Kommunalwahl: Frank oder Pretzl als Zweiter Bürgermeister?

Kristina Frank ist "bereit, große Verantwortung zu übernehmen". Manche in der CSU werten das als Anspruch auf den Zweiten Bürgermeister. Doch den hat aktuell Manuel Pretzl, auch CSU.
München - Schulter an Schulter, beide abgekämpft, erleichtert und auch stolz, sind sie nach dem Wahlkrimi am späten Sonntag-Abend vor die Presse getreten: Kristina Frank (38), OB-Kandidatin der CSU, die überraschend ihre grüne Konkurrentin Katrin Habenschaden überrundet und den amtierenden SPD-OB Dieter Reiter in die Stichwahl zwingt. Und Manuel Pretzl (44), Münchens Zweiter Bürgermeister: das starke Führungs-Duo der Münchner CSU in diesem Kommunalwahlkampf.
Kristina Frank: Anspruch auf CSU-Bürgermeisterposten?
Dann tritt Kristina Frank ein paar Schritte vor, schaut selbstbewusst in die Kameras der Medienleute und sagt diesen Satz: "Ich bin bereit, große Verantwortung zu übernehmen, München braucht mehr denn je einen klaren Kurs, um in diesen Zeiten gestärkt hervorzugehen." Natürlich sagt sie das, sie ist der eigentliche Star dieses Wahlabends. Sie hat allen miesen Prognosen getrotzt und mit 21,3 Prozent deutlich mehr Stimmen geholt, als erwartet worden war – auch in den eigenen Reihen. Und doch ist dieser Satz einigen in der CSU sauer aufgestoßen. Weil sich daraus mehr lesen lässt als ihr Wille, jetzt alle Kräfte zu mobilisieren für die Stichwahl in zwei Wochen. Der klare Anspruch nämlich, in der nächsten Stadtratsperiode einen möglichen CSU-Bürgermeisterposten zu übernehmen? Nur, den hat aktuell ihr Duo-Partner Pretzl. Der Vorbote also einer internen Kampfansage gegen ihn?
"Einige von uns waren schon sehr irritiert", sagt einer aus der engeren Führungsriege. Der Satz habe durchaus für Unruhe gesorgt. "Manuel Pretzl ist für uns auf seinem Posten unverzichtbar. Wenn Kristina Frank jetzt Führungsansprüche erhebt, heißt das noch lange nicht, dass sie die auch erfüllt bekommt."
Parteien-Koalition noch unklar
Man werde "den Eindruck", der da entstanden ist, "in Kürze zurechtrücken". An anderer Stelle ist aber zu hören: "Wir können auf beide nicht verzichten." Es sei schlimm genug, dass Kristina Frank schon Tage vor der Wahl wegen der miesen Prognosen intern als "angezählt" bezeichnet worden sei. "Die CSU kann es sich nicht leisten, auf eine junge, fähige Frau zu verzichten, die gezeigt hat, dass sie kämpfen kann."
Auf Nachfrage weist Frank von sich, irgendwelche Ansprüche angemeldet zu haben: "Es ging mir nur um die Stichwahl und den Oberbürgermeisterposten", sagte sie am Montag der AZ. Ohnehin sind interne Führungsdebatten zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich kühn. Denn noch ist unklar, welche Parteien-Koalition sich im neuen Münchner Stadtrat zusammentun wird. Denkbar sind aktuell mehrere Konstellationen, wie Grün-Rot, Grün-Schwarz, aber auch Dreierbündnisse wie Schwarz-Rot-Gelb.
Sollte es auf Grün-Rot hinauslaufen, werden SPD und Grüne die beiden Bürgermeisterposten, die aktuell die CSU (mit Pretzl) und die SPD (mit Christine Strobl) besetzen, unter sich aufteilen. Dann gingen Pretzl und Frank beide leer aus.
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