Konzertkritik: So war ZZ Top in der Tollwood-Musikarena
München - Gerade drei Takte lang haben die texanischen Bluesrocker ZZ Top in der ausverkauften Tollwood-Arena gebraucht, um aus dem Konzert eine Party zu machen. Ein riesiges Gedränge im schwitzigen Zelt, alle wollten nach vorne Richtung Bühne, um mitzufeiern. Und obwohl der Tontechniker anfangs einige Schwierigkeiten hatte, gab es keinerlei Abstriche bei der Stimmung unter den Fans. Und bei der Band schon zweimal nicht.
Und das Tollste: Für alle, die schon bei der Vorgruppe dabei waren, beim Auftritt der Ben Miller Band, begann die Party schon vorher. Das Trio ZZ Top, schon seit längerem bei Live-Auftritten immer wieder mal durch einen Keyboarder verstärkt, ist wahrlich ein Phänomen. Seit 45 Jahren aktiv, immer mit der gleichen Musik und ohne jeden Personalwechsel. Hinten am Schlagzeug stoisch und manchmal auch verbissen Frank Beard, vorne die beiden Rauschebärte Dusty Hill am Bass und Mastermind Billy Gibbons an der Sologitarre.
Die Stimmung gibt den Alt-Rockern recht
Sie kleiden sich stets ähnlich, dieses Mal in dunklen Glitzeranzügen, Kopftüchern mit weißem Hut drüber, Sonnenbrille. Und sie haben auch jede Menge synchrone Bewegungen drauf. Und das ist, wenn man von ein paar Lichtspielen absieht, eigentlich schon die ganze Show. Alles andere macht die Musik. Immer noch die gleiche Mischung aus Rock, Blues, Boogie und ein bisschen Country, alles verdammt hart und stets auf den Punkt gebracht.
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Dazu Gibbons mit seinem rauchigen Gesang, so richtig schön anarchisch. Der Sound für die Straße, fürs Motorrad oder Cabrio, die Filmmusik für böse Buben, die auf der Suche nach bösen Mädels sind. Hits wie "Gimme All Your Loving", die Mitgröl- Hymne "Nationwide", "I Thank You", "Rough Boy" und "Legs" sind auch heute noch Partyknüller, wenngleich sie doch - nun mal ehrlich - doch allesamt ziemlich ähnlich klingen.
Stört nicht. Im Gegenteil. Die Stimmung steigt und steigt; das Tollwood-Zelt bebt. Ein Sound wie eine Dampfwalze. Ist er zu stark, bist du zu schwach.
Im Vorprogramm eine kleine Live-Sensation, bei uns noch kaum bekannt: die Ben Miller Band. Ein bunter Haufen verrückter Freaks zwischen Folk, Blues, Grunge, Swamp und Garagenrock, musikalisch perfekt und mehr als verblüffend. Mit einer ultraschrägen Fassung des Klassikers "Black Betty" verlassen sie die Bühne. Die Fans hätten gern noch mehr gehört. Hoffentlich ergibt sich bald wieder mal die Chance dafür.
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