Ist auch München betroffen? Welche Galeria-Filialen geschlossen werden – Termin für Bekanntgabe steht mittlerweile fest

Der neue Miteigentümer Bernd Beetz spricht über seine Pläne: Mindestens 70 Standorte sollen bleiben. Der Betriebsrat spricht von "harten Einschnitten" – auch für München? So äußert sich der Galeria-Chef Süddeutschland in der AZ.
Nina Job
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Wackelkandidat: Die Galeria-Filiale am Rotkreuzplatz blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.
Wackelkandidat: Die Galeria-Filiale am Rotkreuzplatz blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. © imago/HRSchulz

München - Nun ist es offiziell: Galeria bekommt zwei neue Eigentümer – die schon totgesagte Warenhauskette wird weiterleben. Der deutsche Unternehmer und Investor Bernd Beetz (73) hat sich am Mittwoch erstmals öffentlich geäußert, wie er die insolvente Warenhauskette retten will.

Er führte früher unter anderem den Kosmetikkonzern Coty, war kurzzeitig mal Aufsichtsratschef bei Kaufhof und ist aktuell Präsident des Fußallclubs Waldhof Mannheim. Er selbst sieht seine künftige Rolle bei Galeria als "Chairman" und "Taktgeber".

Er will Galeria zusammen mit einem amerikanischen Investor aus der Dauerkrise retten: der deutsche Unternehmer Bernd Beetz.
Er will Galeria zusammen mit einem amerikanischen Investor aus der Dauerkrise retten: der deutsche Unternehmer Bernd Beetz. © Fabian Strauch/dpa

Neue Eigentümer für Galeria: 70 Standorte sollen deutschlandweit bleiben

Mit im Boot ist der US-Multimillionär Richard Baker, Chef der kanadischen Warenhauskette Hudson's Bay Company. "Was uns verbindet, ist die Liebe zum Warenhaus. Es ist Teil der deutschen Lebenskultur", sagte Beetz. "Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus." Die neuen Eigentümer würden sich nicht von "Immobewertungen" ablenken lassen, sie wollten "Erlebniswelten schaffen" und Galeria "nachhaltig zum Erfolg führen".

Mehr als 70 der 92 Galeria-Standorte wollen die neuen Eigentümer weiterführen, sagte Beetz. Der aktuelle Galeria-Boss Olivier van den Bossche soll bleiben. Der Betriebsratsvorsitzende von Galeria reagierte am Mittwoch erleichtert und froh. Jürgen Ettl aus München sagte: "Es war eine lange Zeit der Ungewissheit, ob oder wie es weitergeht. Nun haben wir zwei Investoren gefunden, die sich zutrauen, Galeria erfolgreich fortzuführen."

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"Kommt zu harten Einschnitten": Die Galeria-Flotte soll dennoch so groß wie möglich bleiben

Doch die Warenhauskette wird erneut schrumpfen müssen und Mitarbeiter ihre Jobs verlieren – derzeit sind rund 12.800 Menschen im Unternehmen beschäftigt. Als sicher gilt, dass die Zentrale in Essen aufgelöst wird und eine deutlich verkleinerte Mannschaft in kleinere Räume umzieht.

"Es ist klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen wird", sagte Ettl. "Aber es werden auch Tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben." Welche Filialen geschlossen werden, soll bis Ende April feststehen. Dann will Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus den Insolvenzplan fertig haben.

"Wir wollen die Flotte so groß wie möglich halten", sagte "Chairman" Beetz. Aber man könne es sich nicht leisten, ein Boot zu haben, dass "ein großes Leck habe, untergeht und die ganze Flotte" mitreiße. Damit sind ineffiziente Geschäftsstrukturen und unprofitable Standorte gemeint. Beetz kündigte intensive Verhandlungen mit Vermietern an. An 18 Galeria-Standorten ist René Benkos insolvente Signa der Vermieter. Teilweise, erfuhr die AZ, soll die Signa bei der Miete aber Entgegenkommen signalisiert haben.

