Kritik an Vergünstigungen: Was für Münchner Stadträte alles gratis ist

Kommunalpolitiker haben in München ein günstiges Freizeitleben. Denn sie zahlen in vielen Einrichtungen nichts. Daran gibt es Kritik.
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Ein Posten im Münchner Stadtrat bedeutet finanzielle Entlastung bei der Freizeitplanung.
Ein Posten im Münchner Stadtrat bedeutet finanzielle Entlastung bei der Freizeitplanung. © Felix Hörhager/dpa

München – An einem Freitagabend mal in die Kammerspiele statt Fernsehen auf der Couch? Das muss man sich leisten können - und bald wird es noch teurer. Premierenkarten für das Schauspielhaus kosten ab September je nach Kategorie zwischen 20 und 50 Euro. So hat es der Stadtrat diese Woche beschlossen. Auch für sich selbst hat er die Preise angepasst. Allerdings zahlen die Stadträte noch immer gerade mal so viel, wie alle anderen für den Prosecco in der Pause ausgeben.

Statt vier Euro müssen Stadträte künftig sechs Euro für ihr Theaterticket an den Kammerspielen und an der Schauburg zahlen. Wenn sie sich für einen "Feuersicherheitsdienst" anmelden, bekommen sie Theaterkarten sogar komplett gratis.

Freikarten-Kontingente für Kultur und Fußball, auch ÖPNV ist zum Teil gratis

Auch für andere Einrichtungen bekommen Stadträte Rabatte: Laut der Stadt gibt es für eine Vorstellung im Monat Freikarten für die Staatsoper, die Philharmonie, das Deutsche Theater und das Gärtnerplatztheater. In die städtischen Museen, in den Tierpark und auf den Olympiaturm kommen die Kommunalpolitiker durch ihren Stadtratsausweis immer kostenlos. Und selbst, wenn der FC Bayern in der Allianz Arena spielt, gibt es ein Kontingent an Gratiskarten - ebenso wie für Spiele im Grünwalder Stadion.

Auch für die U-Bahnfahrt muss ein Stadtrat nichts bezahlen. Denn für den Innenraum des MVV hat er eine kostenlose Sondernetzkarte.

ÖDP-Stadträtin Sonja Haider forderte in der Sitzung am Mittwoch, die Ermäßigungen für die Kammerspiele und die Schauburg abzuschaffen - ohne Erfolg. Das Argument der Verwaltung: Der Stadtrat müsse seiner Kontroll- und Repräsentationsfunktion nachkommen.

Sonja Haider von der ÖDP findet, dass Stadträte keine Gratiszuckerl bekommen sollten.
Sonja Haider von der ÖDP findet, dass Stadträte keine Gratiszuckerl bekommen sollten. © privat

"Natürlich sollte ein Stadtrat die Münchner Einrichtungen kennen, aber er kann die Karten selber zahlen", sagt Haider, Wenn überhaupt sollten aus ihrer Sicht die Mitglieder des Kulturausschusses Rabatte bekommen - schließlich müssen die einen besonders guten Einblick haben, weil sie über Zuschüsse entscheiden.

Kritik an den Rabatten gibt es schon lange

Auch den "Feuersicherheitsdienst", den die Stadträte an Münchner Bühnen - vom Residenztheater bis zur Oper - leisten können, würde sie gerne abschaffen. "Als ich mich vor Jahren einmal für so einen Dienst angemeldet habe, dachte ich, dass ich eine Einweisung bekomme, was ich bei einem Alarm tun soll", erzählt Haider. "Doch stattdessen wurde mir der Platz gezeigt."

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Unterstützung bekommt Haider von der Linken: Brigitte Wolf kämpft schon seit fast 20 Jahren gegen alle Rabatte. "Inzwischen habe ich aufgegeben", sagt Wolf. Sie zahlt nach eigenen Angaben den Eintritt für den Tierpark selbst, eben so wie das MVV-Ticket. "Ich bin schließlich nicht immer im Dienst. In den Zoo gehe ich ja in meiner Freizeit." Am meisten ärgern sie die Freikarten für die Allianz Arena. Denn Fußballtickets dort sind teuer: Für ein Champions-League-Spiel können Fußballfans bis zu 130 Euro ausgeben.

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58 Kommentare
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  • eule75 am 04.02.2022 22:25 Uhr / Bewertung:

    Das geht entschieden zu weit. Da der Verdienst nicht gering sein dürfte, müssen Vergünstigungen entfallen.

  • Atomkraft_endlich_nachhaltig_wider_dem_Grünen_Mainstream am 04.02.2022 19:47 Uhr / Bewertung:

    Gleiche unter gleichen

  • Blaumeise am 04.02.2022 19:40 Uhr / Bewertung:

    Allen Stadträten, die uns Bürger z.B. mit Strassenumbenennungen belästigen sollte man diese Privilegien sperren.

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