Das Münchner Rathaus stellt seine Bauernhöfe auf bio um

Zehn Güter betreibt die Stadt München. Sie sollen alle Öko-Landwirtschaft betreiben. Kein leichtes Unterfangen.
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München wird öko - das geben Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) und Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD, r. ) bekannt.
München wird öko - das geben Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) und Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD, r. ) bekannt. © Daniel von Loeper

München - In vier Jahren könnte die Ochsensemmel auf der Wiesn womöglich noch ein wenig saftiger schmecken: Denn spätestens 2026 soll Gut Karlsfeld, wo die Ochsen herstammen, die auf dem Oktoberfest in den Semmeln landen, ein Ökobetrieb sein. Der Bauernhof in Karlsfeld gehört so wie neun weitere Güter der Stadt München. Und die stellt nun all ihre Bauernhöfe nach und nach auf Öko-Landwirtschaft um. So gab es die Chefin der städtischen Güter, Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) gemeinsam mit der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) am Dienstag bekannt. Am 10. Februar wird der Stadtrat darüber abstimmen.

Insgesamt bewirtschaftet die Stadt rund 1.524 Hektar landwirtschaftliche Flächen. Schon heute nutzt sie 60 Prozent davon ökologisch. Zwei der zehn Güter betreiben noch konventionelle Landwirtschaft: Gut Karlshof in Ismaning, wo unter anderem 550 Ochsen gehalten werden. Und Gut Dietersheim in Eching.

Ein Ökosiegel für Gut Dietersheim wird nicht leicht zu bekommen

Die Umstellung des letzteren Betriebs dürfte laut Kristina Frank am schwierigsten sein. Bis 1980 wurde Klärschlamm auf die Äcker als Dünger gepumpt. Der Boden ist deshalb mit Schwermetallen belastet. Das Getreide, das dort wächst, lässt sich trotzdem zum Beispiel als Tierfutter verwenden. Doch wann das Gut ein Ökosiegel erhalten kann, ist noch unklar. Ab 2026 will die Stadt deshalb zunächst den Zustand der Flächen analysieren lassen.

Dass ein Bauerhof zum Biobetrieb wird, sei gar nicht so einfach, schildert Alfons Bauschmid. Er verwaltet als Zweiter Werkleiter die städtischen Güter. Denn es ist nicht damit getan, dass die Ochsen plötzlich anderes Futter erhalten oder die Landwirte auf den Äckern keinen chemischen Dünger mehr spritzen. Etwa eine Million Euro muss die Stadt investieren - zum Beispiel, um neue Maschinen zu kaufen. "Denn jetzt ist mehr Handarbeit erforderlich", sagt Bauschmid. Wenn private Bauernhöfe auf Ökolandwirtschaft umstellen, bekommen sie dafür finanzielle Unterstützung vom Freistaat. Die Stadt muss diese Kosten aber alleine tragen.

Weniger Ochsen auf Gut Karlshof

Auch sonst gibt es vieles zu bedenken: Die Stadt kann ihre Ochsen nicht mehr dort kaufen, wo sie es momentan tut. Doch einen einzelnen Bio-Hof, der junge Ochsen an die Stadt verkaufen würde, gibt es gar nicht. Gut Karlshof müsse deshalb die Tiere von verschiedenen Höfen in Deutschland beziehen, sagt Frank. Und weil die Stadt damit noch keine Erfahrungen hat, werde die Anzahl der Tiere um 20 Prozent reduziert. Das heißt: Statt 550 Ochsen werden in Zukunft nur noch 440 auf Gut Karlshof leben und dann mehr Platz haben. Doch das führe wiederum dazu, dass die Biogasanlage auf dem Bauernhof nicht mehr so ausgelastet ist und umgestellt werden müsse, so Frank.

Auf all das müssen sich die Mitarbeiter einstellen. Außerdem dauert es zwei Jahre, bis ein Bauernhof offiziell ein Bio-Siegel bekommt. Das Ganze ist also ein Prozess, der sich bis Ende der 20er Jahre erstreckt.

Schon 2022: Ökolandbau auf allen Flächen der Stadt München

Beginnen will die Stadt aber schon heuer: 2022 sollen alle eigenbewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen im Münchner Stadtgebiet auf Ökolandbau umgestellt werden. Das betrifft zum Beispiel Flächen am Gut Großlappen (Fröttmaning) oder bei Daglfing am Moosgrund. Dort werden unter anderem Getreide, Futtermais, Klee und Ackerbohnen angebaut. Künftig soll auf den Äckern kein Mineraldünger und kein chemischer Pflanzenschutz ausgebracht werden. Ab 2024 wird dann Gut Karlshof öko. Und ab 2026 beschäftigt sich die Stadt mit Gut Dietersheim.

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Dass München seine Bauernhöfe ökologischer betreibt, ist bereits seit etwa zwei Jahren ein Ziel. Damals unterzeichneten Tausende das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt. Der Freistaat erließ daraufhin ein neues Naturschutzgesetz: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Flächen ökologisch betrieben werden, ist darin festgelegt. "München schafft das schon deutlich früher", sagt Frank.

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  • Der wahre tscharlie am 02.02.2022 14:42 Uhr / Bewertung:

    Dass die Bauernhöfe bio werden sollen, schön und gut.
    Der entscheidende Punkt ist aber ein Anderer. Denn das geht ja nicht von heute auf morgen, sondern man muß die belasteten Böden erstmal ruhen lassen, bzw. die Schwermetalle herrausbekommen. Und das dauert meines Wissens ein paar Jahre.
    Ich meine sogar, dass es da eine Vorschrift für Bauern gibt, wenn sie jahrelang den Boden gespritzt haben, es im nächsten Jahr nicht tun, dann dürfen sie ihre Erzeugnisse trotzdem nicht als bio verkaufen.

  • 1Muenchner am 02.02.2022 19:23 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Wenn 42 Jahre "ruhen lassen" nichts bringt, dann müssen andere Maßnahmen erwogen werden...

  • Der wahre tscharlie am 03.02.2022 15:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von 1Muenchner

    Ich verorte den Kommentar mal unter ironie.
    Aber was ich so im Hinterkopf habe, sinds glaub ich 5 Jahre oder so, wo nichts geerntet und als bio verkauft werden darf.

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