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Die Galeria-Filiale am Rotkreuzplatz in München ist ein Wackelkandidat

Im süddeutschen Raum sind in 24 Galeria-Filialen derzeit rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt. München hat vier Standorte: am Marienplatz, im OEZ, an der Münchner Freiheit und am Rotkreuzplatz. Letzterer gilt als Wackelkandidat – dort verlangt die Signa eine unverhältnismäßig hohe Miete.

Für Philipp Kretzer, den Galeria-Chef Süddeutschland, sind die neuen Eigentümer "das Beste, was uns passieren konnte", sagte er der AZ. "Sie haben eine klar strategische Ausrichtung." Bernd Beetz bringe extrem viel Einzelhandelserfahrung aus Deutschland und Europa mit. "Ich bin extrem zuversichtlich und optimistisch."

Beetz werde bei Galeria künftig in der ersten Reihe stehen. Richard Baker mit seinem Family Office NRDC sieht der Galeria-Manager eher im Hintergrund agieren. Einen persönlichen Kontakt zu den Amerikanern hatte er auch schon: Vor ein paar Wochen führte Kretzer die NRDC-Geschäftsführer durch Filialen in Süddeutschland: in Stuttgart, Ulm und durch die Münchner Filiale am Marienplatz. 

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  • Chablis64 am 12.04.2024 00:17 Uhr / Bewertung:

    Also ich vermute, dass man damit schlussendlich auch "nur" aufschiebt, was längst vorbei ist. Warenhäuser haben fertig. Zu groß, zu heftig schießen Versandhändler aus dem Boden. Ganze Vollsortimenter sind dabei. Es ist nicht nur so, dass man beim großen A mit Pfeil alles, restlos alles bekommt. Die ganz große Frage ist doch eigentlich; brauchen wir in der Welt das ganze Zeug was angeboten wird. Egal wer es produziert, wer es verkauft. Ich finde das übrrangebot an Nudeln in unseren Verbrauchermärkten zb total "krank". Ich bin erst durch einen Edeka gegangen, das war ein knapp 20 Meter langes Regal nur mit Nudeln. Bei all dem Angebot entwickelt sich unweigerlich eine unvertraglichkeit gegen alles was man so haben kann an Krankheiten. Das gab es doch früher auch nicht. Wir hatten 6/ 8 Sorten und fertig. Und nein, wir benötigen das eben nicht. Ich brauche keine Nudeln die aus Blüten irgendwelcher Blumen hergestellt werden. Ich brauche sie nicht. Die Industrie reitet aber auch jedes Roß....

  • MünchnerKind am 11.04.2024 15:06 Uhr / Bewertung:

    Der Kaufhof am Marienplatz mag der umsatzstärkste sein, da in der Innenstadt keine Konkurrenz mehr ist. Was heißt gleiches Sortiment früher waren das eben verschiedene Kaufhäuser mit unterschiedlichen Angeboten. Wichtiger fände ich ein gutes Sortiment in jedem Stadtviertel wie Rotkreuzplatz, Münchener Freiheit, den Karstadt am Nordbad gibt es ja zum großen Bedauern vieler nicht mehr. Warum soll ich für verschiedene Dinge, die ich gleich benötige in die Innenstadt fahren, 6,-- Euro für den ÖPNV investieren, wenn ich das gleiche zu Fuß oder mit dem Rad in Wohnnähe haben kann.Dann bräuchten wir nicht hunderte Lieferfahrzeuge für Onlinehändler, die für unnötigen Verkehr sorgen, ihre Motoren laufen lassen, während sie ihre Päckchen auszutragen. Warum muss jemand der mitten in einer Großstadt wohnt mit allen Einkaufsmöglichkeiten, jeden Schmarrn im Internet bestellen und wieder zurückschicken. Müsste eben alles Zustellgebühren kosten .

  • gubr am 11.04.2024 09:56 Uhr / Bewertung:

    Mehr als ein Laden pro Stadt ist sowieso kaum profitabel. Das habe ich schon früher nicht verstanden, wieso überhaupt an jedem Ende der Fußgängerzone ein Kaufhof mit dem gleichen Sortiment sein musste. Dazu noch Karstadt und Hertie gleich daneben mit fast den identischen Wahren. Kein Wunder, dass die alle nacheinander erstmal aufgekauft und dann zusammen den Bach runter sind.

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