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Kita-Streik in München: 264 Einrichtungen komplett geschlossen

Am Mittwoch bleiben wegen des Kita-Streiks die Türen etlicher Einrichtungen geschlossen. Jetzt nennt die Stadt erste Zahlen.
Leonie Fuchs, Michael Schleicher |
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Kinder spielen in einer Kita – am Mittwoch brauchen die Kleinen jedoch wegen des Kita-Streiks eine andere Betreuung.
Kinder spielen in einer Kita – am Mittwoch brauchen die Kleinen jedoch wegen des Kita-Streiks eine andere Betreuung. © picture alliance / dpa

München - Der Kita-Streik macht sich auch in München bemerkbar – und wie! Wie das zuständige Referat für Bildung und Sport (RBS) auf AZ-Anfrage mitteilte, sind 264 städtische Kindertageseinrichtungen komplett geschlossen. 43 weitere Einrichtungen sind teilgeschlossen. Damit sind am Mittwoch 68 Prozent aller städtischen Einrichtungen – insgesamt 450 – teilweise oder komplett zu. (Stand: 14 Uhr).

Das RBS erklärte auf AZ-Nachfrage, dass dem Referat im Vorfeld keine Erkenntnisse zum Ausmaß des Streiks vorliegen würden. "Das RBS empfiehlt deshalb den Eltern stets, direkt bei der Einrichtungsleitung nachzufragen, ob gestreikt wird und in welchem Umfang, also ob die Einrichtung voraussichtlich normal geöffnet sein wird, ein Teilbetrieb möglich ist oder ob die Einrichtung komplett geschlossen wird", sagte der Sprecher.

Das Referat würde sich jedoch bemühen, einen eingeschränkten Betrieb in den betroffenen Einrichtungen zu ermöglichen – oft sei im Sprachgebrauch dann schon von einer Notbetreuung die Rede. "Was es aber bei eintägigen Streiks noch nicht gibt, sind spezielle Notbetreuungseinrichtungen, an die dann die Kinder von anderen (geschlossenen) Einrichtungen kommen können. Das lässt sich naturgemäß erst bei mehreren Streiktagen organisieren", so der Sprecher.

Streik nicht nur in München: Geschlossene Kitas in ganz Bayern

Nicht nur in München wird am Mittwoch gestreikt, unter anderem auch in Augsburg, Ingolstadt, Mittel- und Oberfranken legen Angestellte ihre Arbeit nieder. Was gefordert wird und was Eltern tun können – ein Überblick.

Wer verhandelt?

In der Tarifrunde diskutieren Verdi und die öffentlichen Arbeitgeber über die Gehälter von gut 2,5 Millionen Beschäftigten der Länder und des Bundes. Die Gewerkschaft fordert Lohnerhöhungen von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr Gehalt im Monat.

Die Arbeitgeberseite hatte beim letzten Verhandlungstreffen ein Angebot unterbreitet: fünf Prozent in zwei Schritten bei einer Gesamtlaufzeit von 27 Monaten plus eine Einmalzahlung von 2.500 Euro. Den Gewerkschaften ist das zu wenig.

Warum wird gestreikt?

In der Branche herrsche große Personalnot, was zur Überlastung der Beschäftigten führe, teilte Verdi mit. Es gehe also einerseits darum, den Job attraktiver zu machen. Zudem würden auch Erzieher und Pfleger die stark gestiegenen Kosten bei Lebensmitteln und für Energie spüren, die Teuerungen sollen durch die Gehaltserhöhungen also kompensiert werden.

Betroffen von den schwierigen Arbeitsbedingungen seien vor allem Frauen. Denn sie würden immer noch vorwiegend im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten, sagt Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer München und Region, zur AZ.

Am Internationalen Frauentag möchte Verdi deshalb auf deren Situation aufmerksam machen. "Die Arbeitsbedingungen der beschäftigten Frauen müssen in den Vordergrund gestellt werden, es muss sich etwas ändern", so der Verdi-Geschäftsführer weiter.

Kita-Streik in München: Wo das Kind unterbringen?

Verdi empfiehlt Eltern, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen, um einen Tag Urlaub zu beantragen oder im Homeoffice arbeiten zu können. Auch könnten Großeltern, Babysitter oder Nachbarn vielleicht bei der Betreuung aushelfen. Die Einrichtungen selbst haben bereits vorab darüber informiert, ob sie am Streiktag geöffnet haben.

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Konnten Eltern trotz aller Mühe kurzfristig keine Alternative finden, dürfen Arbeitnehmer laut Verdi-Webseite und gemäß Paragraf 616 BGB bei einem Warnstreik von der Arbeit fernbleiben. Ob dann Lohnkürzungen drohen, hängt vom Einzelfall ab. Hier lohnt sich auch ein Blick in den Arbeitsvertrag.

Wie geht es weiter?

Die nächsten Verhandlungen in dem Tarifstreit stehen vom 27. bis 29. März an. Dann werde sich zeigen, ob es eine Einigung gebe oder, "ob das Ganze weiter eskaliert", sagt Birner.

Und bis dahin wird weiter demonstriert – auch in München. Nach den Kitas sind am Donnerstag (9. März) unter anderem städtische Betriebe, etwa Stadtentwässerung, Gartenbau, Bestattung, Kreisverwaltungs-, Bau- und Personalreferat sowie das Referat für Arbeit und Wirtschaft oder die Arbeitsagentur an der Reihe.

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15 Kommentare
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  • SL am 08.03.2023 10:25 Uhr / Bewertung:

    Habe eben beim Einkaufen eine Erzieherin getroffen, welche sagte: "Ich schäme mich für den Streik heute am Frauentag wo wir viele Frauen im Stich lassen, von denen die meisten weniger verdienen als wir". Respekt!

  • AllesBesser am 08.03.2023 11:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von SL

    Habe eben beim Einkaufen eine Erzieherin getroffen, die sagte: "Ich freue auf den Streik heute am Weltfrauentag! Die meisten Erzieher sind Frauen und werden im Stich gelassen, sie verdienen viel weniger als ihre männlichen Kollegen. ". Respekt!

  • SL am 08.03.2023 16:23 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AllesBesser

    im ÖD verdienen wohl Frauen wie Männer gleich. Die Lehrerin so viel wie der Lehrer, die Polizistin soviel wie der männliche Kollege und die Erziehrein so viel wie der Erzieher usw.usw. Ebenfalls bei den Freiberufler. Die Ärztin rechnet die selben Honorare ab wie der Arzt, die Architektin so viel wie der Architekt usw.usw. Unterschiede gibt es in der Privatwirtschaft, hier haben aber Studien ergeben, dass diese hauptsächlich entstehen durch die höhere Teilzeitquote bei den Frauen und Ausfallzeiten aufgrund von Geburten. Berücksichtigt man diese Faktoren sind die Unterschiede minimal

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