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Kann der Bahnwärter Thiel doch dauerhaft bleiben? Warum es plötzlich Hoffnung gibt

In drei Jahren sollte endgültig Schluss sein mit dem Bahnwärter Thiel. Doch jetzt gibt es plötzlich Hoffnung. Hinter verschlossenen Türen hat man im Rathaus eine ungeahnte Einigung gefunden.
Felix Müller
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Der Bahnwärter an einem Sommer-Party-Abend.
Der Bahnwärter an einem Sommer-Party-Abend. © Bahnwärter Thiel auf Instagram

Isarvorstadt - Viel Graffiti, viel Chaos, dazu eine Brise alte Industrie-Romantik: Im Rathaus mag man den Bahnwärter Thiel. Schließlich ist das alternative Kulturzentrum aus ausrangierten Zügen und Hochseecontainern einer der wenigen Orte, an denen man Besuchern (und Investoren) präsentieren kann, dass München auch junge, kreative Orte hat, die ein bisserl aussehen wie in einer echten Großstadt.

Doch als die AZ sich 2021 umhört, ob der Bahnwärter nicht ein Ort sein kann, der länger bleiben müsse als bis 2027, heißt es hinter vorgehaltener Hand: unmöglich, auf keinen Fall, eine Zwischennutzung ist eine Zwischennutzung  ‒ und außerdem brauchen wir so dringend Wohnraum.

Viehhof-Gelände: Was hier eines Tages auf Bahnwärter und Co. folgen soll

Drei Jahre später kommt es nun ganz anders. Nach AZ-Informationen darf der Bahnwärter bis 2040 bleiben ‒ so langfristig also, dass man von einer Zwischennutzung eigentlich gar nicht mehr sprechen kann. Wie mehrere Quellen in Rathaus und Stadtverwaltung der AZ bestätigen, haben sich Vertreter der großen Stadtratsfraktionen kürzlich auf Einladung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) getroffen und über den Umgang mit dem alten Viehhof-Areal beraten. Reiter habe in dem Prozess eine sehr gute Rolle gespielt, heißt es auf den Rathaus-Fluren.

Ein buntes Containerdorf im sommerlichen Abendlicht: Eindruck aus dem Bahnwärter Thiel.
Ein buntes Containerdorf im sommerlichen Abendlicht: Eindruck aus dem Bahnwärter Thiel. © Felix Müller

Und so sind dem Vernehmen nach alle Seiten ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Schon länger ist bekannt, dass auf der anderen Seite der Zenettistraße Richtung Tumblinger und Thalkirchner Straße noch bis etwa 2040 Rinder geschlachtet werden können ‒ danach nicht mehr.

Nun bekommen die Nutzer auf dem Viehhofareal (zwischen Zenettistraße und Eisenbahnschienen) dieselbe Frist. Bisher hatten neben dem Bahnwärter Thiel, der von einem Auszug 2027 ausgehen musste, auch andere Nutzer wie die Metzgerei Gaßner oder die Suppenküche recht kurzfristige Verträge, die eine Planung für die Unternehmen sehr schwierig machten, heißt es aus Rathaus-Kreisen.

Nun hat man sich dagegen entschieden, Teile des Areals früher zu überplanen ‒ und bietet allen längerfristige Verträge an. Für die Stadt hat das den Vorteil, die Zukunft des Schlachthofviertels - wo ihr für die Verhältnisse der dicht bebauten Münchner Innenstadtviertel noch große eigene Flächen zum Entwickeln zur Verfügung stehen ‒ in Ruhe und aus einem Guss planen zu können.

Vorgesehen ist, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft dort eines Tages Wohnungen errichtet. Nun ist das erstmal in weite Ferne gerückt. Im Herbst soll der Stadtrat die Entscheidung fällen, den Nutzern die langen Mietverträge anzubieten, die auch größere Investitionen wirtschaftlich umsetzbar machen sollen. Nach der Vorentscheidung hinter verschlossenen Türen ist das aber nur noch eine Formsache.

Bahnwärter Thiel: Bisher schien klar, dass in drei Jahren Schluss ist

Seit 2017 hat Daniel Hahn, der Erfinder des Bahnwärter Thiel, sein Kulturzentrum an diesem Standort. Bis jetzt schien klar, dass nach zehn Jahren endgültig Schluss ist und es, wenn überhaupt, irgendwo am Stadtrand weitergeht. "Es zerreißt dich", hat Hahn mal zur "Taz" gesagt. "Wir wollen nicht von Zwischennutzung zu Zwischennutzung ziehen."

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Es scheint, als sei er erhört worden ‒ auch wenn Beteiligte der Rathaus-Gespräche betonen, um den Bahnwärter sei es gar nicht hauptsächlich gegangen. Der profitiere nun eben von den anderen Debatten um das Areal. Hinter verschlossenen Türen hat man sich im Rathaus geeinigt, dass die Nutzer des Viehhofs ‒ wie das Party-Areal und die Metzgerei Gaßner ‒ Mietverträge bis 2040 bekommen.

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