Hohe Energiepreise: Belastungen für Mieter in München haben sich verdoppelt
München - Ganze 46 Prozent ihres Einkommens: So viel mussten Alleinerziehende 2022 in München allein für Wohnen und Heizen bezahlen. Das zeigt eine Studie des Vereins Öko-Institut im Auftrag des Deutschen Mieterbundes, die untersucht hat, wie stark die Mieter in Deutschland von den steigenden Wohn- und Heizkosten belastet werden.
Das Ergebnis überrascht nicht: Die Belastung vieler Mieterhaushalte ist enorm – und steigt tendenziell weiter an. Das liegt auch daran, dass Mieterhaushalte im Schnitt zu den ärmeren Haushalten gehören – und ärmere Haushalte besonders häufig in alten Gebäuden leben, die ineffizient und fossil beheizt werden. Das bedeutet: Wenn Strom und Heizung teurer werden, sind sie von den Preisanstiegen besonders betroffen.
Mieterbund: Teure Energie wegen alter Heizungen in München
Die Studie zeigt diesen Zusammenhang anhand verschiedenster Zahlen auf: 54 Prozent aller Mieter gehören ihr zufolge zu den untersten drei Einkommensklassen in Deutschland. Von den unteren Einkommensklassen wiederum leben nur fünf Prozent in Gebäuden, die nach dem Jahr 2000 fertiggestellt wurden, 65 Prozent dagegen leben in Gebäuden, die zwischen 1949 und 1990 errichtet wurden.
Während der Energiepreiskrise mussten die ärmeren Haushalte auch deshalb im Schnitt acht Prozent ihres Einkommens für Energiepreise aufbringen – fast doppelt so viel wie zuvor. "Viele Mieter müssen fossil heizen und sind damit von den Schwankungen der Energiepreise besonders betroffen", sagt Franz Michel vom Deutschen Mieterbund.
Sanierung ist für viele Mieter in München sinnvoll - aber auch dann steigen die Kosten
Das Problem: Auf der einen Seite wäre besonders für die unteren Einkommensklassen eine baldige energetische Sanierung ihrer Häuser sinnvoll, weil dadurch Energieverbrauch und Heizkosten gesenkt werden könnten. Auf der anderen Seite bedeuten Sanierungen für Mieter momentan häufig, dass ihre Warmmiete steigt, anstatt zu sinken, weil ihre Vermieter die Sanierungskosten auf die Mieter umlegen.
Der Mieterbund fordert deshalb unter anderem, die Modernisierungsumlage – also jenen Teil der Modernisierungskosten, den Vermieter auf ihre Mieter umlegen dürfen - von acht auf vier Prozent zu senken.
Mieterbund fordert: Indexmietverträge müssen verboten werden – in München und bundesweit
Zudem fordert der Mieterbund das Verbot von Indexmietverträgen, einen bundesweiten Mietenstopp und eine drastische Aufstockung des Bestands an Sozialwohnungen. Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro, ähnlich dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das vergangenes Jahr für den Verteidigungshaushalt beschlossen worden war.
Alternativ – oder ergänzend – hält Lukas Siebenkotten, der Präsident des Deutschen Mieterbundes, auch eine Enteignung der großen Immobilienkonzerne für ein geeignetes Mittel. In Berlin war diese Woche eine Expertenkommission zu dem Schluss gekommen, dass eine Vergesellschaftung der Immobilien der großen Wohnkonzerne rechtlich möglich wäre.

Münchner Haushalte geben 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus
Mit welchen Maßnahmen die Politik die Mieter entlasten wird, wird in München sicherlich mit besonderem Interesse verfolgt werden: Fast zwei Drittel der ärmeren Münchner Haushalte geben aktuell mehr als 40 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens für die Miete aus (siehe Grafik).
Die Münchner Mieter mit geringem oder mittlerem Einkommen seien, so sieht das Beatrix Zurek vom Mieterverein München, "schon längst an der Grenze der Belastbarkeit angelangt."
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