Entscheidung für die Galeria-Kaufhof-Beschäftigten in München naht: "Ist ein gutes Pflaster"
München/Essen – Die Zitterpartie um die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht in die finale Runde. Am Montag ist beim Amtsgericht Essen das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Damit können die Gläubiger nun ihre Forderungen anmelden. Seit Anfang Januar war Galeria im vorläufigen Insolvenzverfahren. Nun läuft der Endspurt um die Rettung der Warenhauskette.
Insolvente Galeria-Kette: Das Überleben scheint in greifbarer Nähe
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus teilte mit, dass bis Ende April entschieden sein soll, welcher von zwei Kaufinteressenten, die noch im Rennen sind, das beste Komplettangebot macht. Die Namen dieser potenziellen Investoren sind noch nicht bekannt. Am 28. Mai sollen dann die Gläubiger über den Insolvenzplan abstimmen. "Für die Beschäftigten ist diese Insolvenz weiterhin bitter", sagte Silke Zimmer von der Gewerkschaft Verdi.
Doch im Unternehmen herrscht vielerorts Optimismus: Denn, dass die totgesagte Warenhauskette doch überlebt und weiterbestehen kann, scheint nun in greifbarer Nähe. "Ich bin super zuversichtlich und absolut davon überzeugt, dass es weitergeht", sagte etwa Philipp Kretzer, Galeria-Chef für Süddeutschland am Dienstag zur AZ. Davon ist offensichtlich auch der Insolvenzverwalter überzeugt. Denn für Galeria wurde bereits die Herbst- und Winterware geordert – und dafür brauchte es das Okay von Denkhaus.

Die Galeria-Filiale am Marienplatz in München ist der Vorzeige-Standort
Allerdings: Bestellt wurde nicht so viel Ware, dass man damit alle derzeit noch 92 Filialen ausreichend beliefern könnte. Bis zu einem Drittel wird vermutlich schließen müssen, mehrere Tausend Mitarbeiter von derzeit noch etwa 12.800 werden nach derzeitigen Informationen wohl ihre Jobs verlieren. "Für die Beschäftigten und ihre Familien ist wieder offen, wie es für sie weitergeht", so Silke Zimmer von Verdi.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sagte vorige Woche, "60 plus X"-Filialen könnten erhalten bleiben. "Wie groß dieses X ist, wissen wir noch nicht." Und weiter: "Wir versuchen, das bestmögliche Filialnetz zu erhalten, und kämpfen wirklich um jede Filiale."
In München gibt es derzeit noch vier Galeria-Standorte: die Vorzeige-Filiale am Marienplatz, die mehr als 200 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht, sowie die Warenhäuser im Olympiaeinkaufszentrum (OEZ), an der Münchner Freiheit in Schwabing und die Filiale am Rotkreuzplatz. Letztere ist Mieter in einer Immobilie, die noch der Signa gehört.

Galeria-Süd-Chef: "München ist ein gutes Pflaster" – doch über Sozialpläne und Abfindungen wird schon verhandelt
Ob in München eine Filiale schließen muss – oder gar mehrere – ist offenbar noch nicht endgültig entschieden. Am Dienstag fuhren Betriebsräte aus München nach Frankfurt, um mit Vertretern des Galeria-Konzerns zu verhandeln. Es ging nach AZ-Informationen um Interessenausgleiche, Sozialpläne, Abfindungen.
Eigentlich gelten die Münchner Häuser der Warenhauskette als profitabel. Galeria-Süd-Chef Kretzer sagt: "München ist ein gutes Pflaster! Die Tendenz ist, dass wir mit diesen Filialen weitermachen wollen." Allerdings: Welche letztlich bleiben wird und welche nicht, ist – nicht nur in München – teils immer noch davon abhängig, ob die Vermieter mit der Miete runtergehen.

Galeria-Filiale am Rotkreuzplatz in München: 18 Prozent vom Umsatz kassierte die Signa Miete
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus will marktübliche Umsatzmieten von sieben bis elf Prozent erreichen – und nur für besonders umsatzstarke Standorte etwas mehr zahlen. Bleiben Vermieter stur bei mehr als dem Marktüblichen, dann bedeutet das: Die Filiale wird geschlossen, sie könnte nicht wirtschaftlich betrieben werden.
Vor allem die Signa als Vermieter hatte Galeria mit deutlich überhöhten Mieten ausgepresst. Bei den Immobilien, die ihr selbst gehören, verlangte sie bis zu 30 Prozent Umsatz an Miete. In München gehört ihr die Immobilie am Rotkreuzplatz, wo sie 18 Prozent vom Galeria-Umsatz einstrich – rund 3,3 Millionen Euro im Jahr.

Seit der ersten Galeria-Pleite vor dreieinhalb Jahren ist die Zahl der Filialen bundesweit bereits um die Hälfte auf heute 92 Häuser geschrumpft. Galeria-Süd-Chef Kretzer glaubt: Wenn Galeria nun an einen neuen Investor verkauft wird, ist es mit den Insolvenzen vorbei. Laut Stefan Denkhaus handelt es sich bei den beiden Investoren, die Galeria übernehmen wollen, um Interessenten, die finanziell entsprechend aufgestellt seien und die "über große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel" verfügen würden.
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