JVA verheizt 2,4 Millionen Euro: "Frieren soll in den Zellen niemand"
München - Tag und Nacht brennendes Licht im Rathaus, keine Solarpaneele auf städtischen Gebäuden, beheizte Tollwood-Zelte - nach dem AZ-Bericht haben auch viele Leser Hinweise gegeben, wo in der Stadt Energie verschwendet wird: Von Bürogebäuden und Schaufenstern, in denen nonstop das Licht brennt bis zu Ampeln, die an kaum befahrenen Kreuzungen leuchten. In vielen Fällen eine Energieverschwendung, die leicht gestoppt werden könnte.
Öffentliche Gebäude sind gigantische Energiefresser
Doch es gibt auch gigantische Energiefresser, bei denen effektive und schnelle Abhilfe nicht möglich ist: viele große öffentliche Gebäude. Jetzt rächt sich, wenn jahrzehntelang nichts oder zu wenig in energetische Sanierung investiert wurde.
Denn nicht nur für Privathaushalte, auch für Behörden und andere kommunale oder staatliche Gebäude haben sich die Energiekosten etwa verdoppelt - Kosten, die der Steuerzahler tragen muss.
In der JVA wird für zwei Millionen Euro geheizt
So rechnet zum Beispiel Michael Stumpf, der Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stadelheim, schon für dieses Jahr mit mehr als zwei Millionen Euro Kosten - allein fürs Heizen. Stadelheim (gebaut ab 1892) ist eines der größten deutschen Gefängnisse und zum Teil denkmalgeschützt. Die JVA wird hauptsächlich mit Fernwärme beheizt.
"Bei einigen Gebäuden im Bereich der Unterkünfte insbesondere im Altbau, ist der Energieträger Erdgas", teilte Stumpf auf AZ-Anfrage mit. "Die jährlichen Kosten allein bei der Fernwärme betrugen 2021 bereits über eine Million Euro. Für das laufende Jahr erwarten wir einen Anstieg auf das nahezu Doppelte", sagte Stumpf der AZ.
Erheblicher Kostenanstieg erwartet
Für Erdgas hatte die JVA 2021 Ausgaben von mehr als 200.000 Euro. "Auch hier erwarten wir für das laufende Jahr 2022 einen sehr erheblichen Anstieg." Stumpf weist darauf hin, dass nicht nur für warme Hafträume, sondern auch für die anstaltseigene Küche, Wäscherei, die Arbeitsbetriebe und 300 PC-Arbeitsplätze Energie gebraucht wird. Zudem müssen Sicherheitsanlagen betrieben und nachts Außenflächen beleuchtet werden.
"Frieren soll in den Zellen niemand"
In den Zellen (mit derzeit 1.100 Gefangenen) die Heizung runterzudrehen, ist keine Option. "Frieren soll niemand", sagt Stumpf. Zielmarke seien 20 Grad. Aber genau regeln könne man die Temperatur in den Unterkünften mit veralteter Technik nicht. Wenigstens werden nun die Flure nicht mehr beheizt, in den Büros wurde die Temperatur auf 19 Grad gesenkt. Defekte Lampen werden durch LED ersetzt.
Diese Justizgebäude brauchen viel Energie
Auch andere Justizgebäude verbrauchen viel Energie. Der Justizpalast und das Oberlandesgericht in der Prielmayerstraße hatten vor dem Ukrainekrieg Kosten von rund 240.400 Euro im Jahr für Fernwärme. Das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße, das mit Fernwärme und Erdgas versorgt wird, insgesamt etwa 528.000 Euro (ebenfalls 2021).
Das Heizen des denkmalgeschützten Prachtbaus an der Donnersbergersbrücke, der 1912 von Prinz Ludwig eingeweiht wurde, ist ebenfalls richtig teuer. Er wird vom Zoll genutzt. Laut Bundesanstalt für Immobilienaufgaben betrugen die Energiekosten für dienstliche Nutzung schon vor dem Krieg 386.000 Euro im Jahr.
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