Historischer Tiefststand bei Unfallzahlen in München: So wenige Verkehrstote wie nie
München - Der Verkehr auf Münchens Straßen nimmt weiter zu, auch weil immer mehr Radler in der Stadt aber auch im Landkreis unterwegs sind. Trotzdem ist die Zahl der schweren Unfälle mit Verletzten oder gar Toten im vergangenen Jahr deutlich gesunken, wie das Präsidium am Freitag in seiner neuesten Bilanz mitteilte. Das höchste Unfallrisiko auf den Straßen tragen Radler bzw. Fußgänger – und unter denen vor allem ältere Menschen, neun der zwölf Verkehrstoten waren älter als 65.
Trotz vieler positiver Entwicklungen zeigt sich Münchens Polizeivizepräsident Michael Dibowski nicht ganz zufrieden: "Zwölf Verkehrstote aus dem Jahr 2023 sind für uns immer noch zwölf Verkehrstote zu viel. Wir halten an dem Ziel von null Verkehrstoten bis zum Jahr 2050 fest." Mehr als die Hälfte (66,6 Prozent) der Verkehrsunfalltoten waren Fußgänger und Radfahrer, sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmer, wie sie im Präsidium heißen. Die Gesamtunfallzahlen bei Radlern und Fußgängern blieben laut der aktuellen Unfallbilanz 2023 nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr.
München: Mehr Unfälle mit Radfahrern, aber weniger Unfälle mit Fußgängern
Bei Radfahrern gab es einen leichten Anstieg (+0,1 Prozent) von 3475 auf 3479, bei Fußgängern einen leichten Rückgang (-0,3 Prozent) von 970 auf 967 Verletzten. 766 Fußgänger wurden verletzt, davon 96 schwer. Vier Fußgänger starben, einer mehr als 2022. Häufigste Unfallursache war laut Polizei "unvorsichtiges Überqueren der Fahrbahn" (337 Fälle).
Bei Verkehrsunfällen mit Radlern wurden im vergangenen Jahr 3174 Menschen verletzt, 288 davon schwer. Vier Radfahrer kamen bei Unfällen ums Leben, drei von ihnen trugen keinen Helm. "Ich appelliere an alle Radfahrer, einen Helm aufzusetzen", sagte Michael Dibowski, "auch wenn es in Deutschland keine Helmpflicht gibt." Ein Radlhelm könne vor schweren Kopfverletzungen schützen und Leben retten.
Vor allem ältere Menschen sind im Straßenverkehr besonders gefährdet
Ein Trend bei den Unfallzahlen ist dabei besonders alarmierend: Vor allem ältere Menschen sind auffallend oft Opfer von Verkehrsunfällen. Es gab 900 verletzte Senioren (2022: 1002), davon wurden 175 schwer verletzt. Bei Verkehrsunfällen mit Pedelecs gab es eine Zunahme um 18,7 Prozent auf 400 (2022: 337). In 88 Fällen wurde das Pedelec von einer Seniorin oder einem Senior gefahren.
Eine weitere bittere Pille in der aktuellen Bilanz: Insgesamt hat die Zahl der Verkehrsunfälle wie im bayernweiten Trend leicht zugenommen um 3,3 Prozent von 46.913 auf 48.462 in der Stadt und im Landkreis München. Allerdings verzeichnet die Polizei bei den Unfällen mit Personenschäden einen Rückgang um 0,8 Prozent (von 6284 auf 6232) und bei Unfällen mit Schwerverletzten sogar einen Rückgang um 13,24 Prozent auf 603 Unfälle.
Schulwegunfälle nehmen wieder zu in München
Erheblich zugenommen hat sogar die Zahl der Schulwegunfälle (+7,7 Prozent) auf 111 (2022: 103). Ursache: Nach Corona hat der Präsenzunterricht wieder zugenommen. 118 Buben und Mädchen wurden verletzt (2022: 106), davon neun Schüler schwer (2022: vier). Todesopfer gab es in 2023 glücklicherweise nicht zu beklagen.
Bei Drogen und Alkohol am Steuer fällt die Bilanz gemischt aus: Unfälle unter Alkoholeinfluss nahmen ab um vier Prozent auf 549 (2022: 572). Es gab 305 Verletzte (2022: 325), davon 40 Schwerverletzte. Bei Alkoholunfällen getötet wurden zwei Menschen (2022: 5).
Bei Unfällen unter Drogeneinfluss gab es dagegen einen Anstieg: Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen u. a. der vorherige Drogenkonsum ursächlich war, stieg um 20,3 Prozent auf 71 (2022: 59). Es gab 31 Verletzte (2022: 40), davon vier schwer verletzte Menschen. Einer starb. Weniger Unfälle gab es dagegen mit E-Scootern: Das Minus beträgt 19,3 Prozent auf 446 (2022: 532), 403 Scooter-Fahrer wurden verletzt, davon 37 schwer. Bei 76 Unfällen waren die E-Scooter-Fahrer betrunken.
Der schlimmste Raser ist in einem BMW mit Tempo 157 unterwegs
Überhöhte Geschwindigkeit als Unfallursache ist dagegen rückläufig: Die Zahl sank um 2,9 Prozent auf 438 (2022: 451), es gab 292 Verletzte (2022: 350).
Was nicht heißt, dass auf Münchens Straßen inzwischen weniger gerast wird, im Gegenteil: Bei Geschwindigkeitskontrollen der Polizei wurden 197 877 Tempoverstöße registriert, es gab 62.503 Anzeigen und 4144 Fahrverbote, in 135.374 Fällen blieb es bei Verwarnungen. Münchens schlimmster Raser war im vergangenen Jahr ein 29-jähriger BMW-Fahrer mit 157 km/h bei erlaubten 50 km/h. Die Polizei stoppte 53 illegale Autorennen, eines weniger als in 2022.
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