Lola Montez: Die Frau, die den König stürzte

Lola Montez hat die Münchner fasziniert und in Rage gebracht. Konventionen scherten sie nicht. Der letzte Teil der AZ-Serie über starke Frauen.
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Eine 1844 entstandene Lithografie zeigt Lola Montez in einem spanischen Kleid.
Stadtmuseum/dpa 4 Eine 1844 entstandene Lithografie zeigt Lola Montez in einem spanischen Kleid.
Das Palais in der Barerstraße.
Repro: Heinz Gebhardt 4 Das Palais in der Barerstraße.
Vor Lola Montez' Haus sammeln sich Schaulustige.
Repro: Heinz Gebhardt 4 Vor Lola Montez' Haus sammeln sich Schaulustige.
Heute sieht es in der Barerstraße 7 weniger pittoresk aus.
Daniel von Loeper 4 Heute sieht es in der Barerstraße 7 weniger pittoresk aus.

München - Im Februar 1848 fliegen in der Barer Straße faustgroße Steine. Dort wohnt Lola Montez, die als Tänzerin nach München kam, die erst die Geliebte des Königs wurde und dann kurzzeitig zu einer Art Premierministerin aufstieg. Lola Montez ist laut, kompromisslos, frei. Sie zieht die Menschen an und bringt sie gleichzeitig so sehr gegen sich auf, dass sie ein wütender Mob aus ihrem Palais vertreiben will. Plötzlich kommt Lola mit einer Pistole aus dem Haus. "Wollt ihr mein Leben, da nehmt es", habe sie gerufen, so beschreibt sie es in ihren Memoiren.

München: In der Barer Straße 7 lebte einst Lola Montez

174 Jahre später steht an der Barer Straße 7 ein Bürogebäude. Wirtschaftsprüfer, Investmentbanker, Immobilien-Leute arbeiten hier, verraten die Klingelschilder. Die Fassade ist mit roten Platten abgehängt, vielleicht, weil Putz zu viel Arbeit gemacht und zu viel Geld gekostet hätte.

Lola Montez kümmerte sich wohl um beide Fragen wenig. König Ludwig I. hatte ihr das Palais geschenkt. Es wurde für sie umgebaut und teuer eingerichtet, Lola bestellte Einrichtung aus Paris, ließ extra Palisander-Schränke und Silberwaren anfertigen. Geld, so beschreibt es die Autorin Marita Krauss, war für Lola Montez ein Tauschmittel, kein Anlageobjekt.

Das Palais in der Barerstraße.
Das Palais in der Barerstraße. © Repro: Heinz Gebhardt

Lola Montez hieß eigentlich Elizabeth Rosanna Gilbert

Dabei stammte Lola Montez aus einer guten britischen Familie. Eigentlich hieß sie mit gebürtigem Namen Elizabeth Rosanna Gilbert. Den neuen Namen gab sie sich, als sie nach ihrer Scheidung versuchte, als Künstlerin Geld zu verdienen. Spanien war damals modern und so erfand sie sich als spanische Tänzerin Lola Montez neu. Sie reiste damals ohne Papiere umher. Für eine Frau zu der damaligen Zeit war das eine Sensation.

"Ich habe mir stets eingebildet, daß im Momente meiner Geburt irgendeine Fee Rollen an meiner Wiege befestigt hat, um mich so ununterbrochen von einem Ende der Welt zum anderen zu bringen", heißt es in Lolas Memoiren. Bevor Lola Montez nach München kam, lebte sie in Indien, Schottland, England und Spanien, Paris. Später folgten Genf, die USA und Australien.

Lola polarisierte überall: Die Menschen beschrieben sie entweder als ordinär und arrogant oder auch als eloquent und charmant. So soll sie einem aufdringlichen Offizier ein Champagnerglas an den Kopf geworfen, einem Polizeioffizier die Reitgerte übergezogen und dem Publikum in Warschau, das ihre Leistungen nicht würdigte, ihren Hintern zugewandt haben. Was davon wirklich stimmt?

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Ludwig hat für seine geliebte Lola drei Millionen ausgegeben

Klar ist bloß: Fasziniert waren von dieser Frau, die auf der Straße ihre Zigarillos rauchte und stets Pistolen, Dolch und Reitgerte bei sich trug, wohl die meisten.

Auch König Ludwig. Eigentlich war er für seine eiserne Sparsamkeit berüchtigt. So soll er über 60 Jahre denselben abgeschabten grünen Hausrock getragen haben. Er vernachlässigte den Straßenbau und die Schulen. Gleichzeitig war er ein Kunstliebhaber, der München zu einer Weltstadt machen wollte und etliche bekannte Gebäude wie das Siegestor und die Feldherrenhalle bauen ließ.

In die 25 Jahre alte Lola verliebte sich Ludwig so sehr, dass er für sie nach heutigem Geldwert mehr als drei Millionen Euro ausgab - in nur zwei Jahren. So rechnete es die Historikerin Krauss aus.

Lola Montez wurde immer mehr zur Hassfigur

Ludwig erhob Lola sogar in den Adelsstand und gewährte ihr nach und nach immer mehr Einfluss auf die Staatsgeschäfte. Lola wurde zunehmend zur Hassfigur.

Mit Pistolen bewaffnete Studenten zogen erst vor der Residenz auf und dann vor Lolas Palais an der Barer Straße. Am Ende musste Lola nicht nur München verlassen, König Ludwig legte sogar die Krone nieder. Sein Sohn Maximilian wurde sein Nachfolger.

Lola wiederum reiste weiter um die Welt. Aus ihrer Zeit in München machte sie eine Theaterrevue - und sie verfasste Schönheitsratgeber und ihre Memoiren. Dort schreibt sie am Schluss: Sie habe "dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen und ihm gezeigt, wie wenig Recht es hat, sich in moralischer Hinsicht über uns Frauen zu erheben. Ich habe den Frauen gezeigt, daß, - wenn sie verständen, die Schwächen der Männer zu nützen, sie überall aufhören würden, das schwache Geschlecht zu sein." Lola Montez starb mit 39 Jahren an Weihnachten in New York an einer Lungenentzündung.


Die Informationen stammen aus: "'Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen': Das Leben der Lola Montez" von Marita Krauss (erschienen bei C.H. Beck) und aus "Die Lola-Montez-Story: Wie Bayerns König Ludwig I. von einer Tänzerin aus Irland gestürzt wurde" von Heinz Gebhardt.

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