont, die Strategie habe auch einen sehr hohen inklusiven Anteil. "Wir wollen Barrieren abbauen, so dass wirklich jeder teilhaben kann am öffentlichen Leben. Das ist ja das, was Mobilität eigentlich garantieren soll."

Pilotversuche und Verkehrsberuhigung

Auch bei der Planung von neuen Quartieren soll der Fußverkehr noch mehr berücksichtigt werden. Ebenso denkbar sind Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. "Wir haben auch geschaut, was andere Städte machen, so Schuster. In Wien gebe es etwa Schulstraßen, um den Hol- und Bringverkehr der Eltern vom direkten Umfeld der Schule fernzuhalten. Die Liste der Möglichkeiten ist noch weit länger. "Für manches wollen wir Pilotversuche machen", für manches brauche man erst noch Daten und vieles könne man auch sofort umsetzen.

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Ab nächstem Jahr will man mit zwei Pilotquartieren beginnen, geht es nach Schuster nicht nur in der Innenstadt. Kurz vor Weihnachten muss noch die Stadtratsvollversammlung zustimmen. Bis 2025 soll die Teilstrategie Fußverkehr dann endgültig fertig sein.

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  • Sehendes Auge am 09.12.2022 20:27 Uhr / Bewertung:

    Scheiss auf Mieterschutz. Die können dann flanieren nach der Luxussanierung. Der Schuster posiert doch sonst immer bei Einweihung von neuen Staufallen, was hat der denn mit Spaziergängern zu tun.

  • ClimateEmergency am 09.12.2022 14:44 Uhr / Bewertung:

    "Er betont, die Strategie habe auch einen sehr hohen inklusiven Anteil. "Wir wollen Barrieren abbauen, so dass wirklich jeder teilhaben kann am öffentlichen Leben. Das ist ja das, was Mobilität eigentlich garantieren soll.""
    🙏

  • MadridistaMUC am 09.12.2022 12:01 Uhr / Bewertung:

    Dazu muss einfach nur geltende Regelungen mehr kontrolliert und härter bestraft werden. 10 Euro Verwarngeld für nen zugeparkten Gehweg ist halt keine Abschreckung. Bei Behinderung sollte einfach abgeschleppt werden. Aber sowas gibt's in München ja nicht. Und wenn man als Fussgänger in der Humboldtstrasse gezwungen ist, wegen einer wartenden Meute vor einem Dönerladen auf den Fahrradweg auszuweichen, oder angepöbelt wird, weil man durch die Menge gehen will, dann zeigt das, was hier falsch läuft.

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