Katrin Habenschaden zur Kommunalwahl: Eine emotionale Achterbahnfahrt
München - Die Münchner Grünen wollten sich nicht dabei beobachten lassen, als die Ergebnisse aus den ersten Wahllokalen über die Bildschirme liefen. Die Enttäuschung blieb hinter verschlossenen Türen verborgen. Schon eine halbe Stunde nach dem Schließen der Wahllokale war klar: Die Hoffnung und das Ziel, zum ersten Mal in München eine grüne Oberbürgermeisterin zu stellen, löste sich auf.
Und es kam noch schlimmer. Katrin Habenschaden, die grüne OB-Kandidatin, schaffte es nicht in die Stichwahl mit Dieter Reiter. Das überraschte den amtierenden OB offenbar sogar selbst. Um 20.28 Uhr blickte er auf sein Handy und sagte: "Oh, Frau Frank! Das hätte ich jetzt nicht gedacht."
Die Hoffnung auf die erste Grüne auf dem OB-Sessel ist geplatzt
Als Katrin Habenschaden um 21 Uhr am Sendlinger Tor draußen vor das Stadtbüro der Grünen trat, hatte sie sich weitgehend wieder gefasst und lächelte tapfer in die Kameras. Die beiden Vorstände der Münchner Grünen, Gülseren Demirel und Dominik Krause und der Fraktionsvorsitzende Florian Roth, konnten ihre Enttäuschung schlechter verbergen. Mit gesenkten Köpfen standen sie dabei. Die Pressekonferenz fand im Freien statt – um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu minimieren.
Zu dieser Zeit hatte Katrin Habenschaden einen stundenlangen Nervenkrimi hinter sich. Im Rennen mit Kristina Frank (CSU) lag der Abstand zwischen den beiden Herausforderinnen von Oberbürgermeister Dieter Reiter zeitweise nur bei rund 1.500 Stimmen. Am Ende schaffte es Habenschaden nur auf Platz drei.
"Der Abend war spannend", sagte sie. "Es war ein stetiges Hin und Her. Das war eine emotionale kleine Achterbahn", gab sie zu. Um gleich danach zum Positiven zu schwenken: "Ich bin sehr froh über den deutlichen Zuwachs von sechs Prozent im Vergleich zur letzten Kommunalwahl. Wir haben das erste Mal massiv mitgespielt beim Rennen um die Stichwahl als Münchner Grüne. Das ist für uns ein großartiger Erfolg," sagte sie und gratulierte Reiter und Frank.
Zu den Gründen, wieso es nach dem Höhenflug der Grünen bei der Landtagswahl für eine Stichwahl um den Sitz des Chefsessels im Rathaus nicht gereicht hat, wollte die Grüne noch nichts sagen. "Wir waren bei vielen wichtigen Themen wichtige Treiber", sagte sie. Bei Umwelt, Verkehr und Soziales.
Katrin Habenschaden am Vormittag: "Ich bin optimistisch"
Am Vormittag war die 43-jährige Betriebswirtin noch sehr zuversichtlich gewesen. Gemeinsam mit ihrem Mann Björn – er hatte ihr im Wahlkampf den Rücken frei gehalten und halbtags gearbeitet – und den Kindern (10, 14) war Habenschaden um 10 Uhr ins Wahllokal in Aubing spaziert. "Ich bin optimistisch", hatte sie entspannt verkündet.

Nach dem Gang zur Wahlurne ging sie erst mal eine Runde joggen: zwölf Kilometer. "In der letzten Zeit hat es immer nur für kleinere Runden gereicht." Am Abend, in den für sie enttäuschenden Stunden, war ihr Mann nicht an ihrer Seite. Die Kinder wollten nicht mit, er blieb bei ihnen.
Zum Feiern zumute war den Münchner Grünen am Sonntag nicht so recht. Die Wahlparty war aber schon zuvor abgesagt worden – wegen Corona.
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