Keine Kurzstreckenflüge mehr vom Flughafen? So sieht das die Stadt

Ohne Kurzstreckenflüge vom Münchner Flughafen sieht Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland negativ beeinträchtigt.
Guido Verstegen
Guido Verstegen
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
30  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Eine Lufthansa-Maschine steht am Flughafen München kurz vor dem Abflug am Gate.
Eine Lufthansa-Maschine steht am Flughafen München kurz vor dem Abflug am Gate. © Sven Hoppe/dpa
München - Keine Kurzstreckenflüge mehr von Münchner Flughafen? Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft, hat auf einen Antrag von Stadträtin Brigitte Wolf (Die Linke) reagiert und stellt den Sinn einer solchen Regelung in Frage.

Baumgärtner verweist auf fehlende Anschlüsse ans DB-Schienennetz

"Eine Verlagerung von Kurzstrecken-Flugverkehren auf Bus und Bahn ist derzeit aufgrund des zeitweise überlasteten Straßennetzes sowie aufgrund der fehlenden Anschlüsse der Flughäfen an das überregionale Schienennetz nicht vollständig möglich", schreibt Baumgärtner zu dem Antrag, in dem Brigitte Wolf fordert, OB Dieter Reiter möge sich als Mitglied des Aufsichtsrates der Flughafen München GmbH (FMG) dafür einsetzen, dass Flüge vom Flughafen München zu Zielen, die per Bahn in weniger als viereinhalb Stunden erreichbar sind, nicht mehr angeboten werden und der verbleibende Flugverkehr nicht ausgeweitet wird.

Baumgärtner: Münchner Flughafen gehört zur Daseinsvorsorge

Die Bereitstellung eines Netzes an Verkehrsflughäfen gehöre zur Daseinsvorsorge, die Gewährleistung größtmöglicher Konnektivität durch eine entsprechende Infrastruktur sei für die Wirtschaft und für München als Touristendestination essentiell, betont Baumgärtner.

"Nahezu der gesamte Inlandsverkehr von/ab München wird von der Lufthansa-Gruppe angeboten, die am Flughafen München ihr Drehkreuz betreibt", so Baumgärtner. "Insoweit ist faktisch beinahe jeder Inlandsflug nicht nur ein Punkt zu Punkt-Verkehr, sondern auch ein Zubringerflug."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Flugzeug und Bahn: Vergleich der Reisezeiten

Er verweist zudem darauf, dass - vorausgesetzt, die Deutsche Bahn könnte ausreichend Transportkapazitäten zur Verfügung stellen - derzeit alle IC/ICE-Züge am Münchner Hauptbahnhof endeten. Ein "nahtloser Übergang" sei am Flughafen trotz derzeit geführter Diskussionen über Realisierungsmöglichkeiten auf absehbare Zeit jedoch nicht in Sicht. Auch mit signifikanten Verbesserungen der S-Bahn-Verbindung zum Flughafen sei nicht vor Inbetriebnahme der Zweiten Stammstrecke zu rechnen.

Baumgärtner: "Reine Kurzstreckenflüge sind vor allem auch für Geschäftsreisende von Bedeutung, denen das Flugzeug ermöglicht, innerhalb eines Tages einen Geschäftstermin wahrzunehmen, ohne dass viele Überstunden anfallen bzw. eine Hotelübernachtung gebucht werden muss." So betrage beispielsweise die Reisezeit auf der Strecke München-Berlin viereinhalb Stunden, die reine Flugzeit liege bei 65 Minuten, das Gleiche gelte in etwa auch für die Strecke München-Köln.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Flughafen begrüßt Fernbahnanschluss

Aus Sicht der Flughafen München GmbH wäre es zielführend, attraktive Angebote auf der Schiene gerade in Bezug auf Reisezeit und Preis zu schaffen, um den Kunden geeignete Alternativen anbieten zu können. Der Flughafen München würde weiterhin einen Fernbahnanschluss des Flughafens sehr begrüßen.

Baumgärtner ist sicher, dass "eine grundsätzliche Unterbindung von (innerdeutschen) Kurzstrecken-Flügen" die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland "negativ beeinträchtigen" würde, er erwartet "Abwanderungen von Firmen ins Ausland" und damit lediglich "eine Verlagerung des Verkehrs".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
30 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Kritischer Beobachter am 02.12.2020 15:05 Uhr / Bewertung:

    Die Münchener Bevölkerung hat sich letztes Jahr mit überwältigender Mehrheit für eine radikalgrüne Politik ausgesprochen. Dies gilt es umzusetzen. Mit der Eröffnung von BER gibt es keine Notwendigkeit mehr, den Flughafen München weiterhin als Drehkreuz für Fernflüge zu nutzen. Damit können auch die vielen Zubringerflüge entfallen und dem Antrag der Linken gefolgt werden. Mit Zürich und vor allem BER hat die Lufthansa jetzt zwei Hubs jenseits von Frankfurt, über die Fernflüge problemlos abgewickelt werden können. Da der Flughafen alleine über 100.000 Arbeitskräfte beansprucht, würde eine Regionalisierung des Flughafens auch den Münchner Arbeitsmarkt entspannen.

  • Dugi am 03.12.2020 11:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kritischer Beobachter

    Die Idee ist halt nur völlig unrealistisch, weil die Lufthansa schon mehrfach klargestellt hat, dass es von ihr kein Drehkreuz am BER geben wird. Ist auch unsinnig, die gebaute Infrastruktur in München abzureissen, um sie in Berlin wieder aufzubauen.
    Welche Vorteil soll damit verbunden sein, damit eine Lufthansa das tut?

  • König Jannick am 02.12.2020 09:48 Uhr / Bewertung:

    Grundsätzlich bin ich bei Herrn Baumgärtner, aber das Berlin-München-Beispiel ist nicht klug gewählt.

    Zum einen stimmen die Zahlen nur so halb. Mit dem Sprinter fahre ich von Hbf zu Hbf in 4 Stunden.
    Beim Flieger brauche ich in München 45 Min von der City bis zum Flughafen. Dort habe ich weitere Wartezeit bis zum Check-In, sagen wir 45 Minuten. Berlin wiederum ist riesengroß, da kommt es darauf an, wo ich hin will. Vom BER zum Hbf braucht man auch wieder 30 Min. Das ist alles auf die reine Flugzeit hinzuzurechnen.
    Im Zug sitze ich und arbeite, im Flugzeug sitze ich erst in der U, dann steh ich in Schlangen, muss in den Flieger usw...

    Mal ganz abgesehen davon, wie stark der Dienstreise-Verkehr nach Corona zurückkommt. Wir erleben doch gerade alle, wie viel über Video-Konferenzen geht...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.