Kristina Frank (CSU) zur Kommunalwahl: Haben die richtigen Themen gesetzt
München - Zittern, Lachen, Angst vor einer bitteren Blamage, überraschte Erleichterung – und am Ende befreite Freude. Es war alles dabei bei der Rathaus-CSU an diesem bemerkenswerten Wahlabend. 21,4 Prozent für die CSU-OB-Kandidatin Kristina Frank nach einer nervenzerreißenden Auszählungs-Zitterpartie.
Das ist fast ein Prozent mehr als die grüne Konkurrentin Katrin Habenschaden geholt hat. Das sind an die drei Prozent mehr, als letzte, deprimierende Prognosen vorausgesagt hatten. Das reicht, um Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) in die Stichwahl zu zwingen.
Ein Triumph – trotz der Bitternis, nicht annähernd das Ergebnis eingefahren zu haben, das Josef Schmid, der CSU-Kandidat der letzten Wahl 2014, gegen Reiter im ersten Wahlgang geholt hat (36,7 Prozent).
Kristina Frank: "Haben den Menschen auf die Seele gefühlt"
Als Kristina Frank spät am Abend, erst kurz nach 21 Uhr, im Wirtshaus Donisl am Marienplatz vor die Presse tritt – flankiert von Bürgermeister Manuel Pretzl und dem Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle – sieht sie abgekämpft aus. Und tief erleichtert. "Wir haben als CSU den Menschen auf die Seele gefühlt und die richtigen Themen gesetzt", sagt sie. "Ich bedanke mich bei meinen beiden großen Mitbewerbern für einen fairen und respektvollen Wahlkampf." Sie sagt auch, mit Blick auf das Coronavirus, das die Münchner ängstigt: "Ich bin bereit, große Verantwortung zu übernehmen. München braucht mehr denn je einen klaren Kurs, um in diesen schwierigen Zeiten gestärkt hervorzugehen."
Die CSU hatte sich zuvor angespannt abgeschottet im Rathaus-Büro von Bürgermeister Pretzl, um dort ab 18 Uhr die Ergebnisse zu sehen – ohne Öffentlichkeit und ohne Wahlparty, die wegen Corona ausgefallen war. Als endlich gegen 18.50 Uhr die ersten Zahlen zum OB-Wahlergebnis kamen, waren einige Gesichter erst mal sehr blass. Amtsinhaber Dieter Reiter knapp unter den 50 Prozent, die grüne Konkurrentin vorn. Es sah nach einer Blamage aus für Kristina Frank. Um 19.35 Uhr klettert Kristina Franks Balken auf 20,7 Prozent – nur noch 0,2 Prozent hinter der grünen Konkurrentin Habenschaden. 20 Minuten später wendet sich das Blatt, Frank überholt Habenschaden. Es bricht Jubel aus im Bürgermeisterzimmer.

Stichwahl? Kristina Frank wusste, dass es knapp wurde
Dass es knapp werden würde, davon ist Kristina Frank schon am Vormittag überzeugt – trotz aller miesen Prognosen. "Ich glaube, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz gibt", sagt sie, als sie gegen 10.30 Uhr mit Ehemann Felix und ihrem kleinen Sohn Ferdinand (2) ins Neuhauser Wahllokal in der Grundschule an der Gertrud-Bäumer-Straße kommt, nach einem Familienfrühstück mit Rührei, das ihr der Ehemann gebrutzelt hat gegen die Anspannung. Sie sagt auch, das Aufwachen an diesem Morgen sei gewesen "wie im Nachtzug sitzen und nicht wissen, ob man in der schönsten Stadt aussteigen darf."
Nun, sie hat also aussteigen dürfen. "Kristina Frank hat einen engagierten Wahlkampf gemacht und ist verdient belohnt worden", so formuliert es Bürgermeister Manuel Pretzl am Abend. Welche Strategie nun gelten wird für die nächsten zwei Wochen bis zur Stichwahl, das werde die Partei diskutieren, sobald am Montag die Ergebnisse der Stadtratswahl ausgezählt sind. Pretzl: "Wir stellen fest, dass der grüne Höhenflug gebrochen ist. Wir haben uns nicht beirren lassen von irgendwelchen Wahlumfragen." Und Chancen, sagt er, "hat man immer".
Lesen Sie hier: Christian Ude - "Der größte Gegner der SPD ist jetzt nicht Kristina Frank"
Alle Entwicklungen zur Kommunalwahl 2020 in München lesen Sie hier in unserem Newsblog