Wiesn-Zoff: Able will Versöhnung
Siegfried Able beerbt mit seinem Zelt „Marstall“ den Wiesn-Platz von Sepp Krätz mit seinem Hippodrom. Der Unmut darüber ist bei einigen Wirte-Kollegen groß (AZ berichtete): Der Vorwurf der Mauschelei steht im Raum. Wir haben mit Able darüber gesprochen.
AZ: Grüß Gott Herr Able, wie geht es Ihnen nach Lektüre der Aussagen der Wirte?
SIEGFRIED ABLE: Natürlich lese ich diese Artikel, und im ersten Moment tut das wahnsinnig weh. Aber ich muss wertneutral sagen: Vielleicht sind da einige Aussagen emotional überzogen und die Betreffenden meinen das gar nicht so. Ich bewerte das nicht so hoch.
Wirte-Sprecher Toni Roiderer hat nicht an Kritik gespart: "Mich wundert, dass ein Kioskbetreiber mehr Punkte erhält als ein renommiertes Unternehmen wie das der Familie Kuffler mit dem Weinzelt", sagte er.
Ich habe ihn gleich angerufen und ihm gesagt, dass es wohl einige Punkte gibt, über die man sprechen muss – und er war auch sehr offen dafür. Ich fand es dafür zum Beispiel sehr souverän, was Lorenz Stiftl und Christian Schottenhamel gesagt haben.
Wie erklären Sie sich denn den überragenden Erfolg ihrer Bewerbung?
Ich mache diesen Job seit 30 Jahren – und wer sich einmal die Firma Able anschaut, wird feststellen, dass wir uns kontinuierlich auf 1a-Plätze in München bewerben. In eine Bewerbung stecken wir alle Mühe. So wie in die Oktoberfest-Bewerbung. Ich bin ein kreativer Kopf, das spiele ich da aus. Ich habe eine gute Note auf meine Bewerbung bekommen – aber ich mache die Benotung nicht. Warum wirft man mir das also vor? Ich habe eine perfekte Bewerbung abgegeben, und jetzt bekomme ich auf den Deckel dafür.
Was haben Sie, was andere nicht haben?
Wir legen Wert auf Ökologie, auf Familienfreundlichkeit, den Service-Gedanken – und ich bin mir sicher, dass alle anderen das ganz genauso machen. Aber vielleicht schreiben sie nicht alles in die Bewerbung rein.
An Energiesparlampen allein wird Ihr Erfolg aber nicht gelegen haben, oder?
All diese Sachen machen nur minimalistisch etwas aus. Ich bin geborener Münchner, habe seit 1982 hier meinen Gewerbesitz und zahle hier Steuern. Seit den 90ern bin ich auf dem Oktoberfest zugelassen. Ich finde es schön und fair, dass solche Dinge angerechnet werden.
Wieso haben Sie Ihr Zelt schon in Auftrag gegeben, bevor es den Zuschlag gab?
Für eine Bewerbung muss man alle Richtlinien erfüllen. Das Zelt habe ich schon in Auftrag gegeben, um mit meiner Bewerbung überhaupt ernst genommen zu werden. So etwas kann man nicht erst im April angehen. Natürlich geht man damit ein Risiko ein.
Lesen Sie hier: Wiesn-Zelte: Hippodrom runter, Marstall rauf
Warum haben Sie nicht einfach das Hippodrom abgelöst?
Auch das kostet Geld. Es ist clever und richtig, dass der Name geschützt ist. Aber Herr Krätz ist auch nie auf mich zugekommen und hat mir das angeboten. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Zelt an die Tradition der Wiesn anknüpfen können und Maßstäbe setzen, was Qualität angeht. Dafür muss man nicht den Namen eines alten Zeltes ablösen.
Was erwartet den Wiesngänger im Marstall?
Das Marstall wird ein schönes, lichtdurchflutetes Zelt mit einer individuellen, leicht an den Jugendstil angelehnten Fassade werden – mit einer eigenen farblichen Ausrichtung, die ich aber noch nicht verrate. Die Farb-Hoheit liegt bei meiner Frau. Marstall war die königliche Hofreitschule, und so werden das Thema Pferde sein – nicht, weil sie mit der Geschichte des Hippodroms verbunden sind, sondern weil Pferde bis heute eng mit der Wiesn verbunden sind. Ich bin sicher, unser Zelt wird viele, viele Bewunderer finden. Ochsensemmeln wird es vor dem Zelt geben, im Zelt die Klassiker der Wiesn und natürlich Klassiker aus unserer Kalbs-Kuchl, und das alles in hoher Qualität. Auch Vegetarier und Veganer werden auf ihre Kosten kommen. So etwas muss ja nicht jedes Zelt anbieten, aber es ist doch schön, wenn es ein Zelt tut.
Welches Bier werden Sie dort ausschenken?
Wer uns kennt, weiß, dass wir ein sehr enges Verhältnis mit der Spatenbrauerei haben.
Übernehmen Sie die Belegschaft des Hippodroms?
Wir sind froh über gute Dienstleistungswillige und für ehemalige Hippodrom-Mitarbeiter stehen unsere Türen offen. Das haben wir ganz klar signalisiert.
Und die Stammgäste?
Auch was Reservierungen angeht, werden wir schauen, dass wir einen gesunden Mix hinbekommen aus Gästen, die unserer Familie schon in der Kalbs-Kuchl die Treue gehalten haben, den Stammgästen aus dem Hippodrom und Gästen, die nicht reserviert haben. Unser Zelt steht außerdem allen Schichten offen.
Wie fühlt man sich als frisch gekürter Wiesn-Wirt?
Uns erfüllt ein familiärer Stolz, aber auch ein klares Bewusstsein über die Arbeit, die auf uns zukommt und die Verantwortung – das hält uns auf dem Boden. Und ich bleibe gern mit beiden Beinen auf dem Boden.