"Ich finde es nervig": Sommerstraßen-Projekt in München-Sendling frustriert Anwohner
München - Blass zieren noch Blumen aus Kreide einen kleinen Abschnitt in der Schmied-Kochel-Straße. Daneben Stühle aus Metal, sie sind leer. So wie eigentlich die ganze Straße. Fairerweise muss man sagen, beim AZ-Besuch der Sommerstraße regnet es schon den ganzen Tag, der nächste Wolkenbruch steht kurz bevor.
Doch auch bei Sonnenschein ist die Sommerstraße nach Beobachtungen der AZ nur selten besucht. Woran das liegt? Besucher und Anwohner haben da ein paar Ideen. Auch Markus Lutz, der Bezirksausschussvorsitzende von Sendling und Verfechter der Schmied-Kochel- als Sommerstraße fällt dazu einiges ein. Ein Besuch vor Ort.
Schmied-Kochel-Straße in München: Gute Idee, aber ungemütlich umgesetzt
"Eigentlich ist das Ganze schon recht nice! Aber der Schatten fehlt. Und ein paar Wanderbäume wären nett", sagt Franziska Klein (40). Sie ist Anwohnerin und findet die Idee prinzipiell sehr gut, dass sich Anwohner in der Schmied-Kochel-Straße zusammensetzen könnten. "Aber so wirklich tut das kaum jemand. Viele gehen wenn vorne in die Eisdiele", weiß die Mutter eines Sohnes.

Die Pflanzentröge erinnern sie an den Marienplatz, so richtig gelungen bewertet sie das Grün nicht. Warum sie glaubt, dass wenige hier sitzen wollen? "Man könnte das sicher liebevoller gestalten. Aber Anwohner haben schon Sonnenschirme aufgestellt. Vielleicht funktioniert es am besten als Gemeinschaftsprojekt", sagt Klein.
Die Schmied-Kochel-Straße wird zur Sommerstraße: Anlage erinnert an Terrorabwehr
So richtig gelungen findet auch Inga von Stein (41) das Projekt nicht. "An sich ist es eine tolle Idee. Aber die Pflanzentröge erinnern schon ein wenig an Terrorabwehr", findet die Anwohnerin. Auch sie könnte sich für mehr Pflanzen und Schatten begeistern: "Ein paar große Palme wäre doch schön. Die Tröge könnte man mit Holz verkleiden, das wäre gleich einladender."

Ihre Tochter Tilda (7) würde das auch gefallen. Was sie aber noch besser fände: "Alle Autos weg!", ruft sie. Das fände auch ihre Mama schön. "Für die Kinder wäre das natürlich toll. Aber so ist das ja auch schon was", sagt von Stein. An die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit würden sich nämlich nur wenige halten.
Parkplätze gehen vor allem Münchner Handwerkern ab
Franz Knobloch wohnt eine Straße weiter und ist von der Sommerstraße nicht überzeugt: "Ganz ehrlich: Ich finde es nervig. Die dadurch fehlenden Parkplätze sind ein Problem. Ich bin Handwerker und das wird in der ganzen Stadt immer schlimmer." Er arbeitet in der Fensterbranche.

"So ein Ding trägst du nicht eben mal eine Straße weiter, weil gerade mal kein Parkplatz frei ist", sagt er. Gegen spielende Kinder habe er gar nichts, auch wenn sich die Leute draußen treffen, findet er gut, aber das passiere in der Schmied-Kochel-Straße kaum. "Meinen Hund Foufou wiederum freut es natürlich, wenn weniger Autos fahren", sagt Knobloch. So ganz reicht ihm das als Argument für die Sommerstraße aber nicht.
Dass es nicht ganz einfach würde, wusste auch BA-Vorsitzender Lutz. Die Schmied-Kochel-Straße war dennoch sein persönlicher Favorit. "Eine ohnehin lebendige Straße zur Sommerstraße zu machen, ist einfach. Das läuft hier natürlich anders wie zum Beispiel in der Schöttlstraße", so Lutz. Die Schöttlstraße in Mittersendling war schon 2022 eine beliebte Münchner Sommerstraße – die Resonanz fast durchweg positiv. Vor allem die Anwohner hätten dort dazu beigetragen, die Straße zu beleben.
Kunstaktionen und Wochenenden bringen Nachbarschaft in der Schmied-Kochel-Straße zusammen
Trotzdem zieht er nach der Halbzeit kein schlechtes Fazit. Probleme für den Lieferverkehr, zum Beispiel zur Metzgerei in der Straße, seien ausgeblieben.
Ja, eine mobile Palme fände auch Lutz schön, der fehlende Schatten sei schon zu ihm durchgedrungen und er wisse auch, dass hier wenig Nachbarschaftstreffen stattfinden. Er sagt: "Es war bisher eher eine Wochenendgeschichte. Bei den organisierten Kunstaktionen kommen aber immer einige Leute zusammen", erklärt er.

Für das nächste Mal möchte Lutz die Anregungen der Anwohner mitnehmen. "Vielleicht probieren wir es dann Mal auf der anderen Seite, wo mehr Schatten ist", sagt er. Auch mobiles Grün in anderer Form kann er sich vorstellen.
Das Eis-Café an der Ecke habe bereits ein Paklet beantragt. Für den BA-Vorsitzenden also ein guter Anfang in einer "untypischen" Sommerstraße - auch wenn die Anwohner bis jetzt nur am Wochenende neben Kreideblumen sitzen.
- Themen:
- München