Inzidenz von fast 1.500 in München: Ist das die Wiesn-Welle?
München - Das Oktoberfest-Ende ist mittlerweile über eine Woche her, inzwischen herrscht auf der Theresienwiese reges Abbau-Treiben. 5,7 Millionen Besucher waren's heuer, weitaus weniger als bei der letzten Vor-Pandemie-Wiesn 2019. Dennoch: Das Oktoberfest ist und bleibt freilich das größte Volksfest der Welt.
Touristen aus aller Welt und Münchner, die dicht gedrängt zusammen im Bierzelt feiern... Bereits vor dem Wiesn-Start wurde das Oktoberfest von vielen Virologen und Gesundheitsexperten zum Superspreader-Event deklariert.
Die nackten Zahlen zeigen nun: Die Corona-Infektionszahlen in München sind während und vor allem nach dem zweiwöchigen Fest in die Höhe geschossen. Auch wenn ein direkter Zusammenhang zwischen den gestiegenen Zahlen und dem Oktoberfest faktisch nicht hergestellt werden kann.
München-Inzidenz: Von 200 auf 1.500!
Ein Blick auf die Inzidenz: Am 16. September, dem Tag vor dem Anstich, betrug der Wert laut Robert Koch-Institut 199,4. Nun, rund dreieinhalb Wochen später, liegt die Inzidenz in München bei 1.497,4! Dazwischen folgte ein kontinuierlicher Anstieg der Zahlen: Als die Wiesn etwas über eine Woche alt war, hatte München eine Inzidenz von 424,9 (27.09.). Am 5. Oktober, zwei Tage nach dem letzten Tag, lag sie dann schon bei 708,9.
Der Hintergrund der teils massiven Sprünge: Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) übermittelt seit geraumer Zeit an Wochenenden und Feiertagen keine Fallzahlen mehr ans RKI. Die aktuellen Fälle werden deshalb erst am darauf folgenden Werktag (normalerweise Montag) erfasst und am Folgetag veröffentlicht. Weil der letzte Wiesn-Tag aber ein Feiertag war, verschob sich Anfang Oktober nochmals alles um einen Tag nach hinten.
Die Folge: Viele Nachmeldungen von vorangegangenen Tagen. Ein Prozedere, das sich auch aktuell gut beobachten lässt. Alleine am Dienstag (11. Oktober) gab es 2.567 neue und 4.542 (!) Nachmeldungen. Zum Vergleich: Am Tag vor dem Wiesn-Start gab es insgesamt 591 Neuinfektionen in München.
Lauterbach plädiert in München für Maskenpflicht im Innenraum
"Hier ist kein Platz für Schadenfreude. Aber das Oktoberfest erinnert uns: schreien und rufen im Innenraum maximiert Aerosolübertragung von Corona", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag auf Twitter. Lauterbach sieht dabei ein großes Problem für den kommenden Winter. "Ich rechne fest damit, dass wir an der Maskenpflicht im Innenraum nicht vorbei kommen."
Bereits einige Tage zuvor hatte sich der Gesundheitsminister via Twitter zur Gesundheitssituation in München geäußert, die durch die Belastung der Kliniken "gefährdet" sei. Lauterbach sprach von einer "selbstgemachten Katastrophe", weil kein Ende in Sicht sei. "Die Maskenpflicht im Innenraum wäre in München wahrscheinlich sinnvoll."
Angespannte Lage in den Münchner Krankenhäusern
Die steigenden Infektionszahlen wirken sich auch auf die Krankenbettenbelegung aus – viele Kliniken in München arbeiten am Anschlag. Was jedoch betont werden muss: Viele der Patienten landen nicht wegen, sondern vielmehr mit Corona im Krankenhaus. Dennoch: Die Lage in den Kliniken spitzt sich immer weiter zu – auch weil viel Personal krankheitsbedingt ausfällt und sich der Personalnotstand so noch verschlimmert.
Die Zahlen zeigen: Die Infektions- und Inzidenzzahlen sind vor allem nach Wiesn-Ende massiv in die Höhe gegangen. Dass die Corona-Zahlen im Herbst steigen, ist soweit nichts Ungewöhnliches – dies war auch schon in den vorherigen Pandemie-Jahren der Fall. Doch auch das zweiwöchige Oktoberfest dürfte (stark) dazu beigetragen haben – auch wenn das vielleicht nicht jeder einsehen möchte...