Mega-Streik am Dienstag in München: 6.000 Streikende bei Kundgebung auf dem Marienplatz
München - Die Streikwelle im Öffentlichen Dienst nimmt kein Ende, für diesen Dienstag hat die Gewerkschaft Verdi für den Ballungsraum München zum ganztägigen Großstreiktag aufgerufen. "Nach den bisherigen Rückmeldungen aus den Betrieben und Verwaltungen wird das die größte Streikversammlung der letzten Jahre", schätzt Münchens Verdi-Geschäftsführer Heinrich Birner die Stimmung unter den Beschäftigten ein.
Polizei: Rund 6.000 Streikende bei Kundgebung in München
Die Auswirkungen in der Stadt dürften massiv sein, fast alle Bereiche des Öffentlichen Dienstes sind zur Arbeitsniederlegung aufgerufen worden. Birner rechnet mit rund 3.000 Streikenden, wie er der AZ bereits vergangene Woche sagte, er freue sich jedoch auch, wenn es mehr werden sollten.
Die Kundgebung der Streikenden findet dann um 11 Uhr am Marienplatz statt. "Der Platz füllt sich schon", sagte Verdi-Sprecher Hans Sterr am Dienstagmorgen. Zur Kundgebung waren dann mehrere tausend Streikende da, der Marienplatz war gut gefüllt. Die Polizei sprach am Dienstag von rund 6.000 Personen vor Ort.
Die Streikbereitschaft wird bei Verdi als sehr hoch beschrieben. Er habe in seinen 30 Jahren bei der Gewerkschaft noch nichts Vergleichbares erlebt, sagte Birner am Dienstag.

Neben den städtischen Referaten wird unter anderem auch beim Abfallwirtschaftsbetrieb, der Straßenreinigung und den Stadtwerken gestreikt. Ebenfalls aufgerufen sind abermals die Beschäftigten des Gesundheitssektors: Die München Klinik und die Häuser des kbo-Isar-Amper-Klinikums, die bereits in der vergangenen Woche gestreikt haben.

Streik am Dienstag: Keine Müllabfuhr
Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) hat Details zum Streiktag genannt: Die Mülltonnen werden "größtenteils" nicht geleert werden und die Leerungen werden auch nicht nachgeholt. Es sei wegen des Streikrechts "verboten, Überstunden anzuordnen", so der AWM in einer Mitteilung von Montag.

Wenn wegen des Streiks zusätzlicher Müll anfällt, werde er kostenfrei mitgenommen: Zusatzmüll könne demnach in reißfeste 70- oder 80-Liter-Säcke gepackt werden, die der Abfallwirtschaftsbetrieb dann bei der nächsten turnusmäßigen Leerung mit einsammelt. Voraussetzung ist, dass die Säcke für die Mitarbeiter zugänglich abgestellt werden. Außerdem werden am Dienstag alle Wertstoffhöfe, das Erdenwerk und die Gebrauchtwarenhalle geschlossen bleiben.
Großstreik im Ballungsraum München
Ebenfalls bestreikt werden am Dienstag die Kammerspiele, die Schauburg und die städtischen Sing- und Musikschulen. Mitarbeiter städtischer Referate, von Kindergärten und Kitas, der Stadtwerke, München Klinik, Jobcenter und Sparkassen sind ebenfalls zum Streik aufgerufen.
Der Großstreiktag wird sich jedoch nicht nur in der Stadt abspielen, auch die Landratsämter der Landkreise um München herum sowie die Städte und Gemeinden in den umliegenden Landkreisen wurden aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Der ÖPNV wird diesmal jedoch nicht betroffen sein, hier gebe es laut Birner aktuell separate Verhandlungen.
Kita, ÖPNV, Flughafen: Viele Streiks in München
Eine Entscheidung könnte es Ende März geben, wenn die nächsten Verhandlungen in Potsdam stattfinden. "Ich hoffe, dass die Arbeitgeberseite den Ernst der Lage verstanden hat und vor allem die Münchner Vertreter erkannt haben, was die Menschen hier für Sorgen haben", sagte Birner vergangene Woche. "Ich habe zuletzt mit vielen gesprochen, die wenig verdienen, zum Beispiel Straßenreiniger. Und alle haben mir gesagt, sie wissen nicht mehr, wo sie noch sparen sollen."
Denn vor allem die Menschen im ohnehin schon teuren München seien es laut Verdi, die besonders mit den "exorbitanten Preissteigerungen von Lebensmitteln, Energiekosten und Wohnungsmieten" zu kämpfen haben.
Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen wurde im Öffentlichen Dienst gestreikt – auch in München: Kitas und Schwimmbäder waren geschlossen, der Müll blieb wegen der streikenden Straßenreinigung liegen, am Flughafen sowie im ÖPNV gab es teils starke Beeinträchtigungen und auch bei den Kliniken wurde mitunter die Arbeit niedergelegt.
Das Angebot, das die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde vorgelegt hatten, bezeichnet Verdi als "Verhöhnung der Beschäftigten". "Die Verhandlungen werden vom 27. bis 29. März in Potsdam fortgesetzt. Dann wird sich zeigen, ob eine Einigung am Verhandlungstisch möglich ist oder ob die Tarifrunde weiter eskaliert", so Birner.
Großstreiktag in München: Betriebe, die zum Streik aufgerufen wurden
- Landeshauptstadt München – alle Verwaltungsbereiche (Referate)
- Landeshauptstadt München – Sozial- und Erziehungsdienst
- Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM
- Stadtentwässerung der Landeshauptstadt München
- Straßenreinigung der Landeshauptstadt München
- Stadtwerke München (Versorgung, Zentralbereich, Bäder, Außenstellen Thalham, Leitzach und Moosburg)
- München Klinik (MüK) mit den Kliniken und zentralen Diensten in Schwabing, Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach und Thalkirchner Straße
- kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München mit den Standorten Haar, Fürstenfeldbruck und Schwabing
- Stadtsparkasse
- Landratsämter der Landkreise um München herum
- Städte und Gemeinden in den um München liegenden Landkreisen
- Agentur für Arbeit
- Jobcenter
- Deutsche Rentenversicherung (DRV)
- Kreisjugendring München Stadt und München Land
- Bundeswehr
- Pfennigparade: Ambulante Dienste und Stiftung Phönix
- Verein für heilpädagogische Aufgaben (HPA)
- Heilpädagogisch-psychotherapeutische Kinder und Jugendhilfe (HPKJ)
- Nachwuchskräfte (Auszubildende, Dual Studierende)
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