Immobilien-Wünsche der Reichen: Münchner Luxus-Makler gibt ehrliche Einblicke

Privatjet auf Abruf, Weinkühlschrank, Aufzug für die Putzkraft: ein Luxus-Makler aus München über Wünsche und Nöte der Reichen.
Martina Scheffler
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Wohnungen wie diese in der Maxvorstadt sind nach wie vor begehrt bei Käufern, die nicht auf den Euro gucken müssen.
imago images / Sven Simon 2 Wohnungen wie diese in der Maxvorstadt sind nach wie vor begehrt bei Käufern, die nicht auf den Euro gucken müssen.
Maximilian Wolf.
Bricks & Mortar Immobilien GmbH 2 Maximilian Wolf.

München - Mit dem Auto im Fahrstuhl bis ins eigene Penthouse vorfahren – also nein, das gibt es in München nicht bei Luxusimmobilien. Alles andere schon, erzählt Maximilian Wolf der AZ. Er ist Geschäftsführer einer Münchner Unternehmensgruppe, die selbst Immobilien entwickelt und Luxusimmobilien von Kunden und eigene vermarktet.

Maximilian Wolf.
Maximilian Wolf. © Bricks & Mortar Immobilien GmbH

Luxusimmobilien in München sind gefragter den je

Während die Mittelschicht als Immobilienkäufer in München Wolf zufolge völlig weggebrochen ist, weil sie sich Eigentum einfach nicht mehr leisten kann, sind Luxusimmobilien gefragter denn je. Inflation, Corona, Energiekrise, Ukrainekrieg, das alles spielt auch für Wolfs Kunden eine große Rolle – aber nicht finanziell.

"In diesem Segment ist den Menschen egal, was der Zins ausmacht, der Baupreis", sagt Wolf. "Sie beschäftigen sich in erster Hinsicht damit, Zweitwohnsitze dorthin zu verlegen, wo die Strahlen nicht zu weit hinkommen könnten, wenn in der Ukraine nuklear etwas passiert." Neuseeland sei gefragt, auch die Schweiz – und Ghana. Ghana? Das westafrikanische Land gilt offenbar als Fluchtort, der sicher sei, hat Wolf erfahren.

Münchner Luxus-Makler: "Sicherheit steht für Kunden extremst im Vodergrund"

Aber auch anderweitig bereiteten sich die Interessenten für Luxusimmobilien auf schlechtere Zeiten vor, indem sie etwa wichtige Dokumente einscannen, wie Wolf berichtet. Heiratsurkunden, Schulzeugnisse, Diplome. "Die haben schon solche Worst-Case-Szenarien. Die eigene Sicherheit steht ganz extremst im Vordergrund."

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So weiß Wolf von Kunden, deren Privatjet immer "ready to fly", also stets flugbereit sei oder auf deren Yacht schon die genaue Route programmiert sei, die man nehmen muss, wenn es ernst wird. Schön, aber sicher, das sei die Devise der Käufer.

Aber auch wenn Ziele weltweit gefragt seien, sei auch München nach wie vor begehrt. Hier mache sich vor allem bemerkbar, dass es zu wenig Wohnraum gebe. "Durch Corona gibt es ganz viele Scheidungen, das heißt, der 100-Quadratmeter-Haushalt teilt sich nun auf zwei Mal 60 auf, also auf 120 Quadratmeter. Wir brauchen momentan noch mehr Fläche."

Wie es dann weitergehe, sei Gegenstand unterschiedlichster Thesen, sagt Wolf. Manche Studie gehe von weniger Flächenverbrauch aus, weil die "Babyboomer-Phase" zu Ende gehe, andere erwarten einen höheren Bedarf wegen des Zuzugs von Flüchtlingen.

Quadratmeter-Preise in München: 6.487 und 20.054 Euro

Der Mittelstand werde generell mit weniger Fläche rechnen müssen. Das frühere Tausend-Quadratmeter-Grundstück, das die Großeltern noch gehabt hätten, habe sich ja schon auf 300 bis 500 Quadratmeter reduziert, sagt Wolf. Im Jahr 2020 neu errichtete Wohnungen in München hatten nach Angaben der Stadt im Schnitt eine Fläche von 69,3 Quadratmetern. Der Preis für eine Immobilie bewegte sich dem Portal Immoscout24 zufolge in diesem Jahr bislang zwischen 6.487 und 20.054 Euro pro Quadratmeter. Bei den Höchstpreisen komme selbst der hochbezahlte Ingenieur nicht mehr mit, sagt Wolf, da kämen die Käufer dann eher aus Dynastien.

