Marstall: Champagner im neuen Luxus-Wiesn-Zelt
München - „16 Tage bieten wir Ihnen in stilvollem Ambiente herzlichen Service und bayerische Gastfreundschaft auf höchstem Niveau“, grüßt die Homepage (marstall-oktoberfest.de) des neuen Wiesnzelts „Marstall“: Seit Mittwoch ist sie online. „Einige tausend“ Leute hätten schon Reservierungsanfragen gestellt, sagt Wiesn-Wirt Siegfried Able – und die müssen schon etwas Geld in die Hand nehmen, wenn sie einen Tisch haben wollen.
Wer reserviert, muss abends ein Menü für 45 Euro abnehmen, dazu einen Verzehrgutschein über 15 Euro. Ihre Unterlagen bekommen die Gäste zugeschickt – für eine Versandkostenpauschale von 13,50 Euro. Im Vergleich zu den anderen großen Zelten ist das ganz schön happig. Meist reichen da ein Hendl- und zwei Biergutscheine pro Gast, um sich einen Tisch zu reservieren.
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„Das ist 1:1 die Handschrift der Familie Able“, rechtfertigt Wirt Siegfried Able die Praxis. „Wir legen Wert darauf, ein Festzelt zu haben, in dem gut gegessen werden kann – auch in der Kalbs-Kuchl hatten wir immer schon mehrgängige Menüs, und bei uns herrschte kein Promigedränge.“ In kleinen Zelten wie der Kalbs-Kuchl, die die Familie Able sechs Jahre betrieben hat, sind Menüs üblicher.
Wer möchte, kann sich zu seiner Reservierung außerdem die „Marstall-Begrüßung“ dazuordern: Einen Moët & Chandon Brut Champagner für 95 Euro die Flasche, oder gleich die 1,5-Liter-Flasche für 198 Euro.
„Es ist nicht verwerflich, wenn sich jemand so etwas gönnen möchte“, sagt Siegfried Able. „Deswegen haben wir das im Angebot. Warum sollte ich die Handschrift unserer Familie ändern? Ich mag nicht nur Leberkas mit Ei und Schweinswürstl mit Kraut im Angebot haben, das wäre nicht mehr ich.“ Auch die Klassiker der Wiesn, drei Bio-Gerichte, Kindergerichte und ein veganes Angebot wird er auf der Karte haben, sagt Able. „Wir wollen unsere eigene Handschrift haben. Würden wir es so machen wie alle anderen, hieße es, wir wären nicht innovativ.“
Auf der Online-Speisekarte finden sich bisher nur Klassiker ohne Preise; ein Schwammerlgulasch, ein Jungschweinebraten, eine Landente, ein Brotzeitbrettl. Wer ein Menü ordert, bekommt nach einer Schmankerlplatte wahlweise den „Marstall Bräuteller“, „Able’s Kalbspfandl“ oder die bayerische Landente (mit „seidenen Kartoffelknödeln“), zum Nachtisch die „Marstall Sinfonie“ oder einen „Marstall Editions-Schnaps 2014“. In den Maßkrügen wird sich Spatenbier finden.
Wie genau das Zelt am Eingang der Theresienwiese aussehen wird, ist immer noch ein Geheimnis, das die Wirtefamilie erst in vier bis sechs Wochen lüften will: „Das Pferd ist allgegenwärtig“, heißt es auf der Homepage. „So thront über dem Eingang ein Pferde-Vierer-Gespann, und das Innere schmücken viele nostalgische Prachtpferde aus Holz. Das Herzstück unseres Festzelts ist die Musikbühne, welche einem Karussell ähnelt.“
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Die Fassade soll wie zuvor beim Hippodrom im Jugendstil gestaltet sein und das Zelt lichtdurchflutet – mit einem Fenster in Herzform. An alten, prächtigen Festzelten haben sich die Ables bei der Gestaltung orientiert.
Platz ist für etwa 4200 Gäste. Als Bands sind die „Münchner Zwietracht“ und „Die Oberbayern“ angekündigt. Mit „ganz viel Fingerspitzengefühl“ wollen die Wirte jetzt Gäste aus der Kalbs-Kuchl, aus dem Hippo und aus neuen Reservierungs-Anfragen wählen.
Derweil verabschiedete sich das Hippodrom gestern per Mail von seinen Kunden und dankte für die Treue: „Nach 111 Jahren endet eine Tradition.“
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