Der Mietmarkt profitiere außerdem davon, dass die meisten Menschen in München nichts mehr kaufen könnten. So rechnet Wolf vor, dass sich Interessenten mit einem Einkommen von 3.000 bis 6.000 Euro monatlich eine Immobilie leisten können – bundesweit, nicht aber in München, wo man mindestens eine Million Euro hinblättern müsse für eine Wohnung. Der Preisindex für neue Wohngebäude in Bayern hat dem Bayerischen Landesamt für Statistik zufolge im August einen Stand von 150,4 erreicht (2015 entspricht dem Basiswert 100).

Für wen das alles keine Rolle spielt, der setzt beim Wohneigentum vor allem auf Qualität, sagt Wolf, auf die Lage und die Fläche. "Die wollen rausgehen und fußläufig alles um sich herum haben." Offen wohnen, zentral wohnen, "am besten oben, in Penthäusern". Bis zu einer Summe von etwa fünf bis acht Millionen Euro gehen demnach die Preise in diesem Segment.

Die Sonderwünsche der Reichen in München

Sonderwünsche kommen manchmal hinzu, wie bei dem Kunden, der in Schwabing einen extra Fahrstuhl in den sechsten Stock nur für seine Haushälterin haben wollte, oder der Fall, in dem eine 50-Quadratmeter-Wohnung für die Perle innerhalb des Penthouses gewünscht war. Begehbare Weinkühlschränke seien auch begehrt.

Es seien immer noch die "klassischen Gegenden" gefragt, rund um die Seen und in der Stadt das Glockenbachviertel, rund um den Viktualienmarkt, Nymphenburg, alles um den Englischen Garten und die Maxvorstadt.

Dies entspricht auch den Angaben im Wohnimmobilien-Marktbericht 2021 für München der Hypovereinsbank. In sehr guten Lagen, zu denen hier auch noch Solln und Harlaching gezählt werden, wird bei einem Erstverkauf von Eigentumswohnungen ein Wert von 11.500 bis 19.000 Euro pro Quadratmeter genannt.

Und wer sind die Kunden des Unternehmers? Geschäftsleute, sagt Wolf, viele aus dem Sport, der Musik – oder den digitalen Medien. "In Zeiten des Internets ist man manchmal überrascht, was da für junge Leute kommen, die Ende 20, Anfang 30 sind."

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19 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 07.10.2022 19:12 Uhr / Bewertung:

    Bald müssen die Reichen ihr Refugium in M selber putzen. Denn Putzfrauen können sich die Mieten hier nimmer lang leisten. Es sei denn, sie haben eine Sozialwohnung.
    Und ewig lange Anfahrtswege nehmen die auch nicht auf sich wegen der Putzerei. Da sind sie mit dem neuen Bürgergeld besser dran.

  • gast100 am 08.10.2022 21:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Die Dienstleistertouristen_innen kommen schon seit Jahren auf Saison, ist Lohnsteuer frei, wohnen in der Zeit teuer in möblierten großen Wohnungen, das bringt dann noch so richtig Kohle für Vermieter. Nach ein paar Wochen wird gewechselt.
    Auf den Nordsee Inseln geht es noch schlimmer. Die meisten Dienstleister müssen per Bahn pendeln weil es keine bezahlbaren Wohnungen mehr gibt.
    Das gleiche auf den Kanaren.
    Ist nicht nur in D so

  • remember am 07.10.2022 12:34 Uhr / Bewertung:

    Haben wir bei Ukraine auch gesehen, wer da im Auto kam. Wer per Flugzeug und zum Schluss per Zug.
    "Das Vaterland verteidigen" das überlässt man gerne denjenigen, die nichts davon besitzen. Derweil gibt man "aus dem Exil" freche Forderungen.